Nicht kleckern, sondern klotzen

ESA und DLR bauen einen neuen Triebwerksprüfstand für Feststoffbooster. (Achtung, Aprilscherz)

Ein Beitrag von Andreas Weise. Quelle: Flugreise/Recherche.

Erst vor Kurzem weihte die ESA zusammen mit dem DLR den neuen Prüfstand P5.2 am DLR-Standort Lampoldshausen ein. Ein Meilenstein für das DLR und für das Ariane-6-Programm. Die langfristigen Auswirkungen auf den Triebwerkstestbetrieb, auf Wirtschaft, Forschung und Entwicklung in der betreffenden Region sind dabei noch gar nicht abzusehen. Raumfahrer.Net jedenfalls veröffentlichte dazu eine Pressemitteilung des DLR.

A. Weise
Bauarbeiten in Brandenburg aus der Luft gesehen
(Bild: A. Weise)

Nun verdichten sich unbestätigte Gerüchte, dass die ESA die Entwicklung von Raketen einer neuen Generation verstärkt voran treiben will. Dazu soll ein Testareal mit einem entsprechend nutzbaren Prüfstand für Feststofftriebwerke in Betrieb genommen werden. Wie bekannt, sah das ursprüngliche Konzept der Ariane 6 eine Anzahl von Feststoffstufen vor. Der Technologievorsprung amerikanischer Firmen, die Erfahrungen mit entsprechenden Boostern beim Space-Shuttle-Programm gesammelt hatten, und diese nun konsequent für das SLS weiter entwickeln, soll aufgeholt werden. Bislang scheitere dieses Vorhaben nicht nur am politischen Willen der beteiligten Länder, sondern auch schlicht an der nicht erfolgten Bereitstellung entsprechender Prüf- und Testkapazitäten. Das soll nun anders werden.

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künftiger Teststand aus der Luft betrachtet
(Bild: A. Weise)

Von der Öffentlichkeit unbemerkt, so lässt sich vermuten, soll eine entsprechende Testanlage im südlichen Teil des Bundeslandes Brandenburg, direkt an der Grenze zu Sachsen, entstehen. Umfangreiche Erschließungsarbeiten sind bereits zu erkennen. So ist der Abgastrichter mit einer Länge von circa 3.500 Meter fast fertig gestellt. Ein solcher ist auch notwendig, um die enormen Kräfte des Abgasstrahls unterhalb der allgemeinen Erdoberkante zu halten, damit die Belastung für die Umwelt durch Feuer, Abgas und Lärm in vernünftigen Grenzen einschränkbar bleibt. Zum Vergleich: Der Abgaskanal am Startplatz 1 in Baikonur ist rund 250 Meter lang. Luftbilder von April 2018 zeigen den eigentlichen Testplatz mit der in einem schluchtenartigen Graben angelegten Zufahrt sowie in unmittelbarer Nähe liegende Kraftwerksanlagen zur Energieversorgung und Produktionsstätten.

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ESA-Chef Wörner (li.) und Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (re.)
(Bild: A. Weise)

Ein Standortvorteil könnte sich daraus ergeben, dass sich in unmittelbarer Nähe nicht nur eine Eisenbahntrasse mit Regionalzuganbindung befindet. Es existiert auch eine 2.500 Meter lange Flugplatzlandebahn in unmittelbarer Nähe zum mutmaßlichen Prüfstand. Damit könnten große Transportflugzeuge, wie solche vom Typ AN-124, zum Transport großer Booster zum Einsatz kommen. Die betroffene angrenzende Gemeinde mit rund 22.400 Einwohnern rundet den Standort durch eine entsprechende soziale Infrastruktur ab.

Dass die Wahl ausgerechnet auf das südliche Brandenburg gefallen seien soll, ist dabei erstaunlich. Schließlich hätte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, hier im Gespräch mit ESA-Chef Wörner, es bestimmt gerne gesehen, wenn DLR und ESA in Sachsen noch mehr investieren würden. Man erinnere sich, dass in Großenhain nördlich von Dresden der Prototyp eines innovativen Flüssigkeitstriebwerkes auf Alkoholbasis erprobt wurde.

Natürlich ist die Errichtung solch eines Standortes in Brandenburg nicht unumstritten. Insofern ist es verständlich, dass das DLR, bzw. die ESA sich hierbei bedeckt hält, wenn diese Gerüchte, denn offizielle Informationen gibt es dazu nicht, stimmen sollten. Zu den mutmaßlichen Plänen haben wir natürlich beim DLR nachgefragt. Der Pressesprecher des DLR Andreas Schütz teilte uns dazu mit:

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Kraftwerksanlagen in der Nähe des neuen Objekts
(Bild: A. Weise)

„… Davon weiß ich nichts, nie gehört. Es kann jedoch zu einer Vermengung von Informationen gekommen sein, die diesen Eindruck entstehen lassen können. Das DLR plant den Aufbau eines Institutes für CO2-arme Industrieprozesse. Dazu gehört eine Testanlage für Kraftwerkstechnologien. Insofern ist die Information eine Testanlage betreffend richtig, jedoch nicht für Raketenantriebe, sondern für Kraftwerksanlagen. …“
Es bleibt also erst einmal abzuwarten, was wirklich geschieht und in wie weit neue Informationen zugänglich werden. Man darf weiter neugierig bleiben…. bzw. sich selbst ein Bild machen: Die Koordinaten dazu sind: 51°35’26.1″N 14°14’05.7″O.

Update:
Die Bewohner im Raum Welzow-Schwarze Pumpe-Spremberg mögen verzeihen, dass wir hier etwas sehr weit in den 1. April geträumt haben. Ein großer Prüfstand für Feststofftreibwerke der ESA und des DLR in Brandenburg geisterte nur in unserer Ersten-April-Träumerei herum.

Aber der Flugplatz Welzow, der Tagebau Welzow, das Kraftwerk Schwarze Pumpe, und die Stadt Spremberg sind sehr real. Richtig ist auch, dass an der TU-Dresden an einem Flüssigkeitstriebwerk auf Alkoholbasis im Rahmen einer studentischen Arbeit gearbeitet wurde. Entsprechende Tests sind auf dem Flugplatz Großenhein gelaufen. Dann wurde es sehr still. Leider ist uns der weitere Werdegang nicht bekannt. Dazu hatten wir allerdings das Institut für Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Dresden auch nicht angefragt. Wen wir aber angefragt hatten, das war das DLR. Und somit ist das Zitat von DLR-Pressesprecher Andreas Schütz korrekt wiedergegeben.

Der 1. April 2019 ist vorbei. Nun folgen wieder ernst gemeinte Beiträge an dieser Stelle…. Bis zum nächsten 1. April in einem Jahr.

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