Proton Medium mit anderem Aufbau

Im September 2016 war auf einer Konferenz in Paris eine neue, leichtere Version der russischen Proton-Rakete, genannt Proton Medium, vorgestellt worden. Jetzt wurde bekannt, dass ihre Konstruktion zwischenzeitlich umgeplant wurde.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: ILS, Spacenews.

Evolution Roton M zu Proton Medium
(Bild: International Launch Service (ILS))

Die 2016 bekannt gewordenen Pläne sahen vor, dass bei der Proton Medium als zweite Stufe die in bisher üblichen Proton-Raketen als dritte Stufe verwendete in verlängerter Version zum Einsatz kommen sollte, Raumfahrer.net berichtete. Jetzt ist vorgesehen, die originale zweite Stufe auch bei der Proton Medium unverändert als zweite Stufe zu benutzen. Darüber hinaus wird bei der Proton Medium den neuen Plänen zufolge auch keine modifizierte, verlängerte erste Stufe zum Einsatz kommen.

Beide Änderungen sollen die erwartete Leistung der Trägerrakete (Satellit der 5-Tonnen-Klasse in einen Geotransferorbit mit einer Geschwindigkeitsdifferenz zum Geostationären Orbit von 1,5 km/s) nicht ändern, bezieht man sich auf vorliegende Infographiken. Der Autor nimmt an, dass die Änderungen maßgeblich zu einer Verkürzung der erforderlichen Entwicklungszeit beitragen sollen. Der International Launch Service (ILS), der voraussichtlich exklusive Vermarkter der Proton Medium, hatte am 7. März 2017 mitgeteilt, dass man mit einem Einsatz der Proton Medium ab 2018 rechne.

In der Meldung vom 7. März 2017 informierte ILS außerdem darüber, dass an einer neuen, rund einen Meter höheren Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von fünf Metern gearbeitet werde. Entsprechende Machbarkeitsstudien seien bereits abgeschlossen, jetzt stünden Detailplanung, Untersuchungen der Interaktion mit der Trägerrakete sowie statische und dynamische Tests von Strukturbauteilen an. Die vollständige Nutzlastverkleidung wird ebenso getestet werden, außerdem sind Trenn- und Abwurftests sowie Untersuchungen der Akustik innerhalb der Verkleidung vorgesehen.

Die neue Verkleidung soll auf der klassischen Proton-M mit Breeze-M-Oberstufe als auch auf der noch zu realisierenden Proton Medium mit Breeze-M-Oberstufe zum Einsatz kommen. Zur Verfügung stehen soll die Verkleidung laut ILS ab dem ersten Quartal 2020. Entwicklung und Herstellung der Raketen geschehen durch die Firma Chrunitschew aus Russland.

Zurückgestellt wurde die Proton-Variante Proton Light mit stark veränderter erster Stufe. Die Verfolgung dieses Projektes soll wieder aufgenommen werden, wenn die Markteinführungen der Proton Medium und der neuen Nutzlastverkleidung erfolgt sind, und ein Bedarf erkannt wird. Gegenüber dem Branchendienst Spacenews teile Jim Kramer von ILS mit, der Markt für Trägerraketen in der Klasse der Proton Light (die Satelliten der 3-Tonnen-Klasse in einen Geotransferorbit bringen können), sei kleiner als ursprünglich erwartet. Möglicherweise hat man jedoch einfach die aktuelle Leistungsfähigkeit der russischen Industriepartner nicht richtig beurteilt.

Diskutieren Sie mit im Raumcon-Forum:

Nach oben scrollen