Planetenkandidat Xena deutlich größer als Pluto

2003 UB313, der vermeintlich „zehnte Planet“ unseres Sonnensystems, ist nach Aussage eines deutschen Teams vom Max-Planck-Institut deutlich größer als der Planet Pluto. Dadurch wurde eine mittlerweile revidierte Vorab-Einschätzung einer Hubble-Aufnahme falsifiziert, die ergab, dass das Objekt nur wenig größer als Pluto sei.

Ein Beitrag von Julian Schlund. Quelle: centauri-dreams.

Die Entdeckung des Objekts 2003 UB313 im Oktober gehörte zu den Höhepunkten des vergangenen Astronomie-Jahres und entfachte nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der eisige Kleinplanet, auch unter dem Namen Xena bekannt, dem Edgeworth-Kuiper-Belt entstammt, eine heftige Debatte über dessen etwaigen Planetenstatus sowie der Definition eines Planeten an sich. Die bald darauf folgende Meldung, dass er einen Mond besitzt, sorgte nur zur einer weiteren Erhitzung des Streits und schließlich zu der Entscheidung, zur Klärung die IAU (International Association of Universities) einzuschalten. Es sind zwar einige Vorschläge gemacht worden, aber eine endgültige Entscheidung wurde nicht getroffen und somit bleiben vorerst unsere neun Planeten. Die neuentdeckten Objekte tragen den Titel Transneptune.

Neu 2006: Streitfrage über die genaue Größe Xenas
Die Größe von 2003 UB313 ist ebenfalls elementarer Bestandteil der immer noch andauerenden Debatte. Die Gruppe um Michael Brown vom California Institute of Technology hatte den Kleinplaneten damals anhand seiner Helligkeit im sichtbaren Licht (Laser Guide Star Adaptive Optics System) auf etwa 2700 Kilometer Durchmesser geschätzt und damit größer als den neunten Planeten unseres Sonnensystems, Pluto, mit 2300 Kilometern.
Aktuell befindet sich die Gruppe um Michael Brown im Streit mit Altenhoff und seinen Kollegen vom Max-Planck-Institut. Beide berechneten die Größe Xenas kürzlich neu. Der springende Punkt: sie kamen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.
Hubble-Aufnahme:
Auf der Website des Magazins Science ist zu lesen, dass die Astronomen vom CIT das Reflektionsvermögen anhand einer neuen Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble auf 92 Prozent schätzten. Der Kleinplanet wäre demnach kaum größer als Pluto. Allerdings ging man dabei an die Grenzen der optischen Auflösung von Hubble.

Das Team um Frank Altenhoff nutzte die genauere, so genannte Bolometer-Messung:
“Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Kleinplanet am Himmel bewegt, verrät uns seine Entfernung”, erklärt Dr. Frank Bertoldi, “und damit können wir die durch Sonnenstrahlung erzeugte Oberflächentemperatur des Objekts berechnen. Die von uns gemessene Stärke der Wärmestrahlung, die von der Oberflächentemperatur und der Größe des Kleinplaneten abhängt, zeigt uns dann, wie groß der Kleinplanet tatsächlich ist. Hingegen erlaubt uns die optische Helligkeit, also die Reflektion des Sonnenlicht, keinen genauen Aufschluss über die Größe des Objekts, weil wir das recht niedrige Reflektionsvermögen der Oberfläche vorab nicht kennen.”

Max-Planck-Institute for Radioastronomy
Größenvergleich
(Bild: Max-Planck-Institute for Radioastronomy)

Anhand des Werts der abgestrahlten Wärmeleistung sowie einer geschätzten Oberflächentemperatur von etwa 24 Kelvin (-249 °C) kam das Team auf einen 300 Kilometer größeren Durchmesser, also ganze 3000 Kilometer. Dies entspräche wiederum einer Reflektion von 60 Prozent.

Fest steht, dass das deutsche Team genauere Messmethoden angewandt hat. Welche Messung sich letztendlich als die genauere herausstellen wird, bleibt natürlich dennoch abzuwarten. Genauso verhält es sich bei der Frage, inwieweit die Debatte um „Xena – Planet JA oder Planet NEIN“ dadurch wieder aufgewärmt wird.

UPADATE!
Michael Brown ist mittlerweile zurückgerudert und sagt, seine Werte wären eine Vorab-Einschätzung gewesen, die sich als extrem ungenau herausgestellt habe. Die Messungen des Max-Planck-Teams sind also höchstwahrscheinlich die richtigen. Nicht wenige Astronomen meinen nun, dass 2003 UB313 entweder auch der Planetenstatus anerkannt werden oder aber Pluto der Titel aberkannt werden sollte. Allein aus historischen Gründen ist letzteres Szenario allerdings mehr als fragwürdig…

Wir halten Sie auf dem Laufenden!

Nach oben scrollen