P.S.: Imho lohnt es immer, sich mit Lessons Learned aus der Luftfahrt zu beschäftigen. Beispielweise will ich hier die X-31 und Flug AF 447 nennen.
AF447 ist ein schlechtes Beispiel, bzw ein Beispiel dafür wo ein automatisches System sogar besser wäre.
Der Ausfall des Geschwindigkeitsmessers bei AF447 war ein Routinefall der täglich irgendwo stattfindet. Die Systeme haben normal funktioniert: Sie haben den Fehler erkannt und den Piloten mitgeteilt dass der Autopilot nicht mehr aktiv ist. Der Pilot ist dann verantwortlich.
Bis hierher ist alles ok.
Im Falle von AF447 hätte der Pilot einfach nichts machen müssen. Wäre er mit gleichem Schub und Anstellwinkel weitergeflogen, wäre nichts passiert. Stattdessen hat er den Steuerknüppel bis zum Stall zurückgezogen. Warum, weiß man bis heute nicht genau.
Das ist so nicht ganz richtig, denn bei der in diesem Flugzeug laufenden Software wurde genau dieser Anstellwinkel (
AOA-Indicator) nicht dargestellt, die Anzeige war optional und der Betreiber hat die nicht geordert. Die dafür nötigen Sensordaten waren wohl verfügbar! Mit
AOA-Anzeige wäre sofort klar gewesen, wie man aus der Nummer rauskommt. Die Anzeigen ergaben ein verwirrendes Bild der Situation und letztlich haben sich beide Piloten und der dann dazu kommende dritte irritieren lassen. Der PIC war übrigens aktiver Segelflieger und die haben eigentlich ein gutes Fluggefühl, allerdings nicht ohne optische Referenzen oder halbwegs stimmige Anzeigen.
Ein automatisches System für solch ein Szenario auszulegen wäre kein Problem. Das System hat genug sekundäre Parameter um sicher weiterfliegen zu können: Flughöhe, Gewicht, Anstellwinkel, Triebwerksschub. Eine automatische Steuerung könnte das Flugzeug bei solchen Szenarien besser und genauer als jeder Pilot steuern.
Aber nur, solange verlässliche Sensordaten zur Verfügung stehen. Wenn die nicht stimmen, kann die Automatik genauso wenig machen, wie der Pilot. Der hat dann aber den winzigen Vorteil, mit seinem Hintergrundwissen Sachen auszuprobieren, die in der Automatik nicht vorgesehen sind. Das kann klappen, oder eben auch nicht - bei AF447 hatte die Automatik jedenfalls schon hingeschmissen, während die Piloten noch, leider in die falsche Richtung, experimentiert haben.
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-Ansonsten, wenn man den Betrieb von Raketen mit Flugzeugen vergleicht: Bei Flugzeugen hat man im Normalbetrieb genug Zeit für menschliches Eingreifen. Auch in Notfällen hat man meistens deutlich mehr Zeit. Im Sekundenbereich spielen sich meistens nur katastrophale Szenarien wie Bomben oder strukturelles Versagen ab. Da kann ein Pilot auch nicht mehr viel machen.
Bei Raketen hingegen spielt sich alles im Sekunden oder gar Millisekunden Bereich ab (zb LAS). Ich sehe nicht was ein Mensch bei Notfällen groß machen könnte was eine Automatik nicht mindestens so gut kann!? Das einzige Szenario das ich mir vorstellen kann wäre ala Apollo 13: Etwas Unvorhersehbares passiert in einer Phase in der Man Zeit zum Überlagen und Reagieren hat. Aber dann ist die Frage ob nicht auch Laien im Notfall in der Lage wären CO2 Filter unter Anleitung zu basteln?
Wenn ein Trägersystem anfängt, deutlich vom vorgegebenen Flugweg abzuweichen und die Automatik das nicht kompensiert (Sensorfehler) sondern munter weiter dreht, würde irgendwann das
LAS aktiviert und dann der Träger gesprengt. Wenn das einem Piloten rechtzeitig auffällt, könnte er manuell die Automatik übersteuern. Falls der Fehler nicht in den Aktoren liegt, sondern wirklich in der Steuerung oder deren Sensorik, könnte das die Situation retten.