50 Jahre Raumfahrt

Am 4. Oktober 1957 begann mit dem Start des legendären sowjetischen Einfach-Satelliten Sputnik 1 das Zeitalter der Raumfahrt. Wir haben die 50 wichtigsten Ereignisse seither zusammengestellt.

Ein Beitrag von Axel Orth, Maria Steinrück und Martin Ollrom. Quelle: Raumfahrer.net.

Sputnik 1 Mockup. (Bild: NASA)

“Sputnik, der Begleiter. Seinen Namen hatte er von Konstantin Ziolkowski schon 1895 bekommen. Gut sechzig Jahre später fliegt er wirklich: groß wie ein Hundekorb, keine 100 Kilo schwer und nach 1.400 Erdumläufen ist er schon wieder vom Himmel gefallen. Trotzdem: Er wird für alle Zeiten das Symbol für den Schritt des Menschen in den Orbit bleiben” (Lutz Growalt über Sputnik 1).
Anlässlich des Starts von Sputnik 1 vor 50 Jahren haben wir die wichtigsten Ereignisse seit seinem Start in einem Artikel zusammen gestellt.
Mehr zu Sputnik 1 können Sie hier nachlesen.

Viele Ereignisse aus den Anfängen der Raumfahrt sind heute legendär und bekannt, aber vieles, das in den 1970er- bis 1990er Jahren passiert ist, ist heute schon weitgehend vergessen. Erinnern Sie sich, oder staunen Sie, wie sich in dem halben Jahrhundert seit dem Start von Sputnik 1 die Raumfahrt entwickelt hat:

1957Am 4. Oktober startet eine R-7 Rakete vom sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur ins All. An Bord trägt sie Sputnik 1, eine Metallkugel mit 58 cm Durchmesser, an der vier Antennen befestigt sind. Nach wenigen Minuten erreicht sie eine Erdumlaufbahn, der erste künstliche Satellit ist im All. Sputnik 1 bleibt 57 Tage im All, bevor er in der Erdatmosphäre verglüht
1958Im Februar startet der ersten amerikanische Satellit, Explorer 1. Mit seinen wissenschaftlichen Instrumenten wurde der Van-Allen-Strahlungsgürtel um die Erde entdeckt.
1959Die sowjetische Mondsonde Lunik 3 sendet die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes zur Erde.
1960Im August startet Sputnik 5 mit zwei Hunden, Belka und Strelka, an Bord. Nach 18 Erdumkreisungen gelingt eine sanfte Landung, erstmals kehrten Lebewesen wohlbehalten aus dem Weltraum zurück.
1961Am 12. April startet der Kosmonaut Juri Gagarin mit dem Raumschiff Wostok 1 in den Weltraum und umkreist als erster Mensch einmal die Erde.
1962Nach zwei suborbitalen bemannten Raumflügen schafft auch die NASA den Schritt in den Erdorbit: Am 20. Februar startet Mercury-Atlas 6 mit John Glenn. Sein Raumschiff umkreist dreimal die Erde.
1963Walentina Tereschkova fliegt mit Wostok 6 im Juni als erste Frau ins All.
1964Im Juli schlägt die amerikanische Raumsonde Ranger 7 gezielt auf dem Mond ein. In den Minuten vor dem Aufschlag sendet sie 4.300 Bilder.
1965Während der Mission Woschod 2 führt der Kosmonaut Alexei Leonow im März den ersten Weltraumausstieg durch.
1966Bei der Mission Gemini 8 docken die Astronauten Neil Armstrong und David Scott im März erstmals an ein anderes Raumschiff, eine Agena-Oberstufe, an. Jedoch verklemmt sich eine Düse des Lageregelungssystems an der Gemini-Kapsel, die Kapsel beginnt daher gefährlich schnell zu rotieren. Der Raumflug wird abgebrochen und die Astronauten können sicher notlanden.
1967Am 27. Februar bricht während eines Tests des Apollo-Raumschiffes an der Startrampe ein Feuer aus, die Crew von Apollo 1, Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee, kommt dabei ums Leben.
1968Im Dezember schießt eine Saturn V Apollo 8 zum Mond. In ihrer Kommandokapsel umkreisen Frank Borman, Bill Anders und Jim Lovell zehnmal den Erdtrabanten und sehen als erste Menschen die Rückseite des Mondes mit ihren eigenen Augen.
1969Am 20. Juli landen Neil Armstrong und Edwin (Buzz) Aldrin mit der Mondfähre Eagle im Meer der Ruhe auf dem Mond, während der Pilot der Kommandokapsel Columbia, Michael Collins, in einer Mondumlaufbahn bleibt. Neil Armstrong betritt als erster Mensch einen fremden Himmelskörper.
Apollo 11: Fußabdruck im Mondstaub (Bild: NASA)
1970Im April explodiert zwei Tage nach dem Start ein Sauerstofftank des Servicemoduls von Apollo 13. Mit viel Anstrengung, Improvisation und Glück gelingt es dem Team des Missionskontrollzentrums, die Astronauten Jim Lovell, Fred Haise und Jack Swigert zur Erde zurückzubringen.
1971Im April wird die erste Raumstation Saljut 1 ins All gebracht. Die Raumstation soll mit der Crew von Sojus 10 besetzt werden, es gibt jedoch ein Problem beim Andocken und die Mission wird abgebrochen. Die Besatzung von Sojus 11 hält sich schließlich im Juni 3 Wochen lang auf der Raumstation auf. Bei der Landung ist jedoch ein Ventil undicht, die Luft entweicht aus dem Raumschiff und die Kosmonauten Georgi Dobrowolski, Wiktor Pazajew und Wladislaw Wolkow kommen ums Leben.
1972Im Dezember 1972 landen Eugene Cernan und Harrison (Jack) Schmitt, der erste Wissenschaftsastronaut, auf dem Mond. Apollo 17 ist die sechste und bisher letzte bemannte Mondlandung.
1973Pioneer 10 fliegt als erste Raumsonde am Gasriesen Jupiter vorbei. Sie befindet sich auf einem Kurs, der sie aus unserem Sonnensystem herausführt und in Richtung Aldebaran, einem Stern im Sternbild Stier, bringt. Diesen Stern wird die Sonde in 2 Millionen Jahren erreichen.
1974Die Sonnensonde Helios 1 startet im Dezember. Sie ist in Deutschland gebaut worden und ist somit die erste Raumsonde, die nicht aus der UdSSR oder den USA stammt. Helios 1 liefert noch 12 Jahre, bis 1986, Daten über die Sonne.
1975Mit dem Apollo-Sojus-Test-Projekt arbeiten erstmals die USA und die UdSSR bei einer Weltraummission zusammen: Im Juli docken ein amerikanisches Apollo-Raumschiff und eine russische Sojus-Kapsel aneinander und die Astronauten Thomas Stafford, Vance Brand und Donald (Deke) Slayton sowie die Kosmonauten Alexei Leonow und Waleri Kubassow besuchen einander gegenseitig in ihren Raumschiffen.
1976Die amerikanischen Marssonden Viking 1 und 2 erreichen den Mars. Beide Lander landen erfolgreich und untersuchen mehrere Jahre lang die Marsoberfläche.
1977Die US-Raumsonde Voyager 2 startet im August. Sie und ihre zwei Wochen später startende Zwillingssonde Voyager 1 besuchen im Laufe der nächsten Jahre Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun und zeigen, dass die Monde dieser Gasriesen keineswegs alle aussehen wie unser Mond, sondern jeder eine ganz eigene Welt für sich ist.
1978Mit Sojus 31 fliegt der erste deutsche Raumfahrer, Sigmund Jähn, im August ins All. Die Reise geht zur Raumstation Saljut 6, wo Jähn in den nächsten Tagen zahlreiche Experimente durchführt. Bei der Rückkehr im November mit Sojus 29 überschlägt sich die Kapsel mehrfach, da sich der Landefallschirm nicht wie vorgesehen gelöst hat. Jähn erleidet dabei bleibende Wirbelsäulenschäden.
1979Die US-Sonde Pioneer 11 fliegt im September am Saturn vorbei und überträgt die ersten Bilder des Ringplaneten aus der Nähe.
Eines der ersten Bilder vom Saturn, aufgenommen von Pioneer 11. (Bild: NASA)
1980Der zweite Start einer europäischen Ariane-Rakete misslingt im Mai, nachdem der Erstflug gelungen war. Die Rakete muss vorzeitig gesprengt werden. Nur wenige Monate zuvor war die Firma Arianespace von europäischen Raumfahrtfirmen gemeinsam gegründet worden.
1981Im April beginnt mit dem Flug der Columbia (Mission STS-1) die amerikanische Space-Shuttle-Ära. Bei dieser Premiere sind vorsichtshalber nur zwei Astronauten an Bord: John Young und Robert Crippen. Aus den geplanten 5 Jahren Entwicklungs- und Bauzeit waren am Ende fast 10 Jahre geworden; die NASA bezeichnet die Shuttles gerne als die “komplizierteste Maschine, die je gebaut wurde”.
1982An Bord der neuen sowjetischen Raumstation Saljut 7 stellen Anatoli Beresowoi und Walentin Lebedew mit 211 Tagen, also sieben Monaten Aufenthalt einen neuen Langzeitrekord auf.
1983Im Juni ist mit Sally Ride erstmals eine Frau an Bord eines Space-Shuttles im Orbit. Sie ist Mitglied der Crew bei der Challenger-Mission STS-7, die vor allem Kommunikationssatelliten im All aussetzt.
1984Unter breiter Beteiligung anderer europäischer Staaten aus Ost und West starten im Dezember die beiden sowjetischen Raumsonden Vega-1 und Vega-2 zur Venus. Sie setzen Landesonden und zum ersten und einzigen Mal auch zwei Ballons aus, die jeweils 2-3 Tage lang in der Atmosphäre der Venus treiben, bevor sie sich nicht mehr melden. Außerdem fliegen die beiden Sonden auch noch am Kometen Halley vorbei.
1985Anfang Juli startet die ESA-Raumsonde Giotto mit einer Ariane-1 zum Kometen Halley. Beim Vorbeiflug im darauffolgenden Jahr wird sie erstmalig Bilder eines Kometenkerns aus nächster Nähe liefern.
1986Im Januar explodiert der Space-Shuttle Challenger kurz nach dem Start zur Mission STS-51-L. Alle sieben Astronauten kommen um´s Leben. Als mittelbare Ursache des Unglücks stellt sich Schlendrian aufgrund von Erfolgsdruck bei der NASA heraus – im Laufe der Jahre hatte sich gezeigt, dass die anfänglichen Vorstellungen von 10 Mio. Dollar pro Shuttle-Start bei weitem nicht einzuhalten waren.
1987Im Dezember fliegen Wladimir Titow und Mussa Manarow zur sowjetischen Raumstation Mir. Als sie im nächsten Dezember zur Erde zurückkehren, sind sie die ersten Menschen, die über ein Jahr im Weltraum ausgehalten haben.
Mir und Atlantis (Bild: NASA)
1988Im Juli starten die beiden sowjetischen Raumsonden Fobos-1 und Fobos-2 zum Mars und speziell zu dessen Mond Phobos, den sie erkunden sollen. Fobos-1 geht noch im selben Jahr verloren. Fobos-2 schafft es im nächsten Jahr gerade noch, einige Fotos und Daten zur Erde zu übertragen, bevor auch sie verloren geht.
1989Die US-Raumsonde Magellan startet im Mai zur Venus. In Zeiten niedriger NASA-Budgets (Präsident Reagan war mehr am SDI-Projekt interessiert) ist sie mit nur einem Instrument ausgestattet, einem SAR-Radarsystem, das bis 1992 allerdings riesige Datenmengen zur Erde sendet, indem es 98% der Venusoberfläche kartiert.
1990Das Hubble-Weltraumteleskop, das erste seiner Art, wird im April von der Discovery mit der Mission STS-31 in eine Erdumlaufbahn gebracht. Hubble erweist sich als großer Durchbruch in der Sternenbeobachtung und ist bis heute in Betrieb. 2009 soll es eine letzte Wartung durch ein Space-Shuttle erhalten und dann noch bis 2013 in Betrieb bleiben.
1991Der erste Österreicher im All, Franz Viehböck, fliegt im Oktober zur sowjetischen Raumstation Mir. 7 Tage lang führt er das umfangreiche österreichische Forschungsprogramm AUSTROMIR durch.
1992Die erste US-Marssonde seit langer Zeit, Mars Observer, startet im September zum Roten Planeten. Im Jahr darauf geht sie allerdings kurz vor der Ankunft beim Mars aus bis heute ungeklärter Ursache verloren.
1993Das Space Shuttle Endeavour startet zum Hubble-Weltraumteleskop, an dem die Crew die erste Wartungsmission STS-63 durchführt. Bei dieser Mission wird u.a. das Gerät COSTAR installiert, das einen Fertigungsfehler im Hauptspiegel des Teleskops ausgleicht.
1994Die Raumsonde Galileo beobachtet den Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf den Planeten Jupiter und sendet, obwohl sie noch über 200 Millionen Kilometer von dem Gasriesen entfernt ist, spektakuläre Bilder. Von der Erde war dieser Einschlag nicht zu beobachten, weil er auf der anderen Seite des Planeten stattfand.
1995Das Sonnenobservatorium SOHO, ein amerikanisch-europäisches Gemeinschaftsprojekt, startet im Dezember ins All und entwickelt sich nach turbulenten Anfangsjahren zu einem weiteren erfolgreichen “Dauerbrenner” der Raumfahrtgeschichte.
1996Die Nasa traut sich wieder zum Mars, indem sie im Dezember die Mars Pathfinder-Sonde startet – und wird reich belohnt: Die wissenschaftlich zwar wenig anspruchsvolle, aber durch ihre faszinierenden Bilder, die erstmals im Internet veröffentlicht werden, und den kleinen Rover Sojourner hoch populäre Mission bringt der US-Raumfahrtbehörde öffentliche Aufmerksamkeit und Sympathie wie lange nicht mehr.
1997Die Raumsonde Cassini-Huygens startet im Oktober auf einer Titan IVB in Richtung Saturn, den sie allerdings erst nach mehreren Vorbeiflügen an anderen Planeten erreichen wird.
1998Sarja, das erste Modul der Internationalen Raumstation (ISS), wird mit einer Proton-Rakete ins All befördert.
1999Die Raumsonde Stardust, die den Kometen Wild 2 untersuchen und Partikelproben aus dessen Schweif zur Erde bringen soll, startet auf einer Delta II.
2000Die erste Langzeitbesatzung der ISS, Expedition 1, beginnt ihre Mission. Die Crew besteht aus William Shepherd, Juri Gidsenko und Sergei Krikaljow.
2001Der Millionär Dennis Tito besucht im April als erster Weltraumtourist die ISS.
2002Die ESA startet den Erdbeobachtungssatelliten Envisat, der ständig neue Bilder und Umweltdaten liefert.
2003Im Februar 2003 bricht die US-Raumfähre Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre in einer Höhe von 60 Kilometern und bei einer Geschwindigkeit von zirka 20.000 km/h auseinander. Alle sieben Astronauten sterben. Die Columbia ist die zweite Raumfähre nach der Challenger die während einer Mission verloren geht. Die Unglücksursache war mit großer Wahrscheinlichkeit ein durch den Schaumstoff des externen Tanks beschädigter Hitzeschild.
2004In den ersten beiden Monaten des Jahres 2004 landen zwei Sonden auf dem Mars, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen: die Mars Exploration Rover Spirit und Opportunity. Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt hat die Menschheit zwei Rover gleichzeitig auf einen anderen Planeten im Einsatz. Die Rover überschreiten ihre geplante Betriebsdauer um ein Vielfaches und sind im Jahr 2007 nach wie vor aktiv.
Spirits Landeplattform (Bild: NASA/JPL)
2005Im Januar 2005 landet die europäische Sonde Huygens auf dem Saturnmond Titan und wird damit zur ersten Sonde, die auf einen Himmelskörper im äußeren Sonnensystem landet. Huygens liefert faszinierende Bilder von der Titanoberfläche und funktioniert länger als geplant.
2006New Horizons startet mit einer Atlas V. Die Raumsonde ist Richtung Pluto unterwegs – dessen (schon lange umstrittener) Planetenstatus von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) just ein halbes Jahr nach dem Start aberkannt wird. Auf dem Weg zu dem jetzt als Zwergplaneten bezeichneten Pluto fliegt sie ein Jahr nach dem Start am Jupiter vorbei.
2007Im September startet die Raumsonde Dawn. Sie soll den Asteroiden Vesta und den Zwergplaneten Ceres besuchen und die erste Raumsonde sein, die in eine Umlaufbahn um zwei Asteroiden eintritt.
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