Ein großes Ereignis und zahlreiche Vorbereitungen

Nachdem die Wasseraufbereitungsanlage letzte Woche endlich in Betrieb ging, laufen Vorbereitungen an Bord der Internationalen Raumstation für den angesetzten Weltraumspaziergang nächsten Monat und den Besuch der Raumfähre Endeavour. Der Start der nächsten Sojus-Kapsel mit drei weiteren Besatzungsmitgliedern für die ISS steht dabei unmittelbar bevor.

Ein Beitrag von Paul Blasl. Quelle: NASA.

Zu Beginn der letzten Woche wurde durch das japanische Besatzungsmitglied Koichi Wakata das fehlerhaft arbeitende Rückschlagventil innerhalb der Wasseraufbereitungsanlage der Station nach mehreren Stunden Arbeit erfolgreich ausgebaut. Letztere funktioniert durch eben dieses als überflüssig angesehene Ventil seit Anfang Mai nicht mehr. Nach einem Dichtheitscheck der Anlage wurde ihr Vorratstank zu ~35% mit Urin aus der russischen Toilette befüllt. In der Nacht auf Dienstag folgte ein erfolgreicher Testlauf und so ist die Wasseraufbereitungsanlage seitdem endlich bereit, Trinkwasser zu gewinnen. Wakata füllte noch am selben Tag deren Vorratstank wieder auf und schloss am Mittwoch die Anlage an die amerikanische Toilette der Raumstation an, sodass weitere Umfüllaktionen hinfällig wurden.

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Die Crew der ISS vor der Einweihung der Wasseraufbereitungsanlage
(Bild: NASA )

Der 20. Mai war auch der Tag, an dem die 19. Langzeitbesatzung schließlich grünes Licht bekam, das Wasser aus der Aufbereitungsanlage zu trinken. Zahlreiche Gäste versammelten sich dafür im ISS-Kontrollzentrum in Houston und im Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama, wo die Anlage geplant und konstruiert wurde. Während einer Videokonferenzschaltung sprach die Besatzung noch einen kurzen Toast aus, bevor sie schließlich das erste Mal recyceltes Wasser aus Päckchen tranken. Man rechnet damit, dass die Aufbereitungsanlage die Menge an Wasser die zur Station geliefert werden muss in Zukunft um ungefähr 65% verringern wird. Zudem ist es ein hervorragendes Beispiel für Technologie, die bei zukünftigen Reisen zum Mond, Mars und darüber hinaus unabdingbar sein wird.

Neben diesem wichtigen Ereignis in der Geschichte der Internationalen Raumstation, führte die 19. Langzeitbesatzung wieder einige Experimente und Wartungsarbeiten durch. So wurde durch Michael Barratt das Experiment SLEEP (Sleep-Wake Actigraphy & Light Exposure during Spaceflight) fortgeführt, bei dem die Schlafzyklen, aber auch wie stark das Besatzungsmitglied Licht im Laufe des Tages ausgesetzt ist, durch Detektoren in einem Armband aufgezeichnet werden. Außerdem nahm Koichi Wakata wieder eine Alendronat-Tablette ein. Letzteres ist Teil eines Experiments, das Medikamente testen soll, die dem bis dato noch ungelösten Knochenschwund bei Langzeitaufenthalten im All entgegenwirken soll. Der derzeitige Kommandeur der ISS, Gennadi Padalka unterzog sich schließlich am Mittwoch einem russischen Experiment, dass unter andrem mit Hilfe eines Blutdruckmessgerätes die Arbeitsweise des Herzens in der Schwerelosigkeit genauer als bisher untersuchen soll. Dafür musste Padalka mehr als eine Stunde ohne Sprechen und Bewegung verbringen.

Außerdem wurden erste Vorbereitungen für den Besuch des Space Shuttles Endeavour im kommenden Monat getroffen. Vor allem ging es darum, Equipment und Fracht, die von der Raumfähre zur Erde zurückgebracht werden soll, für die Abreise einzusammeln und zu verpacken. Außerdem trainierten Gennadi Padalka und Michael Barratt das erste Mal für das Shuttle-RPM (R-bar Pitch Maneuver). Dabei wurden die Besatzungsmitglieder auf das Schießen der Fotos vom ankommenden Space Shuttle vorbereitet, wenn letzteres seine berühmte Drehung um die Querachse vollführt, um eventuelle Schäden des Hitzeschildes zu entdecken. Sie werden dafür in etwa nur 90 Sekunden Zeit haben.

Am Donnerstag gab es weiters die ersten konkreten Vorbereitungen für den nächsten Weltraumspaziergang, der für den 5. Juni geplant ist. Gennadi Padalka und Michael Barratt, die gemeinsam aussteigen werden, sahen sich den Zeitplan dafür an und bereiteten Equipment vor, das gebraucht werden wird. Die erste von zweite geplanten EVAs im Juni wird sich dem Installieren von russischen KURS-Navigationsantennen am im Zenit liegenden Kopplungsmechanismus von Swesda als Vorbereitung für die dortige im Herbst geplante Kopplung des russischen Mini Research Module 2 (MRM2), das ähnlich wie das bereits angedockte Modul Pirs aufgebaut ist, widmen. Die abgeschlossenen Arbeiten sollen dann mittels Fotos dokumentiert und schließlich noch ein Experiment an der Außenseite von Pirs abmontiert werden. Der Weltraumeinsatz wird laut Plan am 5. Juni um 8:45 Uhr MESZ beginnen und rund fünfeinhalb Stunden dauern. Am Donnerstag, nachdem sich die Raumfahrer mit dem Zeitplan vertraut gemacht hatten, räumten sie das russische Modul Pirs zur weiteren Vorbereitung für den geplanten Weltraumausstieg aus. Rund 230 Gegenstände werden vorübergehend im Swesda gelagert, während Pirs als Luftschleuse verwendet werden wird. Außerdem wurde weiteres Werkzeug und Equipment in der Station für den Weltraumspaziergang gesammelt.

Im Übrigen führte Padalka die Installation von Systemen, die für die Kopplung mit dem neuen Modul MRM2 von Bedeutung sind, im Modul Swesda fort. Zu den Aufgaben diese Woche gehörte aber auch ein weiterer Teil der Reparatur des Ergometers der Station, bei dem vor einiger Zeit eine bedeutende Diskrepanz zwischen der eingestellten Belastung und der tatsächlichen beobachtet wurde. Koichi Wakata reinigte dabei am Freitag das Innere des Sportgeräts gründlich mit Zahnbürste und Staubsauger.

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Koichi Wakata an der Steuereinheit für den SSRMS im Modul Destiny
(Bild: NASA)

Früher in der Woche setzte Wakata den Stationsroboterarm (SSRMS) auf die dritte PDGF (Power & Data Grapple Fixture) der Mobile Base System genannten Plattform, um ihn in eine günstige Position zur visuellen Überwachung des Roboterarms Dextre zu bringen. Außerdem führte er am 22. Mai eine Überprüfung eines weiteren Roboterarms am japanischen Labormodul Kibō durch.

Für diese Woche ist der Start dreier weiterer Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation vorgesehen. Mit deren Start, der für Mittwoch um 12:34 Uhr MESZ geplant ist, beginnt die Dienstzeit der 20. Langzeitbesatzung, der ersten sechsköpfigen und aus Raumfahrern aller Raumfahrtagenturen, die am Aufbau der ISS beteiligt sind, zusammengesetzten Expedition. Die Sojus-Kapsel TMA 15 mit dem Kosmonauten und Sojus-Kommandeur Roman Romanenko, dem belgischen ESA-Astronauten Frank De Winne und Robert Thirsk von der kanadischen Weltraumbehörde soll am Freitag um 14:36 Uhr MESZ an die Internationale Raumstation andocken. Die Luken zwischen den beiden Raumfahrzeugen sollen schließlich um 15:45 Uhr MESZ geöffnet werden. Die Vorbereitungen für den Start, mit der Sojus-Trägerrakete im kasachischen Baikonur bereits auf der Startrampe, laufen derweil ohne größere Probleme.

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