Russlands Mondpläne in Bewegung

Wie erwartet werden nach dem frühen Misserfolg der Fobos-Grunt-Mission Pläne zur Erforschung anderer Himmelskörper überarbeitet. Vorreiter soll vernünftigerweise der Mond werden, für dessen weitere Erkundung zeitliche Planungen bereits mehrfach umgestellt wurden.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: Roskosmos, IKI, Lawotschkin.

Roskosmos/Lawotschkin
2015 könnte ein Mondorbiter die erste neue russische Mission zum Mond werden. (Bild: Roskosmos/Lawotschkin)

Insbesondere wird zunächst eine Mission im Mondorbit einer unbemannten Landung vorgezogen. So soll 2015 der Luna-Glob-Orbiter den Missionsreigen eröffnen. Bis dahin möchte man sich mehr Zeit nehmen, alle Komponenten ausgiebiger zu testen. Dies wird gegenwärtig als Hauptgrund für das Versagen bei der Fobos-Grunt-Mission gesehen. Die ambitionierten Pläne nach dem gewaltigen Umbruch in der russischen Gesellschaft und Wirtschaft sowie jahrzehntelanger Unterfinanzierung kamen einfach zu früh.

Ihm könnte 2016 der Luna-Glob-Lander folgen. Bisher sollte im Rahmen von Luna-Resurs 1 bereits 2016 ein Lander mit indischem Rover auf den Weg geschickt werden, dem 2018 bereits ein größeres russisches Modell folgen sollte. Die russisch-indische Mission ist nun auf 2017 terminiert. Mit Luna-Grunt könnte 2019 eine Probenrückführung vom Erdtrabanten durchgeführt werden, eine Generalprobe für künftige Marspläne. Diese wandern ins kommende Jahrzehnt mit Fobos-Grunt 2 und einer für 2024 angepeilten Marsprobenrückführung.

Institut für Kosmosforschung der russischen Akademie der Wissenschaften (IKI)
Erst nach erfolgreichem Test eines Landeapparates soll ein Mondfahrzeug zum Erdtrabanten geschickt werden.
(Bild: Institut für Kosmosforschung der russischen Akademie der Wissenschaften (IKI))

Zuvor gilt es, eine umfassende Umstrukturierung und wirksame Prüfmechanismen in der russischen Raumfahrt auf den Weg zu bringen. Bisher litt diese unter Kompetenzgerangel, mangelhafter Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen, die an einem Projekt arbeiteten, teilweise unklarer Mittelverwendung und Überalterung in Forschung, Entwicklung und Raumfahrtindustrie. Selbst neue Projekte, wie der Bau des russischen Kosmodroms Wostotschny im fernen Osten des großen Landes, sind davon teilweise betroffen.

Offenbar will man nun aber in kleineren Schritten und veränderter Reihenfolge zurück auf den Erfolgspfad. Heutige Elektronik beispielsweise ist zwar erheblich leistungsfähiger als die der früheren russischen Erfolge aus den 1960er und 70er Jahren, allerdings auch deutlich empfindlicher gegen Strahlung und Temperaturschwankungen. Um die Grenzen auszuloten, muss umfassend und nachprüfbar getestet werden. Dafür wird vor allem Zeit benötigt. Etwas wurmt es die russische Seele aber schon, dass man damit bei der Mondforschung wahrscheinlich hinter China zurückfällt. Hier wird ein erstes Mondfahrzeug bereits für 2013 vorbereitet.

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