SpaceX bringt SES 12 ins All

SES 12 ist im All. Um den Kommunikationssatelliten auf die vorgesehene Bahn zu bringen, wurde die Leistungsfähigkeit der verwendeten Falcon-9-Rakete umfassend ausgenutzt. Nach dem Start kam es nicht zur gezielten Rückführung der ersten Stufe und zu keiner Landung.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Airbus Defence and Space, Fakel, SES, SpaceX.

Falcon 9 mit SES 12 auf der Startrampe
(Bild: SpaceX)
Falcon 9 mit SES 12 auf der Startrampe
(Bild: SpaceX)

Um 4:45 Uhr Weltzeit (UTC) am 4. Juni 2018 erfolgte das Abheben der zweistufigen Falcon-9-Rakete von SpaceX mit dem Kommunikationssatelliten SES 12 für den Kommunikationssatellitenbetreiber SES mit Sitz in Luxemburg an Bord. Der Flug, der nicht mit den für eine erfolgreiche weiche Landung notwendigen Komponenten wie Landebeine und Steuerflächen ausgestatteten, Rakete begann von der Startrampe 40 auf Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.

Für den transportierten Satelliten endete er mit dem Aussetzen auf der vorgesehenen Transferbahn, für die erste Stufe, den Core 1040, mit der Zerstörung beim Aufschlag im vorausberechneten Seegebiet im Atlantik. Die erste Stufe war diejenige, auf der am 7. September 2017 ein geflügelter, wiederverwendbarer Raumflugkörper vom Typ X-37B unter dem Missionstitel OTV-5 für die US-amerikanische Luftwaffe gestartet worden war.

Falcon 9 mit SES 12 kurz nach dem Abheben
(Bild: SpaceX)
Falcon 9 mit SES 12 kurz nach dem Abheben
(Bild: SpaceX)

Die Rakete mit SES 12 an Bord hatte bei Brennschluss der ersten Stufe zwei Minuten und 44 Sekunden nach dem Abheben eine Geschwindigkeit von rund 9.500 km/h erreicht. Die Stufentrennung erfolgte vier Sekunden nach dem Brennschluss der ersten Stufe. Sieben Sekunden nach der Stufentrennung begann die zweite Stufe ihre erste Brennphase.

Der Abwurf der Nutzlastverkleidung fand rund 32 Sekunden nach dem Start der ersten Brennphase der zweite Stufe statt. Diese Brennphase war dann acht Minuten und 25 Sekunden nach dem Abheben beendet. Es folgte eine Freiflugphase, an deren Ende rund 26 Minuten nach dem Abheben sich die zweite, 55 Sekunden kurze Brennphase der zweiten Stufe, anschloss. Dann wurde SES 12 rund 32 Minuten nach dem Abheben von der zweiten Stufe abgetrennt.

SES 12 im All - Illustration
(Bild: Airbus Defence and Space)
SES 12 im All – Illustration
(Bild: Airbus Defence and Space)

Der für eine Position bei 95 Grad Ost im Geostationären Orbit (GEO) vorgesehene Satellit wurde von Airbus Defence and Space gebaut und basiert auf dem Satellitenbus E3000EOR. Seine Auslegungsbetriebsdauer beträgt 15 Jahre (Treibstoff an Bord für 22 Jahre), innerhalb derer SES Nutzer im asiatisch-pazifischen Raum und im Mittleren Osten über SES 12 mit direkt ausgestrahlten Fernsehprogrammen sowie Verbindungen für Netzwerke und Mobilfunkanwendungen versorgen will. Insbesondere die als schnell wachsend betrachteten Märkte in Indien und Indonesien möchte SES mit SES 12 bedienen.

SES 12 in der MISTRAL-Testkammer in Toulouse
(Bild: Airbus Defence and Space / D. Marques)
SES 12 in der MISTRAL-Testkammer in Toulouse
(Bild: Airbus Defence and Space / D. Marques)

NSS 6, gebaut von Lockheed Martin und gestartet am 17. Dezember 2002, wird von SES 12 ersetzt – der neue Satellit war noch von New Skies Satellites (NSS) bestellt worden, bevor letzteres Unternehmen nach Übernahmen und Zusammenlegungen in SES aufging. Mit SES 8, seit dem 3. Dezember 2013 im All, soll SES 12 in Kolokation betrieben werden. Von Zypern im Westen bis Japan im Osten, sowie von Russland im Norden bis Australien im Süden könnte der neue Satellit künftig genutzt werden. Der flexible Einsatz des Satelliten wird unter anderem durch mit einem digitalen Signalprozessor verbundene Multi-Beam-Antennen ermöglicht.

Die Startmasse von SES 12 bewegte sich im Bereich von 5,4 Tonnen (5.383,85 Kilogramm laut einer Pressekonferenz vor dem Start). In einer Präsentation nannte Martin Halliwell, CTO von SES, am 25. Oktober 2017 5.470 Kilogramm als Startmasse und 4.250 Kilogramm als Leermasse des Satelliten.

Elektrisches Triebwerk von Fakel in Betrieb in einer Testkammer
(Bild: Fakel)
Elektrisches Triebwerk von Fakel in Betrieb in einer Testkammer
(Bild: Fakel)

Um seinen Aufgaben gerecht werden zu können, ist SES 12 mit acht 120 Watt starken Transpondern für das Ka– und 68 150 Watt starken Transpondern für das Ku-Band ausgestattet. Für die Stromversorgung der maximal 15,1 Kilowatt benötigenden Kommunikationsnutzlast, des Satellitenbus und der elektrischen Triebwerke gibt es zwei Solarzellenausleger und Lithiumionenakkumulatorenzellen an Bord. Von den Solarzellenauslegern erwartet man eine maximale elektrische Leistung von zusammen rund 19 Kilowatt. Sie bestehen aus jeweils fünf Segmenten und geben dem Satelliten eine Spannweite von insgesamt rund 45 Metern (42 Meter Halliwell 2017).

Zum Abbau der nach dem Start verbliebenen Bahnneigung gegen den Erdäquator und dem Erreichen einer annähernden Kreisbahn auf dem Niveau des GEO ist der Satellit mit vier elektrischen Triebwerken von Typ SPT-140D von Fakel aus Russland ausgestattet worden, die Airbus Defence and Space im Jahr 2014 bestellt hatte. Rund sechs Monate soll der Transfer des Satelliten in den GEO unter Zuhilfenahme der elektrischen Triebwerke dauern. Auch für Bahnerhalt und Manöver im GEO ist die Nutzung der elektrischen, Xenon ausstoßenden Triebwerke geplant.

DTMA-Arm in Transportkonfiguration (etwa Bildmitte)
(Bild: Webcast SpaceX)
DTMA-Arm in Transportkonfiguration (etwa Bildmitte)
(Bild: Webcast SpaceX)

SPT-140D-Triebwerke können mit zwei verschiedenen Leistungsstufen eingesetzt werden. Darauf deutet das D für Dual in der Bezeichnung hin. Im Modus mit einem spezifischen Impuls von 1.770 Sekunden beträgt der Schub 290 Millinewton bei einer Spannung von 300 Volt und einem Strombedarf von 4.500 Watt, im Modus mit einem spezifischen Impuls von 2.750 s beträgt der Schub 180 mN bei 800 V und 4.800 W.

Die Antriebe sind auf entfaltbaren Armen montiert. Die Arme mit den Triebwerken werden als Deployable Thruster Module Assembly (DTMA) bezeichnet. Die ersten beiden DTMA-Flugmodelle befinden sich an Bord von Eutelsats Eutelsat 172B, der bereits im All und auf Betriebsposition im GEO ist. SES 12 und SES 14 sind entsprechend ausgestattet.

Airbus Defence und Space gab mit Datum vom 4. Juni 2018 bekannt, dass SES 12 nach der Abtrennung von der zweiten Raketenstufe seine Initialisierungsphase abgeschlossen und wie geplant mit der elektrischen Orbiterhöhung (Electric Orbit Raising, EOR) begonnen habe.

Der Kommunikationssatellit wurde zwischenzeitlich auf einer 26 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem erdnächsten Bahnpunkt von ~ 260 und einem erdfernsten Bahnpunkt von ~ 58.400 km beobachtet. Die zweite Stufe befindet sich auf einer 25,9 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem erdnächsten Bahnpunkt von ~ 270 und einem erdfernsten Bahnpunkt von ~ 58.600 km. Von der erreichten Bahn muss der Satellit nun noch eine Geschwindigkeitsdifferenz von etwa 1.640 m/s überwinden, wenn er auf einen Geostationären Orbit gesteuert werden soll.

SES 12 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.488 und als COSPAR-Objekt 2018-049A. Die zweite Stufe der Falcon-9-Rakete, die den Satelliten ins All brachte, wurde katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.489 und als COSPAR-Objekt 2018-049B.

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