Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten

  • 1864 Antworten
  • 458708 Aufrufe

McPhönix

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1250 am: 22. März 2017, 10:05:56 »
Da fragt man sich ja, wieviele fähige Raketentechniker hat Un-Baby noch? Betonung auf NOCH von Fehlstart zu Fehlstart gesehen....

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1251 am: 04. April 2017, 06:45:36 »
Endlich gibt es einige Details zur Explosion einer nordkoreanischen Militärrakete am 22.3.2017:
http://38north.org/2017/04/jbermudez040317/

Demnach ist eine Hwasong-10 (besser bekannt als Musudan) nahe des Kalma Flughafens (Fliegerhorst Wonsan) an der Ostküste Nordkoreas explodiert. Dort fanden bereits die anderen Testschüsse der Hwasong 10 (HS-10) statt.
Auf Satellitenbildern nach dem Unglückstag erkennt man einen Explosionskrater. Die Unglücksstelle wurde offenbar sofort beräumt.
Im Unterschied zu den ersten Berichten gibt der Autor dieses Berichtes an, daß die Rakete noch transportiert oder aufgerichtet wurde, als sie explodierte. Also kein Fehlstart, sondern ein Unglück in den Startvorbereitungen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1252 am: 06. April 2017, 07:28:08 »
Am 5.4.2017 gab es den nächsten nordkoreanischen Raketentest.
Die Südkoreaner erklärten, die Rakete flog 189 km hoch und 60 km weit. Sie wurde bei Sinpo an der nordkoreanischen Ostküste gestartet.
Sinpo ist ein U-Boot-Stützpunkt.
Zunächst ging man davon aus, daß es der zweite Testflug der neuen Feststoffrakete Pukguksong-2 war.
Inzwischen soll es sich "nur" um eine Hwasong-7 (=Scud) gehandelt haben. Die Rakete soll außer Kontrolle geraten sein.
Alles ein bißchen unklar.
Ich werde die Sache weiter beobachten.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1253 am: 16. April 2017, 22:45:43 »
Die letzten beiden nordkoreanischen Raketenstarts (ballistische Raketen) am 5.4.2017 und am 16.4.2017 waren offenbar komplette Fehlschläge.
Beide Raketen stürzten unmittelbar nach dem Start ab.
Beide Starts erfolgten bei Sinpo an der Ostküste Koreas. Dort befindet sich auch eine U-Boot-Basis.
Die Raketen wurden in Richtung Japanisches Meer, also auf die offene See, geschossen.
Nun gibt es die Vermutung, daß die Amerikaner mit einem Cyber-Angriff diese Raketen zum Absturz gebracht haben könnten.
Über den Typ der Raketen gibt es bislang keine Angaben. Es wird aber von Mittelstreckenraketen gesprochen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1254 am: 16. April 2017, 23:02:52 »
Bei der großen Militärparade in Pjönjang am 15.April 2017 zum 105.Geburtstag von Kim Il Sung haben die Nordkoreaner möglicherweise neue ballistische Raketen gezeigt.


Das ist das Startfahrzeug der Bukkeukseong-2.
Die Bukkeukseong-2 ist eine mobile Feststoffrakete. Sie wird aus dem Container ausgestossen und dann gezündet (wie die russische Topol). Das ist schon eine ziemlich hoch
entwickelte Technologie . Bislang gab es 2017 eine Testschuss.


Dieses Fahrzeug mit Startcontainer erinnert sehr an die russische Topol.
Es ist nicht klar, welche Rakete in dem Container stecken könnte.
Es könnte die Interkontinentalrakete Hwasong-13 sein, die aber noch nie geflogen ist.
Sollten die Nordkoreaner tatsächlich eine solche Rakete in Abschussbereitschaft bringen, dürfte das einen Angriff der Amerikaner auslösen.
Das muss nicht gleich ein Luftschlag sein, es könnte auch ein Cyberangriff sein.
Es ist aber unklar, wie weit die Entwicklung der Hwasong-13 vorangeschritten ist. Der Container könnte auch leer sein.


Ein sehr seltsames Geschoss.
Offenbar die 1. und 2.Stufe der Hwasong-13 auf dem Transportfahrzeug der Hwasong-10 (Musudan).
Das Fahrzeug wurde umgebaut.
Das ganze sieht sehr improvisiert aus. Versucht Kim etwas vorzutäuschen ?


Die größte Überraschung.
Ein neuer Typ oder eine neue Attrappe.
Ein Container auf einem Rad-Transportfahrzeug.
Die Idee für eine neue Feststoff-Interkontinentalrakete? Höchstwahrscheinlich befindet sich nichts in dem Container.
Soll vielleicht ein Hinweis sein, daß man an einer neuen Generation von Interkontinentalraketen arbeitet.

Auf jeden Fall scheint Nordkorea seine Raketen nicht in Silos, sondern mobil aufzustellen. Ist natürlich verdammt aufwendig, erhöht aber die Überlebenschancen bei einem
US-Luftschlag. Die Frage ist, wie schnell die Nordkoreaner dann ihre Raketen abschussbereit machen können.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1255 am: 21. Mai 2017, 07:37:18 »
Am 14.Mai 2017 hat die Volksarmee des Genossen Kim wieder zugeschlagen und völlig überraschend einen neuen Raketentyp getestet: die Hwasong 12.
Die Rakete war erst bei großen Militärparade im April 2017 in Pjöngjang erstmals zu sehen und war damals als zweistufige Version der HS-13 interpretiert worden. Das ist falsch.
Wie die Bilder und Videos vom Start der HS-12 zeigen, handelt es sich um eine einstufige Rakete.
Der Antrieb besteht aus einem Haupttriebwerk und vier Vernier-Triebwerken. Dadurch benötigt die HS-12 keine Heckflossen oder Gitterflügel zur Stabilisierung und Steuerung. Es fällt aber auf, daß die Triebwerkssektion etwas konisch gestaltet ist.
Neu ist außerdem der Durchmesser der HS-12.
Bisher hatten die nordkoreanischen Militärraketen maximal einen Durchmesser von 1,25 m.
Die HS-12 hat einen Durchmesser von 1,50 m.
Über das Triebwerk wird noch diskutiert.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es aber kein neues Triebwerk, sondern das Nodong-Triebwerk, das auch in der Trägerrakete Unha verwendet wird. Von dort stammen auch die Vernier-Triebwerke.
Auch die Treibstoffkombination stammt von der Unha, also UDMH und AK-27 (Melange).
Das Transportfahrzeug wurde von der HS-10 übernommen. Es dient im Gegensatz zur HS-10 aber nur als Transporter.
Die Rakete wird auf dem mitgeführten Starttisch aufgerichtet, aber dann wird das Fahrzeug weggefahren und die Rakete
separat gestartet. Militärisch ein echter Rückschritt, weil die Operationen zur Startvorbereitung nun deutlich länger dauern.
Gestartet wurde bei Kusong, 120 nordwestlich von Pjöngjang.
Die Rakete flog 787 km weit und erreichte eine Gipfelhöhe von 2111 km.
Errechnet wurde daraus eine Schussweite von zirka 4000 km.
Mich wundert, daß die Amerikaner sich ruhig verhalten haben. Doch nur Säbelrasseln für die Öffentlichkeit?
Wäre ja erstmal nicht schlecht, wenn die Gemüter sich wieder etwas beruhigen.
Denn eine militärische Gefahr stellt die HS-12 nicht dar. Zu lange dauern die Startvorbereitungen.
Diese Rakete sieht eher wie ein improvisierter Versuch aus, die vorhandene Technik maximal auszureizen.
Es verwundert, daß die Nordkoreaner sich in so zahlreiche Raketentypen verzetteln.






Offline rok

  • *****
  • 3170
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1256 am: 21. Mai 2017, 11:10:40 »
Moin wernher66,

danke für deine aktuellen und fundierten Informationen zum Thema nordkoreanische militärische Raketen, das ist für mich die beste neutrale Quelle für dieses Thema.

Eine kleine Anmerkung zu deinem Satz:

Die Rakete wird auf dem mitgeführten Starttisch aufgerichtet, aber dann wird das Fahrzeug weggefahren und die Rakete separat gestartet. Militärisch ein echter Rückschritt, weil die Operationen zur Startvorbereitung nun deutlich länger dauern.

Ich denke mal, dass im "V-Fall" keine Rücksicht darauf genommen wird, dass das Personal den Start überlebt, soll heissen, dass sofort nach dem Aufrichten und der Zielprogrammierung gestartet wird. Die Startmannschaft bekommt posthum einen Orden für ihren Einsatz, sofern es in der radioaktiven Wüste, die bis dahin Nordkorea hieß, noch einen Ordensverleiher gibt.

Robert

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1257 am: 21. Mai 2017, 11:59:00 »
Schon klar, aber dennoch dauert es länger, die Rakete so feuerbereit zu machen, als wenn eine feuerbereite Rakete in einem Container mit laufenden Kreiseln innerhalb von Minuten abgeschossen werden kann (so macht das z.B. die russische Topol).
Denn letzlich will ja Nordkorea echte Abschreckungswaffen schaffen. Das sind die bisher dargestellten Raketen aber alle nicht
(Ausnahme: Bukkeuksong-2, wobei man da auch nicht weiß, wie schnell die wirklich feuerbereit ist).

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1258 am: 22. Mai 2017, 22:16:44 »
Die Nordkoreaner scheinen tatsächlich keine Angst vor der Rhetorik der Trump-Administration zu haben.
Nur eine Woche nach dem Erstflug der HS-12 wurde am Sonntag, den 21.5.2017, eine weitere ballistische
Rakete gestartet. Diesmal war es die Feststoffrakete Bukkeuksong-2 (Pukguksong-2).
Das erste Exemplar wurde im Februar 2017 gestartet.
Der zweite Start war ein Erfolg und wurde als solcher auch von Nordkorea bestätigt.
Die Rakete startete bei Pukchang, 60 km nordöstlich von Pjöngjang. Sie flog zirka 500 km weit nach Westen und
ging in internationalen Gewässern nieder.
Offenbar reichen die amerikanischen Störmöglichkeiten doch nicht so weit wie angenommen
Immerhin konnten zwei Raketen innerhalb einer Woche ungestört gestartet werden.
Die Rakete soll auch eine Onboardkamera gehabt haben, und Bilder aus dem Weltraum übertragen haben.
Leider konnte ich die Bilder bislang nicht finden.


Pukguksong-2 am 21.5.2017


Pukguksong-2 am 12.2.2017

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1259 am: 30. Mai 2017, 23:50:18 »
Innerhalb von drei Wochen haben die Nordkoreaner nun drei verschiedene ballistische Raketen erfolgreich gestartet und der Genosse Kim Jong Un war wieder dabei:
von erfolgreichen Starts gibt´s neuerdings immer Bilder, so auch diesmal.

Die Rakete, eine Hwasong-5 oder Hwasong-7, startete am Montag, den 29.Mai 2017, in der Nähe von Wonsan . Sie flog zirka 450 km weit und schlug im Japanischen Meer auf.
Das besondere: ein neuer, abtrennbarer und manövrierfähiger Gefechtskopf. Damit soll die Zielgenauigkeit auf wenige Meter verbessert worden sein. Wenn das zutrifft, wäre das eine neue Qualität.
Eine solche Rakete könnte beispielsweise gegen amerikanische Flugzeugträger eingesetzt werden.
Derartige Raketen waren bereits auf der Militärparade in Pjöngjang im April zu sehen.
Einige Dinge verwundern aber doch:
das Transport- und Startfahrzeug ähnelt einem alten sowjetischen Raupenkettenfahrzeug aus den 1950er Jahren. Werden hier alte Restbestände recycelt?
Immerhin fliegen in Nordkorea noch MiG-15 und Mi-4, offenbar wird nichts weggeworfen.
Warum werden drei verschiedene Raketentypen getestet? Das ist nicht sehr rationell. Offenbar wird alles verschossen, was verfügbar ist , nur um zu zeigen, Nordkorea ist stark und fürchtet sich nicht.
Dennoch, das dauernde Säbelrasseln der Nordkoreaner ist beunruhigend. Und technisch machen sie durchaus Fortschritte. Die Fehlstarts vom April 2017 erscheinen da durchaus hausgemacht als durch amerikanische Störungen verursacht.


Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1260 am: 31. Mai 2017, 15:47:27 »
... und wieder hat die glorreiche nordkoreanische Armee das japanische Meer vernichtend geschlagen zum Ruhme der Partei... ;D

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1261 am: 31. Mai 2017, 15:50:23 »
Vom Postillon inspiriert? ;) ... dann gib die doch auch als Quelle des Augenzwinkerns an ...
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1262 am: 31. Mai 2017, 16:07:32 »
hast recht  ;)

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1263 am: 26. Juni 2017, 21:44:23 »
Das Atom-U-Boot "Juri Dolgorukij" hat heute im getauchten Zustand in der Barentsee eine Rakete vom Typ Bulawa in Richtung Kamtschatka abgeschossen.
Der Test wurde als Erfolg gewertet.
http://russianforces.org/blog/2017/06/bulava_launch_from_yuri_dolgor_1.shtml

Offline Ldf

  • ****
  • 267
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1264 am: 26. Juni 2017, 23:43:40 »
... und wieder hat die glorreiche nordkoreanische Armee das japanische Meer vernichtend geschlagen zum Ruhme der Partei... ;D

Die Koreaner, die nördlichen und die südlichen, akzeptieren kein Japanisches Meer, nur das Ostmeer. Die Japaner haben dort Jahrhunderte teilweise bestialisch gewütet und sind dort in der Regel als Okkupanten gesehen.

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1265 am: 04. Juli 2017, 23:44:05 »
Nach 4 Wochen Pause ist Genosse Kim mit seinen Spielzeugen zurück, pünktlich zum Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten und schon wieder mit einem neuen
Raketentyp: Hwasong-14 (HS-14). Das nordkoreanische Fernsehen preist das neue Geschoss als Interkontinentalrakete, aber das ist es wahrscheinlich nicht.
Zumindestens handelt es sich um eine Zweistufenrakete, wobei die untere Stufe vermutlich eine verkürzte HS-12 ist.
Zur heutigen Flugstrecke gibt es verschiedene Angaben:
Nordkorea: Flughöhe = 2802 km Flugweite = 930 km
Russland: Flughöhe = 535 km Flugweite = 510 km

Auf Militärparaden war das neue Geschoss noch nicht zu sehen.


Das grosse Transportfahrzeug war schon auf Paraden zu sehen.


Der Start der HS-14.

Jeder Start mit einem anderen Typ, das ist schon sehr seltsam.

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1266 am: 05. Juli 2017, 16:19:54 »
Jeder Start mit einem anderen Typ, das ist schon sehr seltsam.

Wie sicher kann man denn da sein, das es wirklich unterschiedliche Raketen sind? Das Bildmaterial stammt ja aus Nordkorea selbst und die Radardaten die von "Außenstehenden" veröffentlicht werden sind ja auch nur bedingt Objektiv... Evtl. werden da nur 2-3 "Grundtypen" in immer neuer "Verpackung" und unter anderer Typenbezeichnung verschossen?

MFG S

Offline Hugo

  • *****
  • 5108
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1267 am: 05. Juli 2017, 19:33:35 »
Heute morgen habe ich über das Thema gelesen. Da hatte der Reporter die Frage gestellt, wieso Nordkorea neue Raketentypen erfindet, diese noch nie getestet hat und gleich der erste Start ein Erfolg wird, während alle anderen Nationen der Welt mit ihrer jeweils ersten Rakete niemals so viel Erfolg hatten. Die Frage ging dann in die Überlegung über, ob die Raketen überhaupt selber gebaut wurden, oder ob jemand anderes sie fertig geliefert hat.

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1268 am: 05. Juli 2017, 19:42:13 »
Die Frage ging dann in die Überlegung über, ob die Raketen überhaupt selber gebaut wurden, oder ob jemand anderes sie fertig geliefert hat.
Wer sollte das sein? Ohne jetzt in Verschwörungstheorien abzudriften... Ich traue Nord Korea schon zu Raketen mit diesen Leistungsdaten zu bauen, aber dieses Durcheinander mit den Typen und Startplätzen ist für mich "Fassade"! Auch das ist nix neues die Semjorka hat bei den Russen ja auch dutzenden Namen bekommen, und im Westen hielt man die alle für "neue Raketen" dabei waren es nur Weiterentwicklungen...
Noch mal die Frage an die Spezialisten kann man eine Sichere "Verbindung" zwischen den Startvideos und den Radarbeobachtungen herstellen? Oder ist es möglich das es hier "Fernsehstarts" gibt die dann passend zu den Testflügen veröffentlicht werden?

MFG S 

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1269 am: 07. Juli 2017, 22:48:08 »
Zur Frage der Echtheit der Bilder.
Es besteht für mich kein Zweifel an der Echtheit.
Die Bilder und Videos werden sofort veröffentlicht, wenn es einen Erfolg gibt. Sie sind konsistent zu den Informationen über den jeweiligen Start.
Im Falle eines Fehlstarts wird gar nichts veröffentlicht, da haben wir lediglich die Informationen aus Südkorea, Japan und den USA, die die nordkoreanischen Aktivitäten permanent überwachen.

Zur Frage der Typenvielfalt.
2017 wurden bislang folgende Raketen gestartet: HS-7, HS-5G, Pukguksong-2, HS-12 und HS-14.
Die HS-7 ist ein bewährter Typ, häufig als Scud-D oder Scud-ER bekannt. Also eine Modifikation der russischen R-17 von Makejew.
Transport- und Startfahrzeug ist der MAZ 543. Die Rakete hat einen Durchmesser von 0,88 m. 4 Exemplare wurden im Rahmen eines Salvenstarts erfolgreich gestartet.
Die HS-5G ist eine neue Version der Hwasong-5 (Scud-B). Völlig neu ist der manövrierfähige Gefechtskopf, der stark an die Pershing 2 erinnert.
Anders ist auch das Transportfahrzeug mit Kettenfahrgestell. Es erinnert an die alten sowjetischen Ketten-Transportfahrzeuge aus den 1950er Jahren, ist aber ein offenbar
ein nordkoreanisches Produkt. Die Rakete wurde wahrscheinlich 3mal gestartet, wovon die ersten beiden Starts Fehlschläge waren.
Eine totale Überraschung waren die Starts der HS-12 am 14.5.2017 und der HS-14 am am 4.7.2017. Der HS-12 war erstmals auf der Parade im April in Pjöngjang zu sehen,
die HS-14 war noch nie zu sehen.
Beide Raketen sind sich sehr ähnlich. Beide nutzen das gleiche Triebwerk in der 1.Stufe (die HS-12 hat nur eine Stufe).
Es könnte das Nodong-Triebwerk sein oder das RD-250, das kürzlich in Sohae getestet worden ist. Charakteristisch sind vier Vernier-Triebwerke, die von der R-27 stammen könnten,
und den Verzicht auf Heckflossen erlauben. Die 1.Stufe der HS-14 ist kürzer als die Grundstufe der HS-12. In beiden Raketen hat die Stufe einen Durchmesser von 1,50 m.
HS-14 ist also eine Modifikation der HS-12.
Das große Rätsel ist die 2.Stufe der HS-14. Über sie und ihre Herkunft kann nur spekuliert werden.
Erstaunlicherweise nutzen HS-12 und HS-14 bei ähnlichen Abmessungen unterschiedliche Transportfahrzeuge.
Die HS-12 wird auf einem modifizierten Radtransporter MAZ-547 transportiert, der eigentlich für die HS-10(Musudan) benutzt wird.
Die HS-14 wird auf dem großen achtachsigen chinesischen WS51200 transportiert, der bislang immer mit der HS-13 gezeigt wurde.
Total anders ist Pukguksong-2, die 2017 bislang 2mal flog.
Es ist eine zweistufige Feststoffrakete, die auf einem Kettenfahrzeug transportiert. Wie moderne russische Modelle wird sie mit Druckgas aus dem Startcontainer ausgestossen und erst in gewisser Höhe gezündet.
In vielerlei Hinsicht ist die Pukguksong-2 die modernste nordkoreanische Rakete.
Ob die HS-14 wirklich die lange angekündigte nordkoreanische Interkontinentalrakete ist, bleibt abzuwarten. Was wird aus der auf Paraden gezeigten HS-13?
Zusammenfassung: es wurden 2017 bislang elf Raketen  in drei verschiedene Raketentypen gestartet.



Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1270 am: 07. Juli 2017, 22:53:05 »

Sehr gute Heckansicht der Hwasong-14.
Es überrascht, daß die Amerikaner so gelassen reagieren. Eigentlich war die nordkoreanische Interkontinentalrakete doch so etwas wie eine rote Linie.
Oder ist es noch gar keine Interkontinentalrakete ?

Stefan307

  • Gast
Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1271 am: 09. Juli 2017, 14:31:36 »
Bewundernswert wie du hier den Überblick behältst! Im Grunde sind es ja dann doch nur 3 Baureihen!
Das ganze spricht dann eher für eine rege Entwicklungstätigkeit ( bei einem relativ großen Anteil an experimenteller Entwicklung) und nicht für ein "Chaotisches" Programm.
Zum Thema Fakestarts:
mir ging es auch lediglich um die Zuordnung, Bild/Video zu Flugdaten, Beispiel: Ich "erfinde" eine neue (größere) Rakete, baue eine Attrappe und zeige sie bei Paraden, dann bringt man einem "Prototyp" das Abheben(für die Kameras) durch Einbau vorhandener Komponenten bei, gleichzeitig nimmt man eine bewährte Rakete, lässt den Sprengkopf weg, erhöht evtl. den Treibstoff und lässt sie "parallel" fliegen. ich glaube nicht das die Beobachtungstechniken von Außen so leistungsfähig sind und sicheren Aufschluss über den Typ/Aufbau einer Rakete liefern. Das Resultat ist das der Eindruck entsteht das man in der Entwicklung wesentliche Fortschritte gemacht hat  8)

MFG S


Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1272 am: 09. Juli 2017, 23:19:39 »
Die Hwasong-14 stellt schon eine große Überraschung dar.


Auf der zweiten Stufe sitzt kein Gefechtskopf, sondern eine Nasenhaube (Shroud). Das ist ein großer Unterschied. Unter der Haube könnten neben dem Gefechtskopf
Täuschkörper und ein Bus, also eine Manövrierstufe, sitzen.

Inzwischen wurde auch der Startort ermittelt: das Gelände des Flugzeugwerkes Panghyon.
Dort wurde eine Betonfläche 62x20 m angelegt, auf der der Starttisch aufgesetzt werden kann.
Quelle:
http://www.38north.org/2017/07/panghyon070617/


Die Rakete wird unbetankt aufgestellt. Ansonsten wäre es kaum vorstellbar, daß Genosse Kim und das Personal neben der Rakete ohne Schutzanzüge und Gasmaske stehen.
Oder gehen Nordkoreaner mit ätzenden Stickstoffverbindungen entspannter um ?

Eine Onboardkamera war auch wieder an Bord. Damit wurden die Trennung der ersten Stufe und das Abwerfen der Haube gefilmt.


Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1273 am: 10. Juli 2017, 00:16:14 »
Mal ne ganz blöde Frage. Wenn der Kim seine Raketen nach oben schießt, läuft er nicht Gefahr, oder besser andere, Sateliten zu treffen? Oder wird dies wohl bedacht, trotz der ganzen Show die er um seine Tests herum macht? Die Dinger fliegen ja wohl recht hoch. Läuft man da nicht Gefahr etwas zu treffen, was man nicht treffen will?

Re: Militärische Raketen- und Raumfahrtneuigkeiten
« Antwort #1274 am: 10. Juli 2017, 06:55:04 »
Hallo Andras,

grundsätzlich kann so etwas passieren. Aber es ist doch extrem unwahrscheinlich, wenn ich einfach unkoordiniert etwas nach oben schieße (deswegen ist ja Raketenabwehr im All schwierig und eine Silvesterrakete trifft normalerweise auch kein Flugzeug).

Auf Anfrage unterstützt das amerikanische NORAD bei der Startplanung ... die Option gibt es hier natürlich nicht. Außerdem geht es bei diesem NORAD-Service gar nicht mal nur um den Start, sondern um die ersten Orbits nach dem Aussetzen, wenn ein Satellite noch nicht voll funktionsbereit ist, um da möglichst keinem anderen Objekt in die Quere zu kommen.
Nordkorea könnte selbst analysieren, ob sie einem bekannten Objekt zu nahe kommen. Aber ob Nordkorea Zugriff auf diese Datenkataloge hat?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)