Kleinster Exoplanet so groß wie die Erde?

Der bisher masseärmste Exoplanet mit der Bezeichnung MOA‐2007‐BLG‐192-b ist möglicherweise wesentlich leichter als bisher angenommen. Damit wäre er der erste bekannte Exoplanet, der eine der Erde vergleichbare Masse hätte. Update: Diese Meldung wurde inzwischen widerrufen; demnach handelte es sich um eine Fehlinterpretation.

Ein Beitrag von Timo Lange und Michael Johne. Quelle: exoplanet.eu, newscientist.com.

NASA
Künstlerische Darstellung von MOA-2007-BLG-192-b
(Bild: NASA)

Neue Analysen des Microlensing-Ereignisses MOA‐2007‐BLG‐192, welches dem kleinen Planeten seinen Namen leiht, deuten auf eine Masse des Exoplaneten von nur 1,4 Erdmassen hin. MOA-2007-BLG-192-b wäre damit der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems, mit einer der Erde vergleichbaren Masse, wie der französische Astronom Jean-Philippe Beaulieu bei einem Treffen der britischen Royal Astronomical Society bekannt gab.

Entdeckt wurde der Exoplanet im Jahr 2007 durch die so genannte Microlensing-Methode. Dabei wird das Licht eines Hintergrundsterns durch die Schwerkraft einer Masse im Vordergrund verstärkt, was Astronomen auf der Erde beobachten können. Aus Störungen in der Lichtkurve lassen sich Rückschlüsse auf die Anwesenheit und den Orbit eines planetaren Begleiters des Vordergrundsterns ziehen.

Ist die Masse des zentralen Objekts bekannt, lässt sich auch die Masse des Exoplaneten berechnen. Man kam zu dem Ergebnis, MOA-2007-BLG-192-b hätte eine Masse von 3,3 Erdmassen, womit er damals bereits der leichteste bekannte Exoplanet war. Die Wissenschaftler hielten das Objekt, um das der kleine Planet kreist, jedoch für einen so genannten Braunen Zwerg – einen verhinderten Stern, dessen Masse nicht ausreicht, um ein Kernfusionsfeuer in Gang zu halten. Genauere Untersuchungen der gewonnen Daten legen nun den Schluss nahe, es handle sich doch um einen echten Stern, wenn auch um einen im Vergleich zur Sonne sehr kleinen und leichten: einen Roten Zwerg. Mit einer größeren Masse des Zentralobjekts muss der planetare Begleiter jedoch zwangsläufig eine geringere Masse aufweisen, damit die Daten mit dem theoretischen Modell übereinstimmen. Somit geht man nun nur noch von einer Masse des Exoplaneten von 1,4 Erdmassen aus.
Weitere Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO, sind in den nächsten Monaten geplant. Erst dann wird man genauer wissen, wie leicht oder schwer der Planet wirklich ist. Um eine zweite Erde handelt es sich bei dem kleinen Exoplaneten aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Zwar kreist er um seinen Stern in ungefähr dem gleichen Abstand, in dem der Schwesterplanet der Erde, die Venus, die Sonne umrundet. Der ungefähr 3.000 Lichtjahre entfernte Stern ist jedoch um ein Vielfaches leuchtschwächer als die Sonne, sodass es auf der Oberfläche des Planeten eisig kalt sein dürfte – es sei denn, der Planet hätte eine dicke Atmosphäre, die einen starken Treibhauseffekt in Gang hielte.

Update dieser Meldung am 21. Februar 2009:

Die Meldung, dass der Exoplanet um MOA‐2007‐BLG‐192 eine Masse von 1,4 Erdmassen hat, wird widerrufen. Es handelt sich um eine Fehlinterpretation. Die Aufklärung geht auf ein Rundschreiben in einem Mailing-Forum von David Bennett zurück. David Bennett äußerte, dass die Reporter, die diese Fehlmeldung auf einer amerikanischen Webseite zuerst veröffentlicht haben, einen Sachverhalt von einem Kollegen Bennetts fehlinterpretierten. Dieser Kollege sagte, dass man die Planetenmasse ändern müsse, wenn sich heraustellt, dass der Zentralstern MOA‐2007‐BLG‐192 ein Roter Zwergstern wäre anstatt ein Brauner Zwerg. Doch MOA‐2007‐BLG‐192 ist und bleibt ein Brauner Zwerg, da es keine Veränderungen gibt. Die Reporter verstanden jedoch, dass es Änderungen an der Sternmasse gab, wodurch sie dachten, der Zentralstern sei nun ein Roter Zwergstern.

Quellen:

Raumcon:

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