Wahlen in den USA ... und ihre Auswirkung auf die amerikanische Raumfahrt

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Braunschweiger

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Die republikanischen Vorwahlen laufen und die Wahl rückt immer näher. Welchen Einfluss wird die Wahl eines neuen Präsidenten (oder die Wiederwahl des alten) auf die Pläne der NASA und dessen Budget haben?

Die Wiederwahl Obamas würde vermutlich zur Beibehaltung des Kurses führen. Was würden die Republikaner tun? Allen voran Mitt Romney und der derzeitige zweite Ron Paul. Wer ist euer Liebling (in Sachen Raumfahrt)?

Keiner.

Obama wird wie gesagt am jetzigen Kurs festhalten. Und da er imo. wiedergewählt wird, bleibt ergo eh alles beim Alten.

Im Übrigen ist Romney ein totaler Wendehals, der wahrscheinlich ein Programm versprechen würde, welches sowieso keine Chance zur Umsetzung hätte. Und Ron Paul würde denk ich mal eh alles streichen und privatisieren lassen.   ;D ;D


Führerschein

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Auch ich sehe es am wahrscheinlichsten, daß Obama wiedergewählt wird. Nicht weil er gut ist, sondern weil die anderen so schwach sind.

Ron Paul würde wohl wirklich alles streichen, aber er wird nicht Kandidat.

Die anderen möglichen Kandidaten würden wohl auch nichts ändern, weil ja die von ihnen favorisierten etablierten Firmen das aktuelle Programm realisieren sollen. Höchstens könnte noch eine kleinere man-rated Rakete dazukommen. Das wäre ja sinnvoll. Beim jetzigen SLS hätten die USA ja immer noch keinen vernünftigen Träger für LEO Aktivitäten. Sie könnten nur im Zusammenhang mit Schwerlasten auch Astronauten starten, ähnlich wie es beim Shuttle war.

Für kleinere bemannte Flüge müßte man sich auf SpaceX stützen und darauf daß die die Dragon Kapsel manrated hinkriegen.

Gruß

Führerschein

Edit: Ich habe gerade mal nachgelesen über die Position der republikanischen Kandidaten. Von denen äußert sich tatsächlich keiner positiv über die NASA und ihre Programme.

« Letzte Änderung: 22. Januar 2012, 10:35:07 von Führerschein »

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Offline tomtom

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Folgender Artikel beschreibt sehr gut das wenige, was von den Kandidaten zum Thema Raumfahrt bekannt ist.
http://www.thespacereview.com/article/1999/1

Newt Gingrich, der ja wieder höher gehandelt wird, hatte mit seiner Diskusion um eine Mondbasis die wohl stärkste Positionierung. Andererseits zeigte er sich kritisch gegenüber dem SLS und möchte am liebsten über Preiswettbewerbe Raumfahrt betreiben. Die nächste Vor-Wahl ist interessanterweise dann in Florida, am 31. Jan.

Im Vergleich zu vor 4 Jahren, wo es noch um die großen Themen Shuttle und Constellation ging, scheint die Bedeutung der Raumfahrt eher nachgelassen zu haben.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Zitat
...und möchte am liebsten über Preiswettbewerbe Raumfahrt betreiben.

Die Idee hatte er schon Mitte der 90er. Leider sind die Erfolge solcher Wettbewerbe recht wechselhaft. Der Ansari X Prize brachte Space Ship One hervor, der America's Space Prize hingegen stieß auf mangeldes Interesse und brachte keinerlei Ergebnisse.

Offline Kryo

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ganz ehrlich, in Deutschland wundert man sich schon, wenn Koalitionsparteien untereinander mal nicht einig sind... und in den USA?

Obama braucht doch gar keinen Wahlkampf, denn die Republikaner machen sich gegenseitig fertig...

und daher ändert sich an den Raumfahrtplänen erst mal nicht so viel, außer Budgetkürzungen, die wohl immer eine Gefahr darstellen^^

http://www.space.com/14330-nasa-romney-gingrich-republican-debate-space-exploration.html

Hier noch Romneys und Gingrich Postionen.

Romney: Würde das NASA Budget nicht erhöhen sondern eher es von privaten Investoren mitfinanzieren lassen
Gingrich: Würde das NASA Budget kürzen und lieber Preiswettbewerbe veranstalten.
« Letzte Änderung: 24. Januar 2012, 20:23:11 von Haus Atreides »

http://www.space.com/14330-nasa-romney-gingrich-republican-debate-space-exploration.html

Hier noch Romneys und Gingrich Postionen.

Romney: Würde das NASA Budget nicht erhöhen sondern eher es vonp rivaten Investoren mitfinanzieren lassen
Gingrich: Würde das NASA Budget kürzen und lieber Preiswettbewerbe veranstalten.

Sieht so aus, als wäre Obama doch die größere Hoffnung für die NASA...
Raumfahrt ohne Vision ist nichts. Also lasst uns das Unmögliche wahr werden!

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Offline sven

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Newt Gingrich spricht von einer amerikanischen Mondbasis zu Beginn seiner zweiten Amtszeit...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,811451,00.html


Offline Kryo

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große Töne, sogar bis 2020... permanente Mondbasis... dass ich nicht lache...

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Offline sven

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es geht ja noch weiter: er will eine Kolonie mit bis zu 13.000 Bewohnern einrichten...die könnten dann die Anerkennung als Staat beantragen...
http://taz.de/Mond-Wahlkampf-eines-US-Republikaners/!86427/

immerhin eine Vision...es ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Schachzug, so etwas vor den Vorwahlen in Florida zu verkünden...damit dürfte Romney dass Nachsehen haben...

es geht ja noch weiter: er will eine Kolonie mit bis zu 13.000 bewohnern einrichten...die könnten dann die Anerkennung als Staat beantragen...
http://taz.de/Mond-Wahlkampf-eines-US-Republikaners/!86427/

immerhin eine Vision...es ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Schachzug, so etwas vor den Vorwahlen in Florida zu verkünden...damit dürfte Romney dass Nachsehen haben...

Also DAS glaube ich erst, wenn ich es sehe!

Im Vergleich dazu waren ja Bushs Vorstellungen, mit einen Butterbrot-Budget Appollo in noch größer Wiederholen zu können, geradezu realistisch...
Raumfahrt ohne Vision ist nichts. Also lasst uns das Unmögliche wahr werden!

Offline Kryo

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eben: Schachzug. Mehr ist das nicht, leider. Man würde ja zugern glauben, dass es die Wahrheit ist, dass er dies als Präsident wirklich verfolgen würde.

Stattdessen ist aber zu erwarten, dass er der Rüstungsindustrie einen neuen Konflikt beschert oder etwas in der Art

Newt Gingrich spricht von einer amerikanischen Mondbasis zu Beginn seiner zweiten Amtszeit...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,811451,00.html

Sein Gefasel ist nix Neues. Statt der NASA das Geld zu überlassen, will er  es lieber Preiswettbewerbe benutzen um die Privatwirtschaft anzulocken. Als Vorbild gelten ihm Lindberg/die 30er Jahre.

Was ich hier für Probleme sehe:

 Das Preisgeld war damals oft nicht kostendeckend. Außerdem sind mindestens ein Dutzend Leute, die versucht haben den Preis zu gewinnen bei Abstürzen ums Leben gekommen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Orteig_Prize

Letzter Punkt dürfte einer Öffentlichkeit heutzutage schwer zu verkaufen sein.
Das Preissystem wurde zwar in der letzten Dekade wieder ausgegraben, aber auch hier waren die Preisgelder überschaubar.

Und manche der Preiswettbewerbe scheitern komplett, wie z.b. der  American Space
Prize.

http://en.wikipedia.org/wiki/America%27s_Space_Prize

Hauptgründe: Entweder bekamen die Firmen schon von anderer Seite Regierungsgelder oder ihnen war das Projekt letztendlich zu riskant.

Ich schreibe das übrigens nicht allein aus Gingrich Basherei. Der "Gingrich Plan" wurde sehr detailiert, mitsamt 12 Preisen und deren Preisgeld, in Zubrins "The Case for Mars" vor knapp 15 Jahren beschrieben. Es war nämlich Zubrin, welcher für Gingrich diese Preise ausarbeitete. (Die beiden trafen sich während einer Fernsehdebatte zum Thema Marsflug.)
 
Ich glaube einfach nicht, daß sich die meisten Firmen auf solch ein teueres Risiko, welches ihnen nichts wirklich finanziell einbringt, einlassen würden.

Falls es wen interessiert könnte ich übrigens die Preisliste posten. Dann könnten wir diskutieren ob sie überhaupt sinnhaft ist.




Offline double-p

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Das ist aber sehr billiges Gehupe vom Gingrich. Ich hab die Vision und jemand anders soll es bezahlen. Pffff... ::)

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Offline sven

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Das ist aber sehr billiges Gehupe vom Gingrich. Ich hab die Vision und jemand anders soll es bezahlen. Pffff... ::)

es entspricht aber dem amerikanischen Marktverständnis...und es ist keine neue Idee, die da mal eben von ihm aus dem Hut gezaubert wird...
Die Frage der Umsetzung von Visionen ist doch der Weg: Finde ich Möglichkeiten und Mitstreiter, für die aus der Umsetzung einer Idee ein finanzieller Vorteil entstehen kann??

Über welche Angebote kann ich verschiedene Parteien ins Boot holen: Forschung (wer verspricht sich davon welche Ergebnisse, wie werden langfristig Programme gefördert), Tourismus (wieviele Personen sind anfangs bereit, wieviele Millionen für einen Trip zum Mond zu bezahlen; ab wann rechnet sich das?? Und wann gibt es dann eine stabile Infrastruktur, die die Preise sinken läßt und neue Möglichkeiten eröffnet...)

Ich finde Visionen welcher Art auch immer wichtig, um überhaupt erst einmal gedankliche Prozesse anzustoßen. Um nichts anderes geht es hier doch: Ich bin bereit, eine Idee zu unterstützen und zu befördern, wenn ich Mitstreiter finde, die wiederum bereit sind, zu investieren (weil sie sich davon einen finanziellen Vorteil versprechen). 

Das ist mir persönlich tausendmal lieber als irgendwelche staatlichen Programme aufzulegen, die dann an an unrealistischen Finanzierungsvorgaben scheitern.

Gruß Sven

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Offline KSC

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Da zitiere ich doch mal Altkanzler Helmut Schmidt:
Zitat
Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
  ;)
Im ernst: Das ist billiges und unverbindliches Wahlkampfgeklingel um die Wähler bei der bevorstehenden Vorwahl in Florida zu ködern.
Genauso haben das seinerzeit auch Obama und McCain gemacht und was aus diesen „Visionen“ geworden ist, können wir ja heute schön sehen.

Gruß,
KSC


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Offline sven

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immerhin klingelt einer...von allen anderen habe ich bisher nichts gehört!
Die Diskussionen laufen schon wieder in Richtung "Elon Musk"...

Ich wünsche mir mehr Visionen (unabhängig von der Realisation)...man wird doch wohl noch träumen dürfen... ;)

runner02

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Darum würde ich ihn Wählen!!

Und wenns dann nur 10.00 Bewohner sind, dann passts auch :D

Zitat
Der "Gingrich Plan" wurde sehr detailiert, mitsamt 12 Preisen und deren Preisgeld, in Zubrins "The Case for Mars" vor knapp 15 Jahren beschrieben.

An diese Vorgehensweise kann ich mich erinnern, aber dass die mit Gingrich in Verbindung stand habe ich vergessen (hatte seinen Namen nie zuvor gehört)


Ich wünsche mir mehr Visionen (unabhängig von der Realisation)...man wird doch wohl noch träumen dürfen... ;)
Also Visionen, die nicht realisierbar sind, sind doch irgendwie auch Käse, und bringen einen auch nicht weiter.

Wenn man vorankommen möchte, dann steckt man sich ein hohes, aber dennoch ereichbares Ziel, überlegt sich, wie es erreicht werden kann, und arbeitet das dann schritt für Schritt ab.
Raumfahrt ohne Vision ist nichts. Also lasst uns das Unmögliche wahr werden!

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Offline tomtom

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Wenn man sich die Rede anhört, muß man wohl konstatieren, dass es eher nicht um Mondbasen oder die Entwicklung der Raumfahrt geht. Selbst die Sache mit den 13000 Amerikanern war ja mehr Entertainment.

Diese Ziele leitete er ein mit der Beschreibung, dass JFK damals das Mondziel verkündete, als lediglich Jurin Gagarin den Weltraum erreichte, zweifellos eine ambitionierte Vision.

Seine zentrale Aussage, passend zum Threadtitel, ist wohl vielmehr seine Kritik an der Bürokratie und die Erneuerung eines gewissen Pioniergeistes. Insofern dürfte man wohl erwarten, dass bei seiner Wahl die NASA komplett umgekrempelt werden würde.


Gingrich & NASA 25 January 2012
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline Pham

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Visionen sind schön und konstruktiv .. sofern sie sich in Handeln umsetzten lassen.
Wenn allerdings ein Präsendentschaftskandidat  dazu hinreisen lässt, in einem Wahlkampf(!) seine Vision von 13.000 Menschen auf dem Mond zu präsentieren, während letztes Jahr dasselbe Land das er vertritt, seinen bemannten Zugang zum All grundsätzlich gekappt hat, dann ist dass gewollte Realsatire (bzw. direkte Verarsche derjenigen, vor denen er das vorgeschlagen hat) oder der Herr hat eine alternative Begabung (falls das mit dem Präsidenschaftsamt nix werden sollte): als Since Fiction Autor.

Visionen sind für mich schon an konketen Zielen ausgerichtete Träume. Das was er Gingrich da vom Stapel gelassen hat ist einfach nur gedankenloses Geplapper .. und halte ich sogar destruktiv für diejenigen die wirkliche Visionen zur Raumfahrt haben.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

runner02

  • Gast
Zitat aus dem Video:

Zitat
I'm sick of being told that we have to be timid and we don't have the propulsion systems ....


 8)

So, hab mir jetzt auch mal die Rede gegönnt.

Und sorry, aber das war nichts anderes als Wahlkampfgeplapper. Mit Appellen an den amerikanischen "Pioniergeist" und "Patriotismus" (aka. wir sind die Allergrößten) lässt sich halt gut Stimmenfang machen.

Wie er die Mondbasis bauen will, wird absolut nicht erwähnt, er basht nur gegen die "Bürokratie". Sein WWII Vergleich im Flugzeugbau ist lachhaft. Damals war Krieg, da wurden eben soviele Flugzeuge gebraucht.

Und 8 Raketenstarts pro Tag statt nur 1? Ähh, hat der von derzeitigen Startfrequenzen wirklich eine Ahnung? Stattdessen kommt nur der übliche "Flugzeug" Vergleich.


Berliner

  • Gast
Im ernst: Das ist billiges und unverbindliches Wahlkampfgeklingel um die Wähler bei der bevorstehenden Vorwahl in Florida zu ködern.

Natürlich ist das alles nur Geplapper. Aber hätte Obama die gleichen haltlosen Versprechungen gemacht, würden hier vermutlich alle jubeln. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, wenn das Thema "Raumfahrt" in den Wahlkampf hineinkommt.

Von Obamas Versprechungen eines "Change" ist ja auch nicht viel übrig geblieben.

Ich bezweifle aber, ob die NASA einen weiteren, so radikalen Wechsel überstehen könnte. Unter solchen Umständen kann man keine langfristige Projektplanung machen.