Raumfahrt-Jahresrückblick 2005

Das abgelaufene Jahr 2005 brachte in der Raumfahrt interessante Ergebnisse und Leistungen, aber auch Fehlschläge.

Ein Beitrag von Hans J. Klemm. Vertont von Dominik Mayer.

Die beiden Mars-Rover Spirit und Opportunity arbeiteten überraschend gut und es scheint kein Ende ihrer Aktivität in Sicht.

Das Jahr 2005 war wieder erfüllt von hochaufgelösten Marsaufnahmen wie dieser vom NASA-Marsrover Opportunity (Bild: NASA)

Opportunity untersuchte seinen vor der Landung auf der Mars-Oberfläche abgeworfenen Hitzeschild und hat dabei in der Nähe der Absturzstelle den Meteoriten Heat Shield Rock gefunden. Spirit ist vom Boden des Gusev-Kraters zu den Columbia-Hills aufgestiegen und hat von dort sensationelle Panoramaaufnahmen gemacht.

Für die europäische Weltraumagentur ESA begann das Jahr 2005 erfolgreich mit der Landung der Raumsonde Huygens im Rahmen der Cassini/Huygens Mission, einer Gemeinschaftsproduktion von ESA, NASA und ASI, am 14. Januar auf Titan, einem eisigen Mond des Ringplaneten Saturn. Der Saturn-Orbiter Cassini liefert seitdem einmalige Aufnahmen von den Saturnmonden Enceladus, Titan, Dione und Rhea und wird auch weiterhin Bilder liefern.

Die ESA hat Mitte 2005 den Einsatz der Mission Don Quijote beschlossen. Ziel wird sein, die Raumsonden Hidalgo und Sancho zu einem Asteroiden zu schicken, wo getestet werden soll, ob die Flugbahn dieses Objektes abgelenkt werden kann. Wichtig ist das für den Notfall, wenn ein Killer-Asteroid von einem Crash mit der Erde abgehalten werden muss.

Es folgte im Februar der erfolgreiche Einsatz der stärksten europäischen Trägerrakete Ariane 5/ECA mit einem triple-Start und im November ein double-Start mit 8 t Masse in einen GTO. Weiter erfolgreich blieb die ESA durch den Start der Raumsonde Venus Express im November und das erfolgreiche Aussetzen des europäischen Kommunikationssatelliten Galileo-GIOVE-A am 28. Dezember. Galileo-GIOVE-A ist ein Testsatellit für das von der EU geplante europäische Navigationssystem, eine Konkurrenz für das amerikanische GPS bzw. das russische GLONASS.

Einschlag des Projektils der NASA-Sonde Deep Impact auf dem Kometen Tempel 1 (Bild: NASA

Eine spektakuläre Leistung vollbrachte die NASA mit ihrer Deep-Impact-Mission. Am 4. Juli, am amerikanischen Independence Day, schlug der Impactor auf dem Kometen Tempel 1 ein. Dieses außergewöhnliche Ereignis wurde live übertragen. Sinn der Mission war es, festzustellen, aus welchem Material Kometen bestehen. Die Sonde Deep Impact befindet sich nach erfolgreicher Flugkorrektur jetzt in einer Warteposition, da sie eventuell zum Kometen 85P/Boethin fliegen soll.

Die NASA startete am 26. Juli mit dem Space Shuttle Discovery den ersten Flug nach der Columbia-Katastrophe zur Internationalen Raumstation ISS. Leider verlief dieser Flug auch nicht ohne Probleme, da sich beim Start einige Stücke Schaumstoff vom Tank gelöst hatten. Deshalb musste erstmals in der Geschichte der Raumfahrt eine Außenreparatur an einem Raumflugkörper im All durchgeführt werden.

Dieses Problem versuchen die Amerikaner jetzt zu lösen, und dadurch wurden keine weiteren Flüge für 2005 geplant. Die ISS wurde neben dem einzigen Space-Shuttle-Einsatz durch 3 russische Progress-Frachter und 2 russische Personenkapseln Sojus-TMA mit Material, Treibstoff und Sauerstoff, sowie Wasser beliefert.

Leider musste die Reise des deutschen Astronauten Thomas Reiter zur ISS auf 2006 verlegt werden.

Aufgrund vertraglicher Regelungen zwischen der amerikanischen Raumfahrtagentur NASA und der russischen Weltraumagentur ROSKOSMOS konnten amerikanische Astronauten nur bis Ende 2005 mit den russischen Raumkapseln Sojus-TMA kostenlos mitfliegen. Plätze kaufen durften die Amerikaner wegen des bestehenden Iran-Non-Proliferation-Act 2000 nicht, dieses Gesetz wurde aber zwischenzeitlich aufgehoben, so dass Flüge für amerikanische Astronauten mit russischen Raumschiffen zur ISS gegen Bezahlung ab sofort möglich sind.

Start der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter zum Roten Planeten an Bord einer Atlas 5 Rakete (Bild: NASA/KSC)

Am 12. August ist die NASA-Raumsonde MRO zum roten Planeten aufgebrochen. Sie soll im März 2006 im Marsorbit ankommen und Oberflächenaufnahmen mit höchster Auflösung machen.

Im September stellte der NASA-Chef M. Griffin das ehrgeizige Programm 2018 der NASA vor. Danach will die NASA nach fast 50 Jahren wieder einen Astronauten auf den Mond bringen. Anschließend soll es zum Mars gehen. Dieses Programm beinhaltet einen neuen Träger und einen neuen Raumtransporter zur Personenbeförderung. Da die US-Space-Shuttles ab 2010 nicht mehr fliegen werden, ist diese Ersatzbeschaffung zwingend notwendig.

Wehmütig nahmen viele Raumfahrtfans Abschied von der NASA-Rakete Titan, die am 20. Oktober nach über 46 Betriebsjahren zu ihrem letzten Flug abhob.

Einen empfindlichen Rückschlag hat die private Raumfahrtindustrie erlitten. Bereits im November musste der erste Start der privaten Trägerrakete Falcon 1 des amerikanischen Unternehmens SpaceX wegen technischer Probleme abgesagt werden. Aber auch der neue Termin im Dezember konnte wegen technischer Mängel an der Rakete nicht eingehalten werden. Ein Termin für einen weiteren Versuch steht noch nicht fest. Das Unternehmen SpaceX wollte mit diesem Start beweisen, dass Trägerraketen von privaten Unternehmen kostengünstiger und ebenso sicher geflogen werden können. Dieser Beweis blieb bis jetzt aus.

Einen Teilerfolg konnte das japanische Weltraumkonsortium JAXA verbuchen. Die Raumsonde Hayabusa erreichte am 12. September in einer Entfernung von über 280 Millionen km von der Erde den Asteroiden Itokawa. Die Raumsonde sollte Anfang Dezember den Lander Minerva auf dem Asteroiden aussetzen, was leider misslang. Auch die Bodenmaterialaufnahme von der Oberfläche des Asteroiden scheint nicht sicher gelungen zu sein. Ein Rückflug von Hayabusa zur Erde konnte bis jetzt nicht gestartet werden, da im Augenblick kein Funkkontakt zwischen Sonde und Bodenstation besteht.

Einen großen Erfolg konnte die chinesische Raumfahrt erzielen. Am 12. Oktober startete ihr zweiter bemannter Raumflug mit der neuen Raumkapsel Shenzhou 6. An Bord waren zwei Taikonauten, die während der 115 Stunden im All orbitale Experimente durchführten. China wollte sich durch diese Mission auf nächste Mission, mit Ausstieg aus der Kapsel, vorbereiten.

Weniger spektakulär, aber dafür recht häufig waren die Starts der russischen Weltraumagentur ROSKOSMOS. Sie absolvierte 27 Starts von russischen Weltraumbahnhöfen, fast ebenso viele wie alle Starts von Trägern, über 60 insgesamt, der anderen Weltraumagenturen. Der Träger R-7 wurde bei 12 Starts eingesetzt und der Träger UR 500 bei 7 Einsätzen. Damit führt Russland auch 2005 die Startliste an. Weitere Starts für militärische Satelliten bzw. kleinere Payloads sind in dieser Aufstellung nicht enthalten. Aber nicht alle Flugaufträge wurden erfolgreich abgeschlossen, so wie die Missionen Cryosat, Demonstrator und Molniya-3.

Insgesamt waren im Jahre 2005 17 Personen aus 5 Nationen im Weltall, davon ein Privatmann, der mit einer russischen Sojus-TMA gegen entsprechende Bezahlung zur Raumstation ISS geflogen ist. Erfreuliches lieferten auch die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 aus dem All. Ihre Sender funktionieren noch und in größeren Zeitabständen findet ein Kontakt zwischen den beiden Sonden und der Bodenstation statt. Voyager 1 befindet sich mit 96,312 AE Entfernung von der Sonne schon am Übergang zur Heliopause, dem Ende des Sonnensystems. Voyager 2 ist 84,933 AE entfernt.

Das Weltraumteleskop Hubble feierte 2005 sein 15. Einsatzjahr im All, die ESA blickt auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück und das russische Kosmodrom Baikonour feierte 50-jähriges Bestehen. Vor 100 Jahren hat A. Einstein seine berühmte Formel E = mc² vorgestellt.

– Ende des Beitrags –

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