ISS-Besatzung absolviert Außenbordeinsatz

Ron Garan und Mike Fossum, beide Mitglieder der 28. Langzeitbesatzung der Internationalen Raumstation, verließen für 6 ½ Stunde die Station, um eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen.

Ein Beitrag von Thomas Pallmann. Quelle: Nasa. Vertont von Peter Rittinger.

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Ron Garan mit dem defekten Pumpenmodul
(Bild: Nasa)

Die vier Astronauten des Space Shuttle Atlantis wurden gestern um 09:56 Uhr MESZ mit dem Lied „More“ von Matthew West geweckt. Das Lied wurde für Missionsspezialist Rex Walheim gespielt.

Nach dem Weckruf begann die Crew zusammen mit der restlichen Besatzung der ISS, Ron Garan und Mike Fossum auf den bevorstehenden Einsatz vorzubereiten. Kommandant Chris Ferguson und ISS-Flugingenieur Satoshi Furukawa halfen den beiden in ihre Anzüge und stellten dessen einwandfreie Funktion sicher.

Für diesen Einsatz entschieden sich die Spezialisten am Boden das sogenannte ISLE-Protokoll durchzuführen, um so den Stickstoffgehalt im Blut zu senken. Dies ist wichtig für die Astronauten, um der gefährlichen Taucherkrankheit vorzubeugen, bei der aufgrund des geringeren Drucks im Anzug der im Blut gelöste Stickstoff Blasen bildet und so zu Embolien führen kann. Das ISLE-Protokoll, was für In Suit Light Excerise steht, wurde bereits während der letzten Shuttlemission STS-134 erfolgreich getestet. Vorteil von ISLE gegenüber der sonst üblichen Campout-Prozedur ist die kürzere Vorbereitungszeit für die Astronauten.

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Ein letztes Mal in der Ladebucht
(Bild: Nasa)

Um 15:22 Uhr MESZ stellten Garan und Fossum dann ihre Anzüge auf Batteriemodus um und starteten damit offiziell den einzigen Außenbordeinsatz der STS-135 Mission. Für die erste Aufgabe des Tages begaben sich die beiden zum defekten Pumpenmodul. Dort angekommen installierte Fossum zwei Notfalladapter, sogenannte COLTS, am Modul. Diese Adapter ermöglichen den Astronauten das Modul in der Ladebucht auch dann sicher zu installieren, wenn die normalen Bolzen am Pumpenmodul nicht mehr zu benutzen sind.

Ron Garan installierte unterdessen am Roboterarm der Raumstation eine Fußhalterung und bestieg diese dann. Anschließend lösten die beiden die Halterungen, die das Pumpenmodul mit der externen Lagerplattform Nummer 2 verbanden. Garan griff dann nach dem Modul, hielt es die ganze Zeit über fest, während der Roboterarm ihn zur Ladebucht des Orbiters manövrierte. Dort angekommen installierte er, zusammen mit Mike Fossum, das Pumpenmodul auf der Lightweight Multipurpose Support Structure Carrier (LMC) am Ende der Ladebucht. Insgesamt dauerte diese Prozedur knapp eine Stunde.

Nach Abschluss der Arbeiten am Pumpenmodul wechselten die beiden die Position und Mike Fossum betrat die Fußhalterung am Roboterarm. Ron Garan löste die Schrauben an der Robotic Refuel Mission (RRM) und übergab dieses an Fossum. Bevor die beiden sich wieder zur Raumstation begaben, sagte Fossum zu Garan „Schau dich noch einmal um. Du bist die letzte EVA-Person in der Ladebucht eines Shuttles“.

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Mike Fossum mit RRM in der Hand
(Bild: Nasa)

Ziel der beiden Astronauten war der kanadische Roboter DEXTRE am amerikanischen Labor Destiny, um dort das RRM zu installieren. Während der kommenden Jahre wird DEXTRE, der vom Boden aus gesteuert wird, mithilfe der RRM verschiedenste Methoden zur Betankung und Reparatur von Satelliten in der Umlaufbahn demonstrieren. Sollten diese Tests erfolgreich verlaufen, so könnte man in der Zukunft eine Art Werkstatt im All einrichten und so z. B. die Mission von alten Telekommunikationssatelliten verlängern oder havarierte Satelliten retten.

Damit waren die beiden großen Aufgaben des Tages erfolgreich abgeschlossen und die Astronauten konnten sich den kleineren Tätigkeiten widmen. Ron Garan begab sich zum Express Logistics Carrier 2 (ELC-2), um dort das Materialexperiment MISSE-8 zu öffnen. MISSE-8 wurde bereits von der STS-134 Besatzung im Mai an der ELC-2 angebracht. Damals entschied man sich allerdings das Experiment nicht zu öffnen, da man davon ausging, dass die Schutzabdeckungen des Alpha-Magnet-Spektrometers, welches ebenfalls während der Mission installiert wurde, noch ausgasen würden und so das Materialexperiment verfälschen könnte.

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Zurück an der Luftschleuse Quest
(Bild: Nasa)

Mike Fossum begab sich unterdessen auf die russische Seite der Raumstation, um dort am neuen Greifpunkt für den Stationsarm ein Erdungskabel neu zu justieren. Anschließend installierten beide Astronauten noch eine Abdeckung am Pressurized Mating Adapter Nummer 3 (PMA-3). Die Abdeckung soll die Temperatur im Inneren des Adapters senken, um so die Dichtungsringe im Adapter vor zu großer Sonneneinstrahlung zu schützen.

Die Installation der Abdeckung am PMA-3 war dann auch die letzte Arbeit, die die beiden Astronauten absolvierten. Um 21:53 Uhr MESZ endete dann offiziell der Außenbordeinsatz mit einer Gesamtzeit von 6 Stunden und 31 Minuten. Es wird der einzige geplante Einsatz mit amerikanischen Anzügen für fast ein Jahr bleiben. Für Mike Fossum war es sein siebter Einsatz, während Ron Garan seinen vierten Einsatz absolvierte.

Während der Außenbordeinsatz außerhalb der Station durchgeführt wurde, widmete sich der Rest der Besatzung wieder dem Transfer von Ausrüstung. Im Gegensatz zum gestrigen Tag, bei dem hauptsächlich Ausrüstung vom Zwischendeck des Shuttles transferiert wurde, richtete sich heute der Fokus auf das Multi Purpose Logistics Modul. Insgesamt schaffte die Crew heute 30 Mannstunden an Ausrüstung zu transferieren. Sie liegt damit klar vor ihrem Zeitplan.

Gegen Ende des Tages wurde die Besatzung noch informiert, dass die Überprüfung des Hitzeschildes vom Damage Assessment Team (DAT) abgeschlossen ist und der Schild offiziell für den Wiedereintritt freigegeben wurde.

Die Besatzung soll heute um 08:26 Uhr MESZ geweckt werden und ihren sechsten Flugtag beginnen. Neben einigen Interviews wird der Tag von Transferarbeiten dominiert werden.

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