Endeavour-Countdown läuft

Seit 8 Uhr läuft der Countdown der Mission STS 130. Diese steht unter dem offiziellen Motto: Zimmer mit Ausblick (Room with a view).

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.

Das Zimmer ist das in Italien unter der Leitung von Thales Alenia Spazio gefertigte dritte Knotenmodul des US-basierten Teils der Internationalen Raumstation. Dabei handelt es sich um ein fast 7 Meter langes und 4,40 m durchmessendes, zylindrisches Modul mit einer Masse von etwa 13,5 t. Über einen Wettbewerb wurde im letzten Jahr nach einem Namen für Node 3 gesucht. Die NASA entschied sich schließlich zu Ehren der vor gut 40 Jahren erfolgten ersten Mondlandung im Meer der Ruhe für Tranquility (dt. Ruhe).

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Missionslogo von STS 130
(Bild: NASA)

In diesem Modul werden mehrere Water Recovery System Racks für die Aufbereitung von Schmutzwasser und Urin sorgen. Damit will man jährlich etwa 2.850 Liter Frischwasser ersetzen, das sonst teuer von der Erde zur Station transportiert werden müsste. Das bedeutet eine Einsparung von etwa 100 Millionen US-Dollar pro Jahr. Das Wasser kann sowohl zur Kühlung als auch zur Sauerstoffproduktion verwendet werden. Dazu befindet sich ein Oxygen Generation System Rack in Tranquility. Hier wird Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Sauerstoff wird der Atmosphäre der Station beigemischt, während der Wasserstoff ins All abgelassen wird. Maximal lassen sich pro Tag 9 kg Sauerstoff produzieren.

Zur Reinhaltung der Stationsluft dient ein Air Revitalization System. Dieses überwacht und filtert etwa 200 Substanzen aus der Luft, vor allem dient es aber der Absorption von Kohlenstoffdioxid. Zum ebenfalls in Node 3 untergebrachten Equipment gehört ein Waste and Hygiene Compartment genanntes Hygieneabteil, mit einer Toilette, sowie Sportgeräte. Ein schwingungsgedämpftes Laufband und ein Kraftsporttrainingsgerät sollen dafür sorgen, dass die Raumfahrer während ihres langen Aufenthaltes in der Schwerelosigkeit fit bleiben. Das Advanced Resistive Exercise Device arbeitet mit Vakuumzylindern und erlaubt eine Maximalbelastung, die dem Heben von 270 kg Masse auf der Erde entspricht.

Den Blick ins All, auf die Erde und ins nahe Arbeitsumfeld der Station erlaubt die ebenfalls bei Thales Alenia Spazio gefertigte Cupola. Sie ist 1,50 m hoch, hat einen Durchmesser von 2,95 m und eine Masse von etwa 1,8 t. Sie verfügt über 6 rundum angebrachte trapezförmige Fenster und ein 80 cm durchmessendes rundes Fenster an der Decke. Über diese vierlagigen, austauschbaren und mit einer einfachen Abdeckung versehenen Fenster sollen astronomische sowie Erdbeobachtungen, Fotografie und Überwachung von Operationen mit dem Haupt-Roboterarm der Station vorgenommen werden. Am Bau waren Firmen in Spanien, Schweden, Deutschland, Belgien und der Schweiz beteiligt. Die Metallstruktur der Kuppel wurde aus einem Stück gefertigt und bietet daher eine besondere Festigkeit.

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Die Crew der Endeavour
(Bild: NASA)

Die Endeavour soll am 7. Februar, um 10:39 Uhr MEZ starten und knapp zwei Tage später am Bug der ISS andocken. Die Besatzung besteht aus George Zamka, Terry Virts, Nicholas Patrick, Robert Behnken, Stephen Robinson und Kathryn Hire. Während der auf knapp 13 Tage geplanten Mission sollen 3 Außenbordeinsätze durchgeführt werden.

Nach dem Start und dem Manöver zum Einschwenken in eine stabile Erdumlaufbahn wird sich die Raumfähre auf einer mehrfach anzuhebenden Bahn der Internationalen Raumstation nähern. Am zweiten Flugtag wird der Hitzeschutz der Endeavour untersucht, am dritten erfolgen Rendezvous, Rotationsmanöver und Kopplung. Am 4. Tag werden die Wasseraufbereitungsanlage in der ISS repariert und der erste Ausstieg vorbereitet. Während des Ausstiegs wird das zuvor aus dem Laderaum der Endeavour gehobene und an Unity-Backbord angedockte Tranquility-Modul, an dessen einem Ende die Kuppel angebracht ist, an die Avionik der Station angeschlossen. Am folgenden Tag wird das Modul in Betrieb genommen und Cupola auf die Umsetzung vorbereitet. Diese erfolgt am 8. Flugtag an die Unterseite von Tranquility. Zuvor werden beim 2. Außenbordeinsatz Kühlmitteldruckleitungen an dessen Außenseite angeschlossen. Damit wird Tranquility in den äußeren Kühlkreislauf des US-basierten Stationssegments einbezogen.

Anschließend wird der Kopplungsadapter PMA 3 von Harmony-Zenit nach Tranquility-Bug umgesetzt. Hier soll es als Lagerraum und zusätzlicher Meteoritenschutz dienen. Für Kopplungsmanöver wurde PMA 3 nur einmal benutzt. Nach der Umsetzung und Reaktivierung von PMA 3, zu der auch die Arbeiten während des dritten Ausstiegs beitragen, werden letzte Versorgungsgüter und Ausrüstungen aus dem Shuttle in die Station gebracht. Verpackungsmaterial, Forschungsergebnisse und Abfälle nehmen den umgekehrten Weg. Möglicherweise wird abschließend die Bahn der Station mit Hilfe der Shuttle-Triebwerke angehoben. Am 12. Tag koppelt die Endeavour von der Station ab, umfliegt sie und macht sich anschließend auf den Heimweg. Die Landung am KSC in Florida soll nach gegenwärtigen Planungen am 20. Februar erfolgen.

Raumcon:

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