Mars: Die zweite Halbzeit

Die drei Missionen der USA und Europas am Mars gehen weiter. Während Spirit alle Rekorde bricht, erforscht Opportunity weiter seinen wissenschaftlich hochinteressanten Landekrater.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA/ESA.

Auch Opportunity, der zweite im Januar auf dem Mars gelandete amerikanische Mars-Rover, konnte in dieser Woche sein Bergfest feiern: Am vergangenen Mittwoch war für ihn Sol 45 erreicht. Damit hatte er genau die Hälfte der 90-tägigen Primärmission auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten überstanden. Derzeit sieht es allerdings so aus, als ob Opportunity und sein baugleicher Zwilling Spirit deutlich länger als 90 marsianische Tage über die staubige Oberfläche des Mars rollen könnten: Die Temperaturen an den Landestellen der Rover sind höher als bei der Missionsplanung angenommen (und doch fallen sie Nachts problemlos bis auf -80° C), was sich positiv auf die Haltbarkeit der Batterien im Inneren der beiden Fahrzeuge auswirkt, und die Energieausbeute der Solarpaneele von Spirit und Opportunity ist bis jetzt ebenfalls günstiger als kalkuliert.

Spirits Reifenspuren reichen bis zum Marshorizont.
(Bild: NASA)

Doch nicht nur Opportunity konnte in den letzten Tagen eine von den Missionsplanern aufgestellte Marke knacken. Bereits am letzten Montag, nach Abschluss von Sol 64, hatte Spirit 314 Meter Wegstrecke seit seiner Landung auf dem Roten Planeten zurückgelegt und damit die von den NASA als ein Kriterium für den Missionserfolg definierte Marke von 300 Metern deutlich übertroffen. Überhaupt war die vergangene Woche für Spirit erneut mit vielen Fahrten ausgefüllt, die den Rover immer näher an den Krater „Bonneville“ heranbrachten, bis seine vordere Navigationskamera dann am Donnerstag erstmals Aufnahmen vom Inneren des Kraters machen konnte. Am Freitag war schließlich nach schwieriger Fahrt durch steiniges Gelände mit stellenweise 15° Steigung eine komfortable Position am Kraterrand erreicht, von wo aus im Laufe dieses Wochenendes erst einmal eine 360°-Panoramaaufnahme angefertigt werden soll. Gleichzeitig wird die Beschaffenheit des Bodens mit dem Mössbauer-Spektrometer sowie dem Thermalspektrometer Mini-TES untersucht werden. Die Missionswissenschaftler hoffen, dass Bonneville Spirit einen Blick auf geologisch interessante Strukturen ermöglicht, die andernorts unter dem staubigen Marsboden verborgen liegen.

Ganz anders liegen die Dinge bei Opportunity: Bisher hat der Rover seinen gerade einmal gut zwanzig Meter durchmessenden Krater, in dem er gelandet ist, immer noch nicht verlassen; Streckenrekorde gibt es hier – anders als im Gusev-Krater von Spirit – nicht zu vermelden. Das allerdings bedeutet nur, dass Opportunity direkt neben einer überaus interessanten Gesteinsformation gelandet ist und deswegen bisher keine weiten Wege zurückzulegen brauchte, um den Wissenschaftlern auf der Erde spannende Messdaten zu liefern. In den vergangenen Tagen lag der Fokus der Aktivitäten von Opportunity bei der Untersuchung der in der Gesteinsformation sowie auf dem Marsboden entdeckten „Blaubeeren“, kleinen kugelförmigen Ablagerungen, die sehr an unter Einfluss von Wasser auskristallisierten Mineralien erinnern (wir haben darüber bereits berichtet). Außerdem konnte der Rover am Freitag um 15:40 Uhr Ortszeit eine marsianische Mondfinsternis beobachten: Der Mond Phobos bewegte sich vor der Sonnenscheibe entlang. Mit rund 20 Kilometer Durchmesser schafft er es jedoch anders als der irdische Trabant nicht, die Sonne vollständig zu verdunkeln – dafür ist er deutlich zu klein.

Vom europäischen Orbiter Mars Express gibt es immer noch nicht viel zu berichten. Immer noch führt ihn seine Umlaufbahn regelmäßig für längere Zeit durch den Marsschatten, so dass nicht ausreichend Energie zur Verfügung steht, um das normale wissenschaftliche Beobachtungsprogramm durchführen zu können.

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