Hallo marslady,
Du ( und auch viele andere Leute in verschiedenen Foren ) betrachtest die zurückliegenden Befreiungsversuche als zu zögerlich bzw. zu halbherzig. Ich sehe das etwas anders.
Wenn überhaupt, dann haben die Roverdriver nur einen Fehler gemacht. Nachdem der Rover sich Ende April 2009 festgefahren hatte, hat man sofort versucht, Spirit wieder zu befreien. Dies hat in den folgenden Tagen dazu geführt, dass der Rover sich noch fast einen halben Meter weiter in südliche Richtung bewegt hat. Allerdings ist er dabei immer weiter in den lockeren Sand hinein geraten und hat sich dabei letztendlich nur noch weiter festgefahren.
Erst jetzt wurde die "Notbremse" gezogen und man hat die weiteren Fahrten vorläufig beendet und ist zu einer systematischen Analyse incl. simulierter Befreiungsfahrten in der Testanlage des JPL übergegangen.
Leider gibt es aber auf der Erde keinen wirklich perfekten "Marssimulator". Wir können hier weder die exakte Mischung des Sandes nachstellen, noch die auf dem Mars herrschende Gravitation erzeugen. Sowohl das verwendete Material für den Sandersatz ( u.a. wurde hierfür
Kieselgur verwendet ) als auch das später eingesetzte leichtere Testmodel SSTB-Lite ( durch das verringerte Gewicht dieses Testrovers sollte die auf dem Mars auf ein Drittel verringerte Gravitation besser simuliert werden ) waren letztendlich nur Behelfsmaßnahmen.
Nach fast sechs Monaten konnte immer noch keine "sichere" Strategie ausgetüftelt werden, um Spirit wieder zu befreien. Schließlich hat man versucht, sich zurück nach Norden zu bewegen. ( Okay, gefühlsmäßig hätte ich diese Option von Anbeginn an verfolgt, aber ich habe auch keine sechsjährige Erfahrung mit der Steuerung der Rover... ) Das hat aber nicht funktioniert. Der anschließende Wechsel der Fahrtrichtung nach Süden brachte eindeutig bessere Resultate. Warum, das kann bis zum jetigen Zeitpunkt keiner so richtig erklären. Auch Scott Maxwell schreibt, das dies bisher ein Mysterium ist... Leider war es da aber bereits zu spät. Erstens war mittlerweile auch das zweite Rad ausgefallen und zweitens erfolgte ein jahreszeitlich bedingter drastischer Einbruch der Energieversorgung.
Alles zusammen ist die gesamte Geschichte echt dumm gelaufen. Das Glück, welches Spirit bisher immer hatte, hat die Leute am JPL in dieser Situation halt verlassen. Trotzdem möchte ich weder der NASA noch dem JPL und erst recht nicht den Rover-Drivern unterstellen, dass sie Spirit aufgegeben haben ( weder bewusst noch unbewusst! ). Der Betrieb beider Rover kostet momentan pro Jahr 20 Millionen US-Dollar. Der Betrieb von nur einem Rover schlägt dagegen immer noch mit 16 Millionen US-Dollar zu Buche. Sollte Spirit den Winter überleben, dann wird das die NASA mit Freudensprüngen begleitet bekannt geben. Die Frage ist halt, wie wahrscheinlich ein solcher Fall ist. Und hier muss man leider sagen : Extrem unwahrscheinlich!
Wenn es aber geschieht, dann haben wir immer noch die Möglichkeit, für "lediglich" vier Millionen Dollar pro Jahr weitere Messdaten von der Oberfläche des Mars zu empfangen - Bilder inklusive! Und eine gewaltige PR für die NASA wäre ebenfalls garantiert.
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko