Gigantisches Radioteleskop für Afrika oder Australien

Australien und das südliche Afrika sind bei der Suche nach einem Standort für ein neues, riesiges Radioteleskop in die engere Auswahl genommen worden. Wissenschaftler aus 17 Ländern arbeiten an der Entwicklung des Square Kilometer Array (SKA).

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: Jodrell Bank.

Die Entscheidung wurde vom International SKA Steering Committee getroffen, nachdem es sich Rat von einem externen Gremium, bestehend aus sieben Wissenschaftlern aus fünf Ländern, geholt hatte.

SKA
Impression des neuen Riesenteleskops (künstlerische Darstellung)
(Bild: SKA)

Sowohl Australien als auch das südliche Afrika erfüllen sämtliche Anforderungen für den Bau des SKA, sagte dessen Programmdirektor Professor Richard Schilizzi, als er die Entscheidung in Dwingeloo in den Niederlanden bekannt gab.

Das SKA wird nicht aus einem einzigen riesigen Instrument bestehen, sondern aus tausenden von Einzelantennen mit einem Abstand von bis zu 3.000 Kilometern. Die Hälfte der Antennen wird jedoch in einem zentralen Gebiet von nur 5 Kilometern Durchmesser entstehen. Das SKA wird 50 Mal empfindlicher sein als das beste heute betriebene Radioteleskop. Es wird tief in den Kosmos blicken und Signale der ersten Sterne und Galaxien nach dem Urknall empfangen, es wird die Auswirkungen der mysteriösen Dunklen Energie, die das Universum auseinander treibt, aufspüren sowie die Auswirkungen magnetischer Felder auf die Entwicklung von Sternen und Galaxien untersuchen. Beobachtungen von Pulsaren erlauben es dem SKA sogar, nach Effekten von Gravitationswellen zu suchen, die durch das Verschmelzen von großen Schwarzen Löchern im Zentrum anderer Galaxien entstehen. Sollte es in der Milchstraße Zivilisationen mit Flughafenradar geben, kann SKA sie entdecken.

Für Australien wäre das vorhergesehene Zentrum des Teleskops bei Mileura, etwa 100 Kilometer westlich von Meekathara in Westaustralien. Weitere Antennen wären über den australischen Kontinent verteilt mit möglichen zusätzlichen Standorten in Neuseeland. Im südlichen Afrika wäre der Haupstandort bei Karoo in der nörlichen Kapregion Südafrikas, etwa 95 Kilometer von Carnavaron entfernt, mit weiteren Standorten in Südafrika selbst und den Nachbarländern Botswana, Namibia, Mosambik, Madagaskar, Mauritius, Kenia und Ghana.

Eine entscheidende Vorraussetzung des Hauptstandortes ist ein sehr niedriges Niveau künstlicher Radiosignale, da sie die schwachen Radiosignale aus dem All maskieren könnten. Australien und Südafrika machen außerdem große Fortschritte bei der Einrichtung von Zonen mit eingeschränkter Radiowellenübertragung.

Sowohl der australische als auch der südafrikanische Standort erlauben den Blick auf den gleichen Himmel wie andere große erdbasierte Teleskope im optischen, infraroten und Submilimeterbereich. Beide bieten außerdem eine gute Sicht auf den südlichen Himmel und damit auf das Zentrum der Milchstraße. An beiden Standorten herrschen stabile atmosphärische Bedingungen, die wichtig für die niederfrequenten Beobachtungen des SKA sind.

China und Brasilien/Argentinien bewerben sich ebenfalls um die Stationierung des SKA. Beide Standorte sind gut geeignet für Radioastronomie, aber sie verfehlten wenigstens eine der hohen Anforderungen für den Bau des Square Kilometer Array. Der chinesische Standort ist eingeschränkt bei der geographischen Auswahl des Standortes. Der brasilianisch-argentinische Vorschlage wurde wegen der atmosphärischen Bedingungen ausgemustert.

Es sind weitere Analysen der Standorte geplant und eine endgültige Entscheidung soll gegen Ende des Jahrzehnts gefällt werden.

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