Interview mit Kosmonaut Sergej Krikaljow

Auf der Farnborough Air Show bei London 2008 traf Kirsten Müller auf den sechsmaligen Kosmonauten Sergej Krikaljow, der ihr einige Minuten aus seinem knappen Zeitplan für ein spontanes, ungeplantes Interview freimachte.

Ein Beitrag von Kirsten Müller.

Sergej Krikaljow an Bord der ISS.
(Bild: NASA)
Sergej Krikaljow an Bord der ISS.
(Bild: NASA)

Krikaljow kennt sowohl das amerikanische Space Shuttle als auch das russische Sojus-Raumschiff und hat außerdem Langzeitaufenthalte auf zwei Raumstationen hinter sich. Von November 1988 bis April 1989 sowie von Mai 1991 bis März 1992 war er Mitglied der Stammbesatzung der Raumstation MIR. Während der Auflösung der Sowjetunion in der zweiten Jahreshälfte 1991 war er somit im Weltraum und kann sich deshalb als einen der „letzten Bürger der Sowjetunion“ bezeichnen. Allerdings hat er selbst von den Ereignissen in seiner Heimat nur am Rande etwas mitbekommen: „Unsere hauptsächliche Sorge war, unser Programm abzuarbeiten. Wir haben zwar ab und zu Nachrichten bekommen, aber wir wollten einfach nur ordentliche Arbeit abliefern.“

Seine dritte und vierte Mission waren die Space Shuttle-Flüge STS-60 und STS-88. Bei letzterem Flug im Dezember 1998 wurden die ersten beiden Module der Internationalen Raumstation (ISS) aneinander gekoppelt.

Sergej Krikaljow im russischen Raumanzug.
(Bild: NASA)
Sergej Krikaljow im russischen Raumanzug.
(Bild: NASA)

Bei seinem fünften Flug vom Oktober 2000 bis zum März 2001 war Krikaljow zusammen mit seinem Landsmann Yuri Gidzenko und dem Amerikaner William Shepherd Mitglied der allerersten ISS-Stammbesatzung Expedition 1. Seine letzte Mission war Expedition 11, wobei er als ISS-Kommandant vom April bis Oktober 2005 auf der Raumstation verweilte. Wieso man unter anderem gerade ihn für die erste ISS-Besatzung ausgewählt habe, konnte er nicht genau sagen. ISS-Besatzungsmitglieder würden aber im allgemeinen nach dem Niveau des Trainings und der Erfahrung ausgewählt.

Sowohl die MIR als auch die ISS sind internationale Projekte. Bei der ISS sei die internationale Zusammenarbeit enger gewesen als bei der MIR, im Training sei aber bei beiden Programmen die Zusammenarbeit zwischen den Russen und ihren internationalen Kollegen gleich gut gewesen. Sowohl Amerikaner als auch Europäer seien gleich behandelt worden.

Einen großen Unterschied zwischen dem Space Shuttle und dem Sojus-Raumschiff merke man ihm zufolge unter den Bedingungen des Startes und bei der Beschleunigung nicht. Auch vom Komfort her seien die beiden Raumschiffe schwierig zu vergleichen, da hinter beiden verschiedene Philosophien stecken. Wenn man mit der Sojus zu einer Raumstation fliege, verbringe man die meiste Zeit auf der Station selbst. Sei aber ein Shuttle an die Station angedockt, könne man zwischendurch auch mal einige Zeit dort drin verbringen.

Für die Zukunft der bemannten Raumfahrt erhofft sich Krikaljow, dass man längerfristig über den erdnahen Orbit hinausgehe und fernere Ziele ansteuere.

Nach oben scrollen