Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt

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Offline MX87

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Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« am: 11. März 2008, 17:55:26 »
Auf Anregung in einem Thread eröffne ich folgenden Thread in dem es um Anekdoten und Rituale in der bemannten Raumfahrt geht.
Sicherlich werden einige interessante Sachen zusammenkommen.

Erstmal eine Anekdote und zwei Rituale die mir bekannt sind:


Buzz Aldrin fand als er seinen Raumanzug für den Mondaustieg anlegen wollte eine Pfeife darin. Sie gehörte einem Journalisten der sich den Raumanzug auf der Erde ansah und die Pfeife zum besseren Fühlen des Stoffes bei Seite legte.
Dem Journalisten und der NASA ist dies bis heute peinlich.


Angeblich sollen Kosmonauten vor ihrem Aufbruch ins All quasi aus Tradition an einen Reifen des Busses der sie zum Startplatz bringt pinkeln. Dieses Ritual soll eine glückliche Rückkehr garantieren und soll auf Juri Gagarin zurückgehen, dem bei seinem historischen Start die Blase drückte, aus dem Bus ausstieg und sich erleichterte.

Vor jedem Start in Baikonur wird die Stelle an der die Nedelin Katastrophe stattfand besucht. Diese Katastrophe ist bis heute der schlimmste Unfall in der Geschichte der Raumfahrt mit offiziel 126 Toten.
Genaueres zur Nedelin-Katastrophe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nedelin-Katastrophe
« Letzte Änderung: 20. Oktober 2008, 08:01:47 von MSSpace »
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

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Offline Mary

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #1 am: 11. März 2008, 18:16:18 »
Hallo,
ich denke auch, dass so ein Thread sehr interessant werden könnte...
Das mit dem auf die Reifen pinkeln habe ich auch schon wo gelesen.

Was mir spontan zu dem Thema einfällt:

Das Gebet der Astronauten:
"Please don't let me screw up!"
Das beten die Astronauten öfters vor dem Start, auf dem Weg zur Startrampe oder während dem Warten im Inneren des Shuttles.

Ansonsten fallen mir noch die Wake-up Calls, eine lange Tradition, ein und, ein neueres Ritual, die Besichtigung des Hitzeschildes von der Crew und wichtigen NASA-Leuten nach einer Space Shuttle Landung ein.

Mary

jok

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #2 am: 11. März 2008, 18:26:21 »
Hallo,

den Thread finde ich gut...

Dazu gleich zwei Fragen:

-Wie war das genau mit dem Kartenspiel beim Frühstück vor einem Space Shuttle Start?? Ich glaube KSC hat da mal was geschrieben....

-Und dann habe ich beobachtet das manche Astronauten beim verlassen des Operations and Checkout Building oben an den Sturz der Tür schlagen ????

Bild NASA
...die Stelle wo oben die Missionslogos kleben.....???

gruß jok

P.S. meine 2. Frage hat sich wohl erledigt ;) habe einige walkout aus dem O & C Building nochmal angeschaut.....das ist wohl mehr eine Täuschung die reißen alle die Arme nach oben um der Presse zu winken....das sieht dann so aus als ob sie an den Sturz der Tür schlagen.. ::) ::) ;)

@moritz
...habe mich gerade berichtigt ;)

jok
« Letzte Änderung: 11. März 2008, 19:10:04 von jok »

moritz

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #3 am: 11. März 2008, 19:08:19 »
äh jok, das ist falsch. Auf NASA TV kommt grad der Start von STS-123 und das ganze davor (walkout usw) und da hat niemand da oben dagegen geschlagen. Die ham bloß eifrig gewinkt...

gruß,
moritz

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Offline KSC

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #4 am: 11. März 2008, 19:57:31 »
Die traditionelle Poker Partie findet nach dem Frühstück und vor dem Suit up statt. Ohne dass der CDR einmal verloren hat, fährt man nicht zur Rampe.
Dann gibt’s mehrere Shuttle CDR die niemals starten würden, ohne bei allen drei SSMEs einmal die Hand auf die Schubdüse gelegt zu haben.

Gruß,
KSC

jok

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #5 am: 11. März 2008, 20:02:17 »
Zitat
Die traditionelle Poker Partie findet nach dem Frühstück und vor dem Suit up statt. Ohne dass der CDR einmal verloren hat, fährt man nicht zur Rampe.
Dann gibt’s mehrere Shuttle CDR die niemals starten würden, ohne bei allen drei SSMEs einmal die Hand auf die Schubdüse gelegt zu haben.

Gruß,
KSC

@KSC

Danke ,genau das meinte ich :)

Wie darf man sich das Handauflegen an den SSME vorstellen, bereits beim TCDT????

gruß jok

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Offline Mary

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #6 am: 11. März 2008, 20:02:53 »
Hallo,
Zitat
Dann gibt’s mehrere Shuttle CDR die niemals starten würden, ohne bei allen drei SSMEs einmal die Hand auf die Schubdüse gelegt zu haben.
Im Ernst? Und wann, wo und wie machen die das?

Mary

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Offline berni

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #7 am: 11. März 2008, 20:09:45 »
hier eine lange liste mit der tradition der wakeup-calls. die gibts/gabs sogar für Opportuniy und Spirit...

http://history.nasa.gov/wakeup%20calls.pdf

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Offline KSC

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #8 am: 11. März 2008, 20:27:02 »
@Mary:
Na ja, das darf man sich natürlich nicht als offizielle Handauflegungszeremonie vorstellen  :)
Aber der übliche crew equipment interface test, bei der die Crew vor dem Flug ihren Orbiter in der OPF inspiziert, ist ein recht guter Moment dafür  ;)

Gruß,
KSC
« Letzte Änderung: 11. März 2008, 20:27:30 von KSC »

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Offline roger50

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #9 am: 11. März 2008, 20:46:42 »
N'abend,

na, das schönste Anekdötchen der bemannten Raumfahrt ist für mich immer noch der Harndrang von Alan Shephard und dessen Folgen vor seinem Mercury-Flug 1961 ..... ;D

Gruß
roger50

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Offline STS-49

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #10 am: 12. März 2008, 13:44:14 »
Willst du die Anekdote auch erzählen , ich glaub nich das die hier jeder kennt ...ich net..??

nico
« Letzte Änderung: 12. März 2008, 13:45:30 von sts-49 »
"If we were not meant to explore the universe, we would not have been given the ability to wonder about it."

Kohlenrudi

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #11 am: 12. März 2008, 15:11:15 »
stimmt..... ich kenn sie auch nicht :-[, würd ich aber gern

Offline Petronius

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #12 am: 12. März 2008, 15:21:01 »
Zitat
N'abend,

na, das schönste Anekdötchen der bemannten Raumfahrt ist für mich immer noch der Harndrang von Alan Shephard und dessen Folgen vor seinem Mercury-Flug 1961 ..... ;D

Gruß
roger50

Komm Roger, rück schon die Story raus!  :D
Wie du die Spannung erhöhen kannst, weißt du jedenfalls....

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Offline MSSpace

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #13 am: 12. März 2008, 15:25:02 »
Dann will ich mal:
Der Mercury Flug mit Alan Shepherd war ja der erste bemannte Raumflug der USA. Da es um eine reine ballistische Testmission ging und keine Umrundung der Erde vorgesehen war, war die Flugdauer auf etwa 15 Minuten ausgelegt. Niemand (inklusive Alan) hatte sich fuer eine Viertelstunde Flug Gedanken um eine Toilette o.ae. gemacht. Aufgrund von Probelmem verzoegerte sich der Start aber um mehrere Stunden (was sich ja bis heute wenig geaendert hat  ;) ) und der gute Alan lag die ganze Zeit festgeschnuert hoch oben auf seiner Redstone-Rakete bis er ploetzlich dann den Drang nach einer Toilette verspuerte. Als er es nicht mehr aushalten konnte hat er dann formal ueber Funk angefragt, ob er den Anzug naessen duerfte. Tja, er bekam dann auch das "OK" vom Mission-Contral und es muss wohl super angenehm in den luftdichten Anzug gewesen sein. Da er auf dem Ruecken lag berichtete er, dass sich die "warme Bruehe" zwischen seinen Schulterblaettern gesammelt hat. Na dann, guten Start!  ;)
Die von roger angedeuteten "Folgen" liegen wohl darin, dass mittlerweile "High-Tech-Windeln" (sorry fuer das Wort) zum Einsatz kommen, die die Astronauten unter ihren Anzuegen tragen und in die waehrend der Startprozedur oder auch bei EVAs "Fluessigkeit" abgeben werden kann. Aber auch darauf duerfte wohl niemand scharf sein, auch wenn man bei den heutigen EVA-Dauern wohl kaum drum herum kommt...  ::)
Gruss,
MSSpace...
« Letzte Änderung: 12. März 2008, 15:44:32 von MSSpace »
Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit!

SSRMS, EVA und SARJ???  Hier hilft das Abkürzungsverzeichnis!

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Offline Kosh

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #14 am: 12. März 2008, 15:32:59 »
Mahlzeit,

dann möchte ich Euch mal nicht dumm sterben lassen  :)

Wenn ich die Szene aus dem Film "Der Stoff aus dem die Helden sind" richtig in Erinnerung habe, dann bat er in der Mercury Kapsel liegend kurz vor dem Launch darum, sich in den Raumanzug erleichtern zu dürfen  ;D

cu

Kosh
« Letzte Änderung: 12. März 2008, 15:34:01 von Kosh »

Offline Petronius

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Offline zorg

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #16 am: 12. März 2008, 20:17:58 »
Ich habe auch noch einen:

Beim Flug von Gemini 3 mit Grissom und Young im Jahre 1965 schmuggelte John Young ein Sandwich mit in die Kabine.  ::) Klar, dass das Teil in Schwerelosigkeit ziemliche Krümmel machte. Die Bodenstation war jedenfalls gar nicht entzückt. Der phantastischen Karriere von John Young tat dies übrigens, wie bekannt, keinen Abbruch. Er ist übrigens mein Lieblingsastronaut aller Zeiten und hält bis heute den Geschwindigkeitsrekord auf dem Mond in einem Vierradfahrzeug.  :)  

Hier gibt es schöne Bilder von John Youngs Missionen: http://www.johnwyoung.org
« Letzte Änderung: 12. März 2008, 20:54:37 von zorg »

moritz

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #17 am: 12. März 2008, 20:25:48 »
was ich noch zu John Young (den ich auch sehr zuu schätzen weiß) interessant finde:

Als John Young gerade auf dem Mond salutierte erfuhr er dass das neue  
Weltraumbudget (und damit die Entwicklung des Shuttles) gesichert worden war.
Ratet mal warum er auf dem Mond so hoch in die Luft sprang  ;)  ;) ;
Damals wusste er aber noch nicht, dass er 9 jahre später der erste Cdr sein würde.

gruß,
moritz

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Offline Mary

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #18 am: 12. März 2008, 21:23:50 »
Hallo,
ach ja, die Sache mit dem Sandwich. Das hat John Young gemacht, um Gus Grissom, der die Weltraumnahrung nicht mochte (damals war die ja nicht so gut wie heute), eine Freude zu bereiten.

Da fällt mir die Geschichte mit Max Peck ein:

Als Jim Lovell als Astronaut ausgewählt wurde, wies man ihm an, in ein bestimmtes Hotel nach Houston zu kommen und sich dort als "Max Peck" auszugeben. Als dort ankam, stellte er sich, wie es ihm gesagt wurde, bei der Dame an der Rezeption vor: "Ich habe ein Zimmer reserviert. Mein Name ist Max Peck." - "Entschuldigung, wer?" - "Ich bin Mr. Max - äh - Mr. Peck. Max Peck" - "Das glaube ich nicht." Schließlich schaltete sich ein anderer Mitarbeiter ein: "Schön, Sie zu sehen, Mr. Peck. Hier ist ihr Schlüssel."
Als Jim in seinem Zimmer war, bekam er einen Anruf von einem Max Peck, der meinte, Jim (der sich ebenfalls als Max Peck vorgestellt hatte) hätte sein Zimmer.
Schließlich ging er nach unten und traf auf ein paar bekannte Piloten und einige, die er nicht kannte. Sie begrüßten sich und stellten fest, dass alle Max Peck hießen. Die NASA hatte sie zwecks Geheimhaltung dazu angewiesen.

War damals die 2. Astronautengruppe.
Nachzulesen in Apollo 13- Lost Moon (Jim Lovell & Jeffrey Kluger) und zu sehen in From The Earth To The Moon (ich glaub Folge 1)

Es gibt noch eine Geschichte, die damit verwandt ist:
Als sich die zukünftigen Gemini-Astronauten damals trafen und feststellten, dass sie alle Max Peck hießen und schließlich auch ihre richtigen Namen austauschten, stellte sich auch Ed White Jim Lovell vor. Jim kam das Gesicht bekannt vor, deshalb war er erfreut, als Ed sagte: "Wir haben uns schon mal getroffen." Dann fügte er hinzu: "Aber nur am Telefon. Ich war der Max Peck, der dich angerufen hat." Also doch nicht, dachte Jim.
Er hatte einmal bei so einer Art Party oder so zwischen Navy und Air Force Piloten jemanden getroffen, er konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern, aber dass er aus West Point kam. Es gehörte sich dort, dass man als Erinnerung irgendwelche Kleinigkeiten austauschte, Jim hatte jedoch nichts dabei und riss also einen Manschettenknopf ab. Der andere tat das ebenfalls. Später erzählte Jim einigen Freunden davon, so auch Ed White. Dieser stutzte - die Geschichte kam ihm bekannt vor - und sie mussten feststellen, dass die beiden sich damals getroffen hatten! ;D Also hatten sie sich doch schon getroffen.

Beides Geschichten nacherzählt aus Apollo 13, ich fand sie recht witzig.

Mary

Matthias1

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #19 am: 12. März 2008, 21:36:48 »
Gute Idee mit dem Treat, gefällt mir! :)

Wenn wir grad bei Apollo sind: Bei einem Mondflug sollen es die Astronauten geschafft haben, kleinere Mengen Alkohol an Bord mitzunehmen. Beim Rückflug zur Erde soll der dann ausgepackt worden sein und Housten hat das auch deutlich am Tonfall gemerkt  ;D

Hab grad eine Quelle gesucht, bei Wikipdia gabs  für 'Apollo Alkohol' keine Treffer ;)
Kann das jemand bestätigen?


Matthias
« Letzte Änderung: 12. März 2008, 21:37:47 von Matthias1 »

Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #20 am: 12. März 2008, 21:44:18 »
Moin zusammen (bzw. n'Abend für die Leute südlich der Unterelbe  ;) )

Zitat
.... Wenn ich die Szene aus dem Film "Der Stoff aus dem die Helden sind" richtig in Erinnerung habe, dann bat er in der Mercury Kapsel liegend kurz vor dem Launch darum, sich in den Raumanzug erleichtern zu dürfen ...
... und wenn ich den Film richtig in Erinnerung habe, spielten daraufhin sämtliche Sensoren im Rückenbereich von Shepards Anzug verrückt!  ;D
War ganz nett im Film umgesetzt.

Gruß
Helge
Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken
(J.W. v. Goethe)

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Offline roger50

  • Raumcon Berater
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  • 11438
Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #21 am: 12. März 2008, 21:48:48 »
N'abend,

Re:Alan Shephard

Ich finde diese Anekdote so  nett, weil es damals - 1961 - ja einen Aufschrei der gesamten westlichen Presse gegeben hätte, wäre die Story gleich bekannt geworden. Damals wurden uns die Astronauten ja noch als fast überirdische Supermänner verkauft, und nicht als normale Menschen.

Und dann so etwas: "Der erste Amerikaner im Weltraum - mit nasser Hose!"

Ne, also, das wäre gar nicht gegangen.... ;D

Gruß
roger50

Ricardo

  • Gast
Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #22 am: 12. März 2008, 21:57:37 »
Der Astro-Van ist auch so ein Ritual.Der scheint wohl ewig zu heben, oder gibts da eine ganze Flotte davon.

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Offline KSC

  • Moderator
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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #23 am: 12. März 2008, 22:01:59 »
John Young ist immer für eine Geschichte gut  :)
Z.B. Hatte man bei den Apollo 15 Astronauten Herzrhythmusstörungen festgestellt, die auf übermäßigen Kaliumverlust durch die anstrengende EVA zurück geführt wurde.
Deshalb hatte man der Apollo 16 Crew empfohlen so viel wie möglich kaliumreichen Orangensaft zu trinken, den man ihnen in großen Mengen mitgegeben hatte.
Das hat bei John Young, - sagen wir mal- zu Verdauungsbeschwerden geführt.
Durch ein irrtümlich offenes Mikrofon wurde folgender denkwürdiger Dialog von der Mondoberfläche übermittelt:

Young:
I got the farts again, Charlie. I don’t know what gives ‘em to me, I really don’t. I think it’s acid in the stomache, I really do.

Duke:
Prob’ly is

Young:
I mean, I haven’t eaten this much citrus fruit in twenty years. But I’ll tell  you one thing, in another twelve f'uckin’ days , I an’t never  eatin’ any more. And if They offer to serve me potassium with my breakfast, I’m gonna throw up. I like an occasional orange - really do. But I’ll bei d'amned if I’m gonna bei buried in oranges

Danach wurde er dann von Houston auf das hot-mike hingewiesen  ;D

Gruß,
KSC

[size=10]PS: Die "bösen" Worte mussten mit ' geschrieben werden, sonst "korrigiert" sie die Forensoftware automatisch  :D [/size]

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Offline Mary

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Re: Rituale und Anekdoten der bemannten Raumfahrt
« Antwort #24 am: 12. März 2008, 22:12:46 »
Hallo,
da fällt mir noch einiges aus den frühen Tagen des MCCs ein:

Also einmal, noch während Gemini, damals gab es noch diese Remote Site Tracking Stations, die den Funk von der Raumkapsel direkt empfingen, an das MCC in Houston weiterleiteten und für schnelle Entscheidungen verantwortlich waren, da die Übertragung nach Houston damals noch nicht immer so schnell und reibungsfrei funktionierte. Bei einer Simulation schlug jemand vorher dem Controller einer solchen Remote Site Tracking Station, Ed Fendell, vor, einmal zu überprüfen, wie gut sein Ersatzmann war, in dem er einen Herzinfarkt vortäuschen sollte. Mitten in der Simulation klagte Ed Fendell also, dass ihm schlecht sei, stöhnte und ließ sich zu Boden fallen. Alle waren natürlich erschrocken und eilten ihm zur Hilfe, sein Ersatzmann (ich glaube er hieß Jim Buchholz oder so) übernahm sofort seine Position. Das ganze wurde selbstverständlich an Houston gemeldet. Dort verdächtigte der Flight Director (muss Chris Kraft gewesen sein...) sofort den SIMSUP (Simulation Supervisor=derjenige, der die Simulationen plant), dieser wusste jedoch diesmal nichts davon. Also waren auch die Leute in Misson Control um Ed Fendell besorgt, doch die Simulation musste fortgesetzt werden, so etwas konnte im Ernstfall ja auch passieren. Umso erstaunter waren alle, als nach einem simulierten Orbit Ed Fendell einfach so wieder aufstand und, als wäre nichts passiert, wieder seine Position übernahm. Jim Buchholz hatte jedenfalls seine Prüfung bestanden.

Dann fällt mir noch ein, einmal fand der SIMSUP, dass Gene Kranz, damals Assistant Flight Director, Chris Kraft zu sehr unterstützte, bzw. Chris Kraft sich zu sehr auf diesen verließ. Also ging der SIMSUP vor der nächsten Simulation zu Chris und sagte ihm in etwa "Chris, es tut mir sehr leid, aber Gene hatte auf dem Weg zum MCC einen Unfall. Er ist im Spital und es geht ihm den Umständen entsprechend gut, aber du musst diesmal ohne ihn auskommen." Gene stand allerdings gerade daneben und wollte schon an der Simulation teilnehmen, also protestierte er lautstark.  ;D ;D ;D

Und Chris Kraft trank immer Unmengen an Milch, wenn er vor Starts nervös war.

Ich kenne noch einige solche Geschichten... In Gene Kranz' Buch steht eine Menge davon.

Mary