Rosetta: Kometensonde am Mars

Die europäische Kometensonde hat noch eine weite Reise vor sich. Heute nacht passierte Rosetta den Mars und machte viele Bilder.

Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: ESA. Vertont von Karl Urban.

Rosettas zweiter Swing-By
Heute früh um 3.57 Uhr (MEZ) hielten die Wissenschaftler am Europäischen Weltraum-Kontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt den Atem an, als ihre 700 Millionen Euro teure Raumsonde Rosetta in den Schatten des Mars´ eintrat und in einem Abstand von nur 250 Kilometern und mit mehr als 30.000 Kilometern pro Stunde über ihn hinwegflog. Dabei wurde Rosetta wie geplant um 7887 Kilometer pro Stunde abgebremst.

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Aufnahme der Rosetta -Kamera OSIRIS vom Mars. Ein Pixel entspricht 5 Kilometern.
(Bild: ESA)

Rosetta ist keine Marsmission. Die Sonde gehört zu den komplexesten interplanetaren Missionen, welche die europäische Raumfahrt bisher unternahm. Gestartet am 2. März 2004 flog die Sonde bereits am 4. März 2005, also ein Jahr nach dem Start, wieder an der Erde vorbei, um in einem Swing-By-Manöver zu beschleunigen.
Das Ziel von Rosetta ist der für mitteleuropäische Zungen kaum aussprechbare Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko, den die Sonde erst 2014 erreichen wird. Bis dahin werden ihre vielseitigen Instrumente bereits an den Vorbeiflug-Objekten ausprobiert. So konnte die Kamera OSIRIS (Optical, Spectroscopic, and Infrared Remote Imaging System), die im Infrarot-, Ultraviolett- und sichtbaren Bereich arbeiten, gestochen scharfe Aufnahmen vom Roten Planeten machen, welche selbst die Qualität von Marsaufnahmen vom Hubble-Teleskop übertreffen. Mit an Bord ist der Lander Philae, der auf dem Zielkometen abgesetzt werden soll. Auch seine autonomen Bordsysteme wurden während des Mars-Manövers getestet.
Das Swing-By-Manöver kann als das wichtigste „Antriebssystem“ der modernen Raumfahrt bezeichnet werden. Dabei fliegt die Sonde in geringem Abstand an einem Planeten vorbei und wird dabei durch seine Anziehungskraft beschleunigt. Die partielle Kreisbahn, die dann durchflogen wird, bewirkt eine Zentrifugalkraft, die zusätzlich beschleunigend wirkt. Je nachdem wie man die Bahnkurve wählt, kann die Sonde dabei auch abgebremst werden, wie gestern bei Rosetta geschehen.

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Eine hoch fliegende Wolke aus Wasserdampf am Marshorizont.
(Bild: ESA)

Gestern abend nun verloren die Wissenschaftler in Darmstadt für 25 Minuten den Kontakt zur Sonde, die eigentlich dazu ausgelegt ist, ständig über ihre Solarpaneele mit einer Fläche von 62 Quadratmetern bzw. 34 Metern Spannweite Sonnenlicht in Strom umzuwandeln.

Doch es ging alles gut: Rosetta begann um 3.57 Uhr wieder Daten zur Erde zu senden und einen guten Gesundheitszustand zu vermelden.

Fotos vom Mars
Bereits während der Annäherung am 24. März machte OSIRIS aus einer Entfernung von 240.000 Kilometern eine Aufnahme mit dem sogenannten OH-Filter, der einmal Wasserdampf am Zielkometen entdecken soll. Der Mars offenbarte, so fotografiert, komplexe Wolkenstrukturen, darunter auch gut erkennbare sehr hoch hängende Wolken.

Etwa vier Minuten vor der minimalen Annäherung an den Mars aktivierten die Missionswissenschaftler die optische Kamera an Bord des Landers Philae, der bis dahin „geschlafen“ hatte. Darin ist neben der Marsregion Syrtis ein Teil des Solarpaneels von Rosetta zu erkennen. Dies war eine vollständig autonome Aktion von Philae, der seine Kamera mithilfe seiner eigenen Batterien betrieb. Dies gilt als wichtiger Test für den Abstieg des Landers nach der Ankunft am Zielkometen in rund sieben Jahren.

Bildquelle
Lander Philae fotografiert ein Solarpaneel der Muttersonde Rosetta und dahinter – Mars.
(Bild: ESA)

Die Reise geht weiter
Nach dem erfolgreichen Swing-By können sich Rosetta und Philae nun wieder ausruhen. So ist das nächste derartige Manöver erst für November 2007 geplant. Dann wird das Gespann ein zweites Mal an der Erde Schwung holen. Ein weiterer Swing-By wird 2009 erfolgen. Dann dürfte die Sonde eine ausreichende Geschwindigkeit erreicht haben, um fünf weitere Jahre später in eine Umlaufbahn um 67P/Churyumov-Gerasimenko eintreten zu können. Bis dahin dürfen Sonde und Lander noch zweimal die Erde fotografieren.

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