Das Ende einer Ära. Atlantis sicher gelandet

Zum letzten Mal in der Geschichte kehrte ein Orbiter sicher zur Erde zurück und beendete damit nach 30 Jahren die Ära der Space Shuttle Flüge.

Ein Beitrag von Thomas Pallmann. Quelle: Nasa. Vertont von Peter Rittinger.

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Atlantis im Landeanflug
(Bild: Nasa)

Die Bodenkontrolle weckte die Besatzung an Bord des Space Shuttles Atlantis ein letztes Mal um 03:29 Uhr MESZ mit dem Lied „God Bless America“ von Katy Smith. Das Lied wurde allen Menschen gewidmet, die über die Jahre hinweg das Space-Shuttle-Programm unterstützt haben.

Nachdem die Crew ihre Morgenroutine abgeschlossen hatte, begannen auch schon die Vorbereitungen für die Landung. Kommandant Chris Ferguson und Pilot Doug Hurley konfigurierten die Bordcomputer des Space Shuttles, während die Missionsspezialisten Sandy Magnus und Rex Walheim die restliche Ausrüstung verstauten und ihre Sitze aufbauten.

Um 08:09 Uhr MESZ erhielt die Crew das „Go“, um ein letztes Mal die Türen der Ladebucht zu schließen. Ein wenig später ließ die Besatzung dann auf den Computern des Orbiters die sogenannte OPS-3-Software laufen. Diese Software kontrolliert den Wiedereintritt und signalisiert die heiße Phase bei dessen Vorbereitungen.

Während des gesamten Morgens hielt Flugdirektor Tony Ceccacci, der für den Wiedereintritt verantwortlich war, immer ein Auge auf das Wetter. Im Gegensatz zu früheren Missionen bereitete ihm dieses heute allerdings keine Kopfschmerzen. Astronaut Rick Sturckow, der das Shuttle Training Aircraft (STA) flog, berichtete die ganzen Zeit über exzellentes Landewetter. So war es dann eine reine Formsache, als um 10:12 Uhr MESZ Ceccacci das „Go“ für den Wiedereintritt gab.

Um 10:48 Uhr MESZ zündeten dann die Düsen der beiden Orbitalen Manöver Systeme (OMS) für etwas über drei Minuten und verlangsamten das Space Shuttle so weit, dass es wieder in die Atmosphäre eintrat.

Etwas über eine Stunde später tauchte die Atlantis über Florida auf und begann den letzten Landeanflug in der Geschichte der Space Shuttles. Um 11:57 Uhr MESZ setzte die Atlantis, gesteuert vom Kommandanten Chris Ferguson, sanft auf der Landebahn 15 des Kennedy Space Centers auf. Es war die 26. Nachtlandung eines Space Shuttles. Nachdem die Räder zum Stillstand gekommen waren, richtete Ferguson ein paar Worte an die Bodenkontrolle in Houston „Mit dieser Mission hinter uns und im Dienst der Welt für über 30 Jahre, hat das Space Shuttle seinen Platz in den Geschichtsbüchern eingenommen“.

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Atlantis setzt zum letzten Mal auf
(Bild: Nasa)

Damit schloss sich nach 30 Jahren das Kapitel Space Shuttle. In seinen 135 Missionen brachte das Space Shuttle nicht nur Satelliten, interplanetare Sonden oder Module für die Internationale Raumstation in die Umlaufbahn, sondern zerbrach auch kulturelle Barrieren und vereinte Nationen. Im Gegensatz zu den Vorgängerprogrammen Mercury, Gemini und Apollo, bei denen das Astronautenkorps hauptsächlich aus Angehörigen des Militärs bestand, öffnete das Space-Shuttle-Programm den Zugang zum All für die verschiedensten Berufe. So flogen Mediziner, Ingenieure und Lehrer an Bord eines Shuttles ins All.

Das Space Shuttle war auch immer wieder ein Symbol für internationale Kooperation. Schon mit STS 9 flog zum ersten Mal das Spacelab, eine Kooperation zwischen der NASA und der ESA (damals ESRO), in der Ladebucht des Orbiters. Mit dem Shuttle-Mir-Programm vereinte das Shuttle ehemalige Feinde und legte den Grundstein für die Internationale Raumstation. Die ISS, die größte Errungenschaft des Space Shuttles, wird auch nach dem heutigen Ende des Shuttle-Programms ein leuchtendes Beispiel dafür sein, was wir Menschen erreichen können, wenn wir unsere Differenzen beiseite legen.

Für die bemannte Raumfahrt der NASA beginnt nun eine ungewisse Zukunft ohne eigenen Zugang zum All. NASA-Administrator Charlie Bolden richtet zwar mit dem Multi Purpose Crew Vehicle (MPCV) und dem Space Launch System (SLS) seinen Blick auf die Erkundung des Sonnensystems, allerdings steht hinter dem Programm aufgrund des immens hohen Haushaltsdefizits der USA ein großes Fragezeichen. Schon jetzt sehen die vorläufigen Haushaltspläne massive Einschnitte in das Budget der NASA vor, was die Durchführung eines solchen ambitionierten Programms stark behindern würde oder sogar komplett unmöglich machen könnte.

Auch die vom amerikanischen Präsidenten vorangetriebene Kommerzialisierung des nahen Erdorbits steht noch auf wackeligen Beinen. Noch muss z.B. SpaceX erst unter Beweis stellen, dass sie in der Lage sind die Internationale Raumstation zuverlässig zu versorgen, bevor man voll auf private Anbieter setzten kann.

Aufgrund dieser Probleme setzten sich die USA derzeit der Gefahr aus, ihre Rolle als Spitzenreiter in der Raumfahrt zu verlieren. Dies wird umsomehr deutlich, wenn man sieht, mit welcher Kraft andere Nationen, wie z.B. China, ihr Raumfahrtprogramm ausbauen. Es bleibt daher zu hoffen, dass die verantwortlichen Politiker in den USA schnell und besonnen handeln und dem Land einen klaren Weg in die Zukunft weisen.

Raumcon:

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