Der Drache ist eingefangen – SpaceX jubelt

Historischer Moment für die kommerzielle Raumfahrt. Um 15.56 Uhr (MESZ) machte der Roboterarm der Internationalen Raumstation an der Dragon-Kapsel fest. Damit erreicht zum ersten Mal nach dem Space-Shuttle-Programm wieder eine amerikanische Raumfähre die Weltraumstation. Nun stellt sich große Erleichterung auf allen Seiten ein, denn selten war ein Erfolg so wichtig.

Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: NASA.

NASA TV
Der Roboterarm der Station hat die Dragon Kapsel um 15:56 Uhr (MESZ) gegriffen
(Bild: NASA TV)

Nicht irgendein Transporter machte heute an der Station fest, sondern eine komplette Neuentwicklung, von Träger bis Raumkapsel. Die Skepsis, ob eine private Firma schaffen kann, wozu bisher große staatliche Weltraumbehörden nötig waren, war von Anfang an sehr groß. Noch nie stand eine Mission so unter Erfolgszwang wie dieser Flug der Dragon-Kapsel von SpaceX. Denn die Weltraumpolitik unter Barack Obama ist gewagt. Ziele im niedrigen Erdorbit sollen von kommerziellen Anbietern viel günstiger erreicht werden und die NASA soll in Zukunft ihre Fühler weiter ausstrecken dürfen mit ihrer in Entwicklung befindlichen Schwerlastrakete SLS. Der Erfolg privater Raumfahrtfirmen wie SpaceX ist dafür Voraussetzung und so war die Erleichterung groß, als alles geklappt hat. Kritik hagelte es bis vor Kurzen von allen Seiten. Doch nun sind die Kritiker, zumindest für heute, verstummt. Dieser Tag gehört der kommerziellen Raumfahrt und allen voran SpaceX.

In den vergangenen Monaten sah es zunächst nicht nach einem vollen Erfolg aus. Den ohnehin straffen Zeitplan kürzte SpaceX weiter und legte die Ziele der letzten beiden Testflüge (C2 und C3) auf diesen einen Flug (genannt C2+) zusammen. Zahlreiche Verschiebungen und Software-Probleme ließen an einem Erfolg der Mission zweifeln. Konkret ging es bei C2 um den Aufbau der Kommunikation mit der Raumstation mittels der COTS UHF Communication Unit (CUCU). Weiter sollten Astronauten in der ISS der Dragon-Kapsel Befehle mittels des Crew Command Panel (CCP) geben und Dragon sollte den Free-Drift-Modus demonstrieren, der notwendig ist, um mit dem ISS-Arm eingefangen zu werden. Die eigentliche ISS-Kopplung war erst bei C3 geplant. Beide Ziele konnten nun ohne ernsthafte technische Pannen während der Mission, erreicht werden. Ein voller Erfolg.

Bei der Annäherung an die ISS kommt das Laser Imaging Detection and Ranging System (LIDAR), auch DragonEye genannt, zum Einsatz, das bei STS 127 getestet wurde. Während der Annäherung erfasste das System kurzzeitig einen falschen Reflektor im japanischen Modul. Durch eine Begrenzung des Sichtfeldes konnte das Problem gelöst werden und Dragon näherte sich weiter an. Am letzten Haltepunkt gab es dann abermals Probleme mit dem LIDAR, eines der beiden redundanten Systeme fiel aus. Das zweite System reichte aber aus, um die Kapsel sicher in Position zu halten. Bei dieser Demonstrationsmission werden insgesamt 460 kg Fracht zur ISS gebracht, darunter 306 kg Nahrung, 21 kg Nanoracks, 123 kg Cargobags sowie 10 kg Computer und Ausrüstung. Nach dem Erreichen der ISS soll die Fracht entladen werden, um Platz für rund 620 kg Fracht zu machen, die Dragon später zur Erde zurückbringen soll. Die erfolgreiche Absolvierung des Flugs ist eine Voraussetzung für die 12 weiteren Flüge im Rahmen der ISS Commercial Resupply Services (CRS), welche im Herbst diesen Jahres anlaufen sollen.

Dragon
Dragon (“Drache”) ist der Raumtransporter von SpaceX. Er besteht aus zwei Komponenten: Der Kapsel, in der die druckbeaufschlagte Fracht transportiert wird, und dem “Trunk”, der unter anderem für die Energieversorgung zuständig ist und nicht druckbeaufschlagte Fracht aufnehmen kann. Die Kapsel verfügt im Gegensatz zu allen anderen ISS-Frachtransportern über einen Hitzeschild und kann somit Fracht zur Erde zurückbringen.

Falcon 9
Falcon 9 ist eine Trägerrakete der mittleren Nutzlastklasse, welche laut Presskit 9.800 kg in einen ISS-Orbit transportieren kann. Sie hat einen Durchmesser von 3,66 m und eine Höhe von 48,1 m. Die Falcon 9 besteht aus zwei Stufen, welche beide flüssigen Sauerstoff und Kerosin als Treibstoffe verwenden. Die erste Stufe wird von 9 Merlin-1C-Triebwerken angetrieben, die einen Schub von 3,8 MN liefern. Die zweite Stufe verfügt über ein Merlin-Vac-Triebwerk, welches ein Merlin 1C mit größerer Düse ist. Dieses ist auch zweimal wiederzündbar.

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