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  • ca. 12:00 Bundestag debattiert über Raumfahrt: 07. November 2014

Raumfahrt-Politik in Deutschland

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Offline tomtom

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Raumfahrt-Politik in Deutschland
« am: 04. Juni 2009, 18:10:40 »
Ja, wie steht es um die Deutsche Raumfahrtpolitik?
Die SPD hatte im Jan. 09 eine Veranstaltung zum Thema "Innovationsmotor Raumfahrt", die hier nachzulesen ist: www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_datei/0,,11048,00.pdf
Die Redner scheinen sich auch lebhaft an die Mondlandung zu erinnern. ;)

Jenseits von üblichen Politiker-Worthülsen fand ich die Aussagen doch sehr informativ und bin positiv überrascht von der Auseinandersetzung mit dem Thema, auch wenn ich manches noch lange nicht für den großen Wurf halte.

Beispiele:
Fr. E. Bulmahn: "Eine nationale Raumfahrtstrategie muss darüber hinaus auch bei der Trägertechnologie Vorbereitungen treffen und Forschungsthemen definieren. Ob wir dabei den Weg einer rückkehrfähigen Trägertechnologie einschlagen, ist eine für mich und auch für die SPD noch nicht endgültig beantwortete Frage."

"Aus deutscher Sicht müssen wir darauf bestehen, dass Trägertechnologien weiterhin im ESA-Verbund entwickelt und eingesetzt werden. Es ist nicht ratsam, hier in den kommenden Jahren zu einer anderen Politik zu kommen."

"Ich habe mich persönlich immer für die Mondmission ausgesprochen und eingesetzt, weil Systemfähigkeit hier von besonderer Bedeutung ist."

"...das die Unternehmen nicht nur um fertig ausgebildete Ingenieure und Naturwissenschaftler werben, sondern sich auch verstärkt für deren Ausbildung engagieren. Sie müssen aus meiner Sicht in einem erheblich stärkeren Maße bereit sein, Stipendien zur Verfügung zu stellen, um damit auch das Studium insgesamt attraktiver zu machen.
Es muss offen gesagt werden, dass Deutschland diesbezüglich noch Entwicklungsland ist. Es reicht nicht aus, wenn ein Unternehmen, um ein ganz konkretes Beispiel zu nennen, ein Stipendium von 125 Euro im Monat finanziert und darauf sehr stolz ist. Die Unternehmen müssen bereit sein, mit größerem Engagement Jugendliche zu fördern."
« Letzte Änderung: 05. November 2014, 10:52:44 von tomtom »
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H.J.Kemm

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #1 am: 12. August 2009, 11:41:31 »
Moin,

im ZDF-Morgenmagazin sagte der Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze (CDU), ein nationales Mondprogramm zu starten, die Kosten liegen bei 1,5 Mrd € über 5 Jahre.  Das sei gut investiertes Geld, könne neue Arbeitsplätze schaffen und sogar Gefahren aus dem All abwenden. Es sei aber nicht geplant, deutsche Astronauten auf den Mond zu schicken. Die Arbeit solle stattdessen von automatisierten Systemen erledigt werden.

Mein Kommentar: Es sei aber nicht geplant, deutsche Astronauten auf den Mond zu schicken Ok, Astronauten nicht, aber dafür einige Politiker - in einer *no return mission*.

Jerry

 

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #2 am: 12. August 2009, 12:08:04 »
na, dann schicke aber gleich ein paar Medienvertreter hinterher ;)
Die Berichterstattung ist mal wieder äußerst fragwürdig.

Anlaß ist, dass sich das Bundeskabinett heute über Luft- und Raumfahrtpolitik berät. Hintze wird dazu seinen Jahresbericht vorstellen.

Letztes Jahr wurde Geld für die Mondmission gestrichen mit der Begründung, "gut, aber man müsse den Haushalt konsolidieren". Weil man jetzt ja nicht mehr konsolidiert, müßte man nach der Logik eigentlich Geld haben. Andernfalls stellt sich die Frage, wann der richtige Zeitpunkt wäre.
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Steini

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #3 am: 12. August 2009, 12:16:38 »
Hi,

naja man hat ja schon einige Mrd. in die Konjunkturpakete gesteckt! Da kommt es auf die 1,5 Mrd mehr oder weniger auch nicht mehr an, wenn man schon mal beim Geld ausgeben ist, dann richtig. ;)
Ich nehme diesen Mann sowieso nicht all zu ernst und ob es der CDU im Wahlkampf nutzt oder schadet, ist auch fraglich. Mal sehen was davon übrig bleibt...

Gruß Steini

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Offline Olli

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #4 am: 12. August 2009, 12:21:36 »
Anlaß ist, dass sich das Bundeskabinett heute über Luft- und Raumfahrtpolitik berät. Hintze wird dazu seinen Jahresbericht vorstellen.

Na, da bin ich aber mal gespannt, was dabei herauskommt... warten wir's ab!

Letztes Jahr wurde Geld für die Mondmission gestrichen mit der Begründung, "gut, aber man müsse den Haushalt konsolidieren". Weil man jetzt ja nicht mehr konsolidiert, müßte man nach der Logik eigentlich Geld haben. Andernfalls stellt sich die Frage, wann der richtige Zeitpunkt wäre.

Ich frage mich langsam, wann die werten Damen und Herren der Politik bereit sind, mehr Investitionen in Wissenschaft und Forschung zu tätigen? Irgendwie scheint nie der richtige Zeitpunkt zu sein.
Von der Energiepolitik will ich gar nicht reden...  >:(

Aber damit schweif ich grad ab...sry, das musste mal raus!

Olli

Edit:
naja man hat ja schon einige Mrd. in die Konjunkturpakete gesteckt! Da kommt es auf die 1,5 Mrd mehr oder weniger auch nicht mehr an, wenn man schon mal beim Geld ausgeben ist, dann richtig. ;)
Richtig, und worein? In Banken, die das Geld versemmelt haben! Und es wahrscheinlich wieder versemmeln werden! >:(

So, jetzt nehm ich mich aber wieder zurück, sonst reg ich mich noch mehr auf!!!
« Letzte Änderung: 14. August 2009, 19:13:08 von Olli »
Einmal mitfliegen - was gäb' es Schöneres? Nichts!

astro112233

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #5 am: 14. August 2009, 09:53:13 »
Hallo zusammen,

wie ich las wird über Peterchens Mondfahrt erst nach der Wahl entschieden.

Peter Hintze ist studierter Theologe, folglich der falsche Mann am falschen Ort. Andererseits wäre er der richtige Mann dafür, mit dem großen Klingelbeutel durch die Lande zu ziehen um für „seine“ neu aufgegriffenen   utopischen Pläne Almosen zu sammeln. 

Unter dem Motto. Hallo Deutschland, ich bin auch noch da, ich habe eine Existenzberechtigung und möchte auch mal wieder etwas herumposaunen.

Mit Verlaub, was soll dieser total fachfremde „Entscheidungsträger“ in dieser Position? Er plappert sklavisch nach, was ihm seine unzähligen Heloten mundgerecht vorkauen.

Stereotypes Geschwafel, wie Arbeitsplätze schaffen, neue Technologien entwickeln etc. und natürlich alles im Konjunktiv formuliert.     

Steini
Dann käme es auf die 1.500.000.000 Euro auch nicht mehr an? Falsch, es kommt auf jeden Euro an, der zur Konsolidierung beiträgt. Allerdings wird überhaupt nicht konsolidiert, sondern der absurde Schuldenberg wächst unaufhörlich in astronomische Höhen.   

1.600.000.000.000 Euro Staatsverschuldung sind wohl mehr als genug, Tendenz steigend . Diese können nie mehr abgebaut werden. Allein durch die jährlich verursachte wahnwitzige Zinsenlast könnten locker einige Mondprojekte finanziert werden.

Würde der gemeine Bürger im privaten Bereich dementsprechend handeln, wären mittlerweile alle Bürger zahlungsunfähig und in einem kollektiven Eigeninsolvenzverfahren verstrickt.

Fazit
Geld das nicht zur Verfügung steht, kann man logischerweise nicht ausgeben.   

Gruß Konrad  ;)

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #6 am: 14. August 2009, 11:55:10 »
Hallo Astro-MP,

dein Beitrag ist mir etwas zu populistisch. Das lesen wir in der Presse zur Genüge. Es wäre schön, wenn wir uns auch mit Politik sachlich auseinandersetzen könnten.

Hier der Bericht aus dem BMWI von Peter Hintze:
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/bericht-koordinator-luft-raumfahrt,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf

Nach kurzer Sichtung hat mich aber folgender Satz eher aufgeschreckt. Ich persönlich hätte da doch eine ganz andere Einschätzung:
Zitat
Da nach gegenwärtigem Wissen die Partnerländer USA und Russland auch in
Zukunft ausreichende Transportkapazitäten zur Verfügung stellen werden und keine
dauerhafte Abhängigkeit von einem Monopolanbieter zu erwarten ist, ist der
europäische Transportbedarf auch ohne ein eigenes Transportsystem gesichert.
Deshalb ist aus heutiger Sicht kein ausreichender Anlass für die Entwicklung eines
eigenen europäischen bemannten Transportsystems gegeben, die derzeit nur grob
abschätzbare, aber auf alle Fälle sehr hohe Kosten und eine langfristige Bindung
erheblicher Mittel mit sich bringen würde.

Gruß tomtom
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rm39

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #7 am: 14. August 2009, 13:58:53 »
Zitat
Da nach gegenwärtigem Wissen die Partnerländer USA...  :o

Ich weiß ja nicht von wann das PDF ist (habe zumindest auf die Schnelle kein Datum gefunden), aber da scheint ja jemand im BMWI nicht ganz auf dem Laufenden zu sein.  ???

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #8 am: 19. August 2009, 00:57:36 »
Die deutsche Raumfahrt-Vision scheint gegenwärtig Robotik zu sein. Das kann man jedenfalls aus dem Hauptartikel der Countdown 10 des DLR herauslesen.
http://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-4788/

Inhaltlich geht’s
1. um das was mit der Mondmission zu tun hat, die ja zuletzt in der Öffentlichkeit sehr kritisiert wurde.
2. um Service-Missionen zur Wartung und Entsorgung von Satelliten.

Auch das BMWi verwendet eine entsprechende Präsentation:
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/infografiken,did=282740.html

Mir scheint, dass ein ARV bzw. bemannte Kapsel für D leider keine Bedeutung (mehr) hat. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass sich das bis 2011 noch ändert.

Viel Bereitschaft für eine robotische Mondmission scheint es aber auch nicht zu geben. Da gibt’s noch viel zu tun für die Politik.
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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #9 am: 05. September 2009, 15:40:08 »
Damit ist eine eigene bemannte Raumfahrt der Europäer tot. Wir bleiben zahlende Gäste zum Nutzen der führenden Raumfahrtnationen (USA, Russland, ...). Die Deutschen sind, nach dem Italien auf die Karte USA setzt und Frankreich zögerlich ist, die Einzigen, die noch eine Studie betreiben, aber mit welchem Ziel? Nur ein ABM-Programm für Wissenschaftler, wie so viele Programme?
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Immanuel Kant

MartinM

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #10 am: 05. September 2009, 16:07:45 »
Die Raumfahrtpolitik ist leider nur ein Teil des Gesamtproblems - der Technikfeindlichkeit (oder vielleicht bessser: Technikferne) des politischen Establishments. 
Das mit der "Vision Robotik" glaube ich auch erst dann, wenn ich vorzeigbare Ergebnisse sehe. :(

Zitat
Große Teile der sogenannten technischen Intelligenz – Ingenieure, Naturwissenschaftler, Techniker – haben sich frustriert aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Sie zappen weg, wenn politische Magazine im Fernsehen laufen, und schauen nur noch selten in die Zeitungen, weil sie dort nichts weiter zu erwarten haben als die nächste Hysterie. Sie fühlen sich fremd im eigenen Land – obwohl sie den Wohlstand dieses Landes zu einem Großteil erwirtschaften. Sie erhoffen nichts mehr von den Parteien, weil sie zu oft erlebt haben, wie Politiker die Ängste bedienen, die technophobe Aktivisten schüren.

Michael Miersch, zitiert nach Zeit für eine neue Fortschrittspartei auf "telepolis". Der Mann hat mich mit seinen "antigrünen" Polemiken oft genervt, aber wo er recht hat, hat er recht.

Solange "High Tech" nur dann positiv wahrgenommen wird, wenn sie in Autos eingebaut ist, und solange es Spitzenpolitiker gibt, die z. B. das pöse pöse Internetzdingens als gefährlichen "rechtsfreien Raum" sehen, solange sehe ich für eine aktive Raumfahrtpolitik schwarz.

MM

Kreuzberga

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #11 am: 05. September 2009, 17:24:44 »
Technikfeindlichkeit in Deutschland?!

Diese Einschätzung teile ich nicht. Seit Jahren wird doch über Parteigrenzen hinweg der High-Tech-Standort Deutschland beschworen, der Mangel an naturwissenschaftlich-technischen Experten beklagt und "Innovation" an allen Ecken und Enden gefordert.

Auf welche Basis stützt Michael Miersch seine Aussage, große Teile der "technischen Intelligenz" würden sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen? Was denn für technophobe Aktivisten?

Die Raumfahrt ist schlichtweg (noch) kein bedeutender Industriezweig für Deutschland (ebenso global) und steht daher nur selten auch nur in der Nähe des Zentrums der politischen und ökonomischen Aufmerksamkeit. High-Tech war in den Achtzigern die Elektroindustrie, in den Neunzigern die Computerindustrie und seit dem der Bereich Erneuerbare Energien sowie Biotechnologie/Pharma/Chemie. Autoindustrie und Maschinenbau natürlich immer dabei.

Dort werden die relevanten Umsätze gemacht (oder erwartet), dort schaut die Politik hin. Das liegt auch daran, dass der Markt diese Erwartungen zu teilen scheint und dementsprechend Kapital dorthin fließt. In die Raumfahrtindustrie wird privat doch kaum investiert, es handelt sich immer noch um eine vom Staat dominierte und abhängige Industrie.

Aufgabe der Politik kann es also innerhalb unseres ökonomisch-gesellschaftlichen Rahmens nur sein, Bedingungen zu schaffen, die eine privatwirtschaftliche Entwicklung begünstigen. Ein Instrument dies zu tun, sind direkte und indirekte Subventionen, was man ja auch tut: Deutschland steckt nicht unerhebliche Beträge in die Förderung der Raumfahrtindustrie und -technologie. Es ist also nicht die Politik alleine, der man die Schuld geben kann, dass die Raumfahrt nicht blüht. Wirtschaftliche Rahmenbedingunen sind ebenso verantwortlich, aber eine verbreitete Technikfeindlichkeit sehe ich nicht.

Wenn wir allerdings sagen, uns ginge es nicht um die Entwicklung der Raumfahrtindustrie, sondern um die Raumfahrt an sich, als wissenschaftliches und kulturelles Aktivitätsfeld, kann man der Politik sehrwohl einen Vorwurf machen. Hier greift aber ebenso die kapitalistische Logik, dass nur da gerne investiert wird (auch von Staatsseite), wo ein Profit zu erwarten ist. Dieses Problem hat Grundlagenforschung seit jeher - ebenso vermeintlich unprofitable Dinge wie Kultureinrichtungen und die Geisteswissenschaften. In diesen Bereichen muss die Politik erkennen, dass es sich um erhaltenswerte und förderwürdige Dinge handelt, auch wenn diese keinen Profit abwerfen, und öffentliches Geld bereitstellen.

Wir sehen Raumfahrt als kulturelle und/oder wissenschaftliche Aktivität mit langfristiger Ausrichtung. Daraus folgt für uns Raumfahrtaktivisten, dass wesentlich zu wenig Geld bereitgestellt wird. Da ich persönlich neben der Raumfahrt auch noch andere Interessen habe, muss ich sagen: Leider ist das in vielen, vielen anderen Bereichen, die ebenso förderwürdig wären, aber keinen Profit abwerfen, genauso! Warum? Weil wir es mit Verteilungskämpfen zu tun haben, die wiederum entsprechend der Machtverhältnisse in unserem Land entschieden werden. Überall da, wo die Leute nur eine unbedeutende Stimme haben, entweder weil es zu wenige sind, oder weil ihre Stimme nicht wichtig erscheint, ist das Geld knapp. Das reicht von schlecht ausgestatteten Schulen, Unis und Seniorenbetreungseinrichtungen, über niedrige Löhne und niedrige Sozialhilfesätze, bis hin zu eigentlich allen kleinen Nichtregierungs-Organisationen, die im sozialen oder kulturellen Bereich arbeiten und von öffentlichem Geld abhängig sind - und eben bis hinein in die Raumfahrt.



GG

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #12 am: 05. September 2009, 21:35:45 »
Seit Jahren wird doch über Parteigrenzen hinweg der High-Tech-Standort Deutschland beschworen, der Mangel an naturwissenschaftlich-technischen Experten beklagt und "Innovation" an allen Ecken und Enden gefordert.

Eben oft nur gefordert. Die Entscheidungen, dafür dann auch wirklich etwas zu tun, sind oft zögerlich oder gehen gar in die falsche Richtung. Ich denke, selbst wenn genug Geld da wäre, würde es überwiegend für andere Sachen ausgegeben werden. Es geht uns noch zu gut.

tobi453

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #13 am: 06. September 2009, 11:29:32 »
Hier ein interessantes Bild: Müntefering und Scholz begutachten ein Shuttlemodell:
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-46252.html

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #14 am: 08. September 2009, 12:47:16 »
Am 20.09 ist in Köln Tag der Luft- und Raumfahrt und die Bundestagswahl ist ja auch bald. Wie sich die Politik das so vorstellt fand ich im Internet in diesem Artikel: "Tag der Raumfahrt, Tag des Frusts"
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/13/13244/1.html

Achtung, der ist aus dem Jahr 2002 - aber irgendwie total aktuell.

Und irgendwie interessant, was seitdem neues in Angriff genommen wurde (naja ;) )

Ich will damit aber nicht noch mehr Frust aufkommen lassen, wie sowieso schon da ist. 2007 war es in Köln ein toller Tag.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
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Offline Ruhri

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #15 am: 17. September 2009, 20:18:47 »
Der Raumfahrt-Internet-Kolumnist Bernd Leitenberger lässt sich in seinem neuesten Blog über die Probleme der Raumfahrt-Politik in Deutschland und in der gesamten ESA aus. Natürlich muss man bedenken, dass der Autor eine tiefe Abneigung gegenüber der bemannten Raumfahrt verspürt und ein Befürworter der unbemannten ist.

Was meint ihr? Mal abgesehen von den eher geringen Summen, die Deutschland für Raumfahrt bereit stellt, welche Entscheidungen, sich an Projekten zu beteiligen oder eben auch nicht zu beteiligen, waren richtig? Welche waren falsch? Gibt es so etwas wie eine nachhaltige Entwicklung in der deutschen Raumfahrt-Politik?

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Offline KSC

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #16 am: 22. Oktober 2009, 19:24:41 »
Der Spiegel meldet was zu erwarten war,
Die deutsche Mondmission ist gestrichen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,656795,00.html

Wer aus diesem Grund Schwarz- Gelb gewählt hat, darf jetzt “Wahlbetrug” schreien ;)

Gruß,
KSC

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Offline -eumel-

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #17 am: 23. Oktober 2009, 01:53:08 »
Hoffentlich hat dieser Wahlbetrug der Vertrauenswürdigkeit der beiden Parteien weiteren Schaden zugefügt!

Im Spiegel-Artikel sollte doch dieser Absatz nachdenklich stimmen:
Zitat
"Bei den Befürwortern der Raumfahrt stoßen finanzielle Vorbehalte auf wenig Verständnis. Ihr Argument: 1,5 Milliarden Euro für ein Sechs-Jahres-Programm, das technischen Fortschritt sichern soll, sind nicht allzu viel im Vergleich zu den fünf Milliarden, die binnen eines Jahres für die Abwrackprämie ausgegeben wurden."

Die Gelder für die Abwrackprämie kamen hauptsächlich der französischen, spanischen, italienischen, japanischen und koreanischen Autoindustrie zugute.
Erreicht wurde damit, daß die Autoindustrie anschließend in ein nachhaltiges Absatzloch fallen wird.
Ich traue diesen beiden Partein zu, daß sie deshalb die plötzlich verarmte Autoindustrie in den nächsten Jahren mit Geldern in ähnlicher Höhe subventionieren wird, damit diese auch weiterhin die falschen Autos bauen und den Weg weiter gehen können, der in die Kriese geführt hat.
Bis die Auto Branche in einigen Jahren entgültig zu Tode subventioniert ist.
Wirtschafts- und finanzpolitisch richten diese beiden Parteien eher Schaden an.

Ein Weg aus der Kriese sollte doch in die Zukunft führen!
Wir wissen, wir müssen weg vom Öl.  (Können also nicht weiter Benzin-Autos bauen!)
Wir können mit unserer Umwelt nicht so umgehen wie bisher.
Deutschland wird als Industriestandort weiter an Bedeutung verlieren.

Unter solchen Umständen muß in die Forschung investiert werden.
Der Mondflug wäre dafür ein gutes Zeichen und würde die DLR stärken.
Die DLR kann nicht nur zum Mond fliegen, sondern entwickelt auch andere Zukuftstechnologien, wie alternative Antriebe und Energieprojekte, Verkehrs- und Umwelttechnologien.
In diesen Bereichen könnte Deutschland eine Führungsrolle einnehmen und eine Zukunft finden.
Dabei ist auch an die junge Generation zu denken, die jetzt entscheiden muß, in welchem Bereich sie später arbeiten will und auch eine Zukunft hat.
Als Autobauer, Forscher, Raumfahrt-Ingenieur oder Astronaut?

So ein Mondflug ist eben nicht nur ein Mondflug...!

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #18 am: 23. Oktober 2009, 02:15:42 »
Das sehe ich auch so. Ich halte das für eine mittlere Katastrophe.
Wir erinnern uns, als die Kassen noch voll waren, wurde der Satellit LEO gestrichen, weil man öffentliche Ausgaben begrenzen wollte. Als man öffentliche Ausgaben gut fand, haben Hintze/Schavan ein Mond-Konjunkturprogramm vorgeschlagen und dann noch mal vorgeschlagen und dann kam der Vorschlag einer robotischen Mondlandemission.

Welche Vorschläge sollen jetzt noch glaubwürdig sein. Muß da einer die Verantwortung ziehen und seinen Hut nehmen?

Von der EU-ESA Explorationskonferenz erwarte ich nix mehr.
Hintze wird da sein, er wird wohl nichts sagen können. Sicher kein gutes Standing.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
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Offline James

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #19 am: 23. Oktober 2009, 10:26:16 »
@ -eumel-   

Du solltest Kolumnen in Zeitungen schreiben!!!

Gruß!

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Offline vostei

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #20 am: 23. Oktober 2009, 10:47:40 »
Zwecks Abwrackprämie: Richtig, der große Kater nach der Partie kommt erst noch.

Aber:
Ich arbeite für einen etwas größeren deutschen Zulieferer der (u.a.)Autoindustrie und muss das mit dem Profit für ausländische Autohersteller etwas relativieren - Deutschland verdient auch bei denen in nicht unerheblichen Maß mit!

Zum Thema "falsche Autos": Der Entwicklungsdruck bei allen Autoherstellern ist groß, weshalb sich die Entwicklungskosten inzwischen aufteilen. Die Hersteller selber liegen da bei ungefähr 40- Prozent - die Zulieferer bei 60+. Fortschrittliche Systeme liegen auf jeden Fall bereit und werden Stück für Stück eingepflegt - der jeweilige Übergang liegt bei ca 5 Jahren. Der Grund dafür ist die gute alte ^^ Wertschöpfung, d.h. es muss aus dem bisher geschaffenen erst etwas verdient sein...- und der Prozess ist ein kontinuierlicher, zumal auch Infrastrukturen diverser Art geschaffen werden müssen (Strom / Gas etc).

Beispiel KAT. Als damals eine steuerliche Förderung aufgelegt wurde ging das ratzfatz - wären damals auch Motorräder (als Beispiel) so gefördert worden, wäre auch hier die Technik noch weiter, als sie (immer noch freiwillig) ist...


Lieber fünf vor Zwölf, als keins nach Eins

klausd

  • Gast
Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #21 am: 23. Oktober 2009, 11:06:55 »
Die Gelder für die Abwrackprämie kamen hauptsächlich der französischen, spanischen, italienischen, japanischen und koreanischen Autoindustrie zugute.

Mit der Meinung kommst Du im Raum Hannover nicht weit. Hier gibt es viele Leute (VW und VW Nutzfahrzeuge) die der Abwrackprämie Ihren Job zu verdanken haben. Ich kenne auch welche persönlich.
Auch Opel hat davon ordentlich profitiert.

Das Autohersteller wie Mercedes, Audi und BMW den Schuss nicht gehört haben und weiter Modelle à la Q7 und X1-X5 produzieren ist kein Problem. Schließlich sprechen deren Autos ein Clientel an was Ihre Kaufentscheidung nicht von 2500€ abhängig macht. Und die Bundesregierung soll doch auch keine Luxuskarren sponsorn oder?

Ich kann die Kritik daher nicht nachvollziehen. In vielen Industriestaaten wurde diese Idee aufgegriffen und ebenfalls umgesetzt. Wenn das so großer Schwachsinn gewesen wäre, hätten die das kaum gemacht. Der Erfolg der Prämie spricht für sich. (Selbst meine Schwester fährt jetzt mit nem neuen Polo durch die Gegend, was sie ohne Prämie vielleicht nicht gemacht hätte.)

Niemand, ich betone niemand, hätte davon etwas gehabt wenn uns manche Autohersteller abgeknickt wären. Was da an Zulieferern dran hängt... Bis runter zum Friseur. Die FDP wird sowieso fast nix umsetzen können was sie sich vorgenommen hat. Gott sei Dank, denn grade der starke Sozialstaat, der Kündigungsschutz usw hat die Krise in Deutschland wirksam abgefedert!

Die Argumente der FDP, Grünen usw verhallen angesichts der Situation in der wir uns ohne diese Prämie jetzt befinden würden!


Viele Grüße

Klaus

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Offline vostei

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #22 am: 23. Oktober 2009, 11:16:42 »
@klausd

Auch richtig, wobei man aber auch wieder das Wörtchen "Wertschöpfung" erwähnen muss - die ist bei "fetten Modellen" größer und extrem bei Porsches und Ferraris... - bei kleineren und kleinsten Modellen ist sie eher mau bis negativ - daher die versch. Strategien der Hersteller für "vor und nach der Abwrackprämie" - Bsp. der neue Polo - während der Prämienzeit gab es ihn nur als Viertürer - erst jetzt dannach kommt der etwas chickere Dreitürer, oder die Kooperationen diverser Hersteller bei der Entwicklung und Prodi kleinerer bis mittlerer Motoren, die dann gemeinsam verbaut werden, bis hin zu ganzen Basisplatformen bei kompletten KFZ...

Meine Meinung: einen Teil der Abwrackprämie abzuknippsen und zur Förderung fortschrittlicher Technologien zu verwenden, wäre weitsichtiger gewesen. (Infrastruktur Elektro Gas / Leichtlauf bei Verbrennern / Steigerung der Effizienz in Klassen zB)

Um auf die Raumfahrt zurück zu kommen: Thema Umweltschutz - gerade da besteht auch Nachholbedarf UND gleichzeitig Entwicklungschancen - die viele Chemie und Giftstoffe der Verbrauch seltener Resourcen, sowie der Weltraum- und irdische Müll wird auch gerne GEGEN die Raumfahrt als Argument eingesetzt...
« Letzte Änderung: 23. Oktober 2009, 11:51:19 von vostei »
Lieber fünf vor Zwölf, als keins nach Eins

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Offline paygar

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #23 am: 26. Oktober 2009, 11:44:47 »
Ich kann die Kritik daher nicht nachvollziehen. In vielen Industriestaaten wurde diese Idee aufgegriffen und ebenfalls umgesetzt. Wenn das so großer Schwachsinn gewesen wäre, hätten die das kaum gemacht. Der Erfolg der Prämie spricht für sich. (Selbst meine Schwester fährt jetzt mit nem neuen Polo durch die Gegend, was sie ohne Prämie vielleicht nicht gemacht hätte.)

Nur weil fast alle europäische Staaten beim Afghanistan mitmachen ist der auch nicht gleich richtig. Man sollte sich nicht an anderen messen...und die Abwrackprämie war einfach nur ein schönes Konjunkturprogramm für die Autohersteller, egal aus welchem Land sie kamen, dass es aber gesamtwirtschaftlich eher sinnlos war, wird abgesehen von den meisten Politikern, nicht bestritten.
Wenn es einen Teil der Wirtschaft gibt der nicht konkurrenzfähig ist, dann muss er in der Freien Marktwirtschaft auch Pleite bzw. Insolvent gehen. Bestes Beispiel ist Opel...zwar von seinem Mutterkonzern zu Grunde gerichtet, aber das heißt nicht, dass in solchen Situationen der Staat mit unseren Steuergelden einspringen muss, weil sich auf höhere Ebene mit dem Geld anderweitig vergnügt wurde. Speziell da, schiele ich nach Wolfsburg....die Affäre der VW Manager...und ihrer Prostituierten....mit Firmengelden bezahlt....aber wenn dann die Wirtschaftskrise kommt:" *hach* wir haben kein Geld, bitte wir müssen unsere Raubtierkapitalismus beenden, und brauchen Hilfe, weil wir Jahrelang in falsche Produkte investiert haben"

Nur als kleines Beispiel, durch die Abwrackprämie wurde der noch klaine, im Aufbau befindliche Markt von Elektroautos fast komplett zerstört. Aber wozu Innovation, wenn man Arbeitsplätze retten kann. *pffff*

http://www.heise.de/tp/blogs/2/143470

http://www.heise.de/suche?channel=tp&sort=d&q=abwrackpr%E4mie&rm.x=0&rm.y=0&rm=search

Aber was soll man bei solchen Menschen an der Macht noch auf Besserung hoffen, die sich bei allem nur herrausreden, und dem neuen Finanzminister. ;)
[youtube]XaWE8K2nRVs[/youtube]
"To invent an airplane is nothing. To build one is something. But to fly is everything." --Otto Lilienthal

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Offline tomtom

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Re: Raumfahrt-Politik in Deutschland
« Antwort #24 am: 26. Oktober 2009, 17:35:20 »
Im Koalitionsvertrag steht ein Dreizeiler (1260):
Zitat
Deutschland braucht klare Ziele in der Raumfahrt. Dafür wird eine eigenständige Raumfahrtstrategie mit klaren Missions- und Technologiezielen innerhalb eines Jahres weiterentwickelt. Die Luftfahrtforschung werden wir programmatisch weiter vorantreiben.
(Quelle: http://www.cdu.de/doc/pdfc/091024-koalitionsvertrag-cducsu-fdp.pdf)

Das ganze steht im Kapitel „Neue Technologien, Industrieland Deutschland“, nicht unter Forschung. Am Zuschnitt der Ministerien dürfte sich also nichts ändern und Raumfahrt bleibt damit im Wirtschaftsministerium, das von FDP-Minister Brüderle geführt wird.

Neuer EU-Kommissar soll Günther Oettinger werden, der aber nicht unbedingt das Ressort „Unternehmen+Industrie“ übernimmt, in dem die EU-Space-Policy enthalten ist.

Raumfahrtstrategie innerhalb eines Jahres – das kommt mir schon bekannt vor. Immerhin ein Ziel mit klarer Zeitangabe. ;)
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