Ein in der Islamischen Republik Iran in Bau befindliches Raumfahrtzentrum werde es nach Angaben des iranischen Verteidigungsministers demnächst erlauben, mehr im Iran konstruierte Satelliten in den Weltraum zu transportieren.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch und Daniel Maurat. Quelle: FARS, IINS, ISNA, IRNA, Norbert Brügge.
Wo genau im Iran sich das neue, angeblich nach dem Gründer der Islamischen Republik Ajatollah Ruhollah Musavi Chomeini benannte Raumfahrtzentrum liege, teilte Brigadegeneral Ahmad Vahidi nicht mit. Genannt wurde bereits ein Standort in der Provinz Sistan und Belutschistan im Südosten des Iran. Vahid kündigte an, der erste Satellit, den man von dort starten wolle, sei Tolo, den eine leichte Trägerrakete vom Typ Simorgh (bei ihrem Jungfernflug als Satellitenträger) in den Weltraum transportieren soll.
Bei der Simorgh handelt es sich nicht um eine Eigenentwicklung des Irans, sondern um einen Träger, dessen Ursprünge in Nordkorea liegen. Eine entsprechende zweistufige Rakete bildet dort die Grundlage der Satellitenträger Unha-2 und Unha-3, welche in den letzten Jahren für Aufsehen sorgten, vor allem mit ihren Fehlstarts und den internationalen Protesten gegen Entwicklung und Tests nordkoreanischer Raketen.
Simorgh soll eine Höhe von etwa 26,70 m haben, einen Durchmesser an der Basis von 2,40 m und ein Startgewicht von etwa 87 t. Die erste Stufe basiert auf der nordkoreanischen Nodong und nutzt vier der für diese Rakete gebauten Triebwerke. Die Zweitstufe nutzt zwei Triebwerke vom Typ LRE-15. Die Triebwerke beider Stufen verwenden UDMH als Brennstoff und AK-270, einen in der Sowjetunion entwickelten Oxidator aus Distickstofftetroxid und Salpetersäure, welcher vor allem bei der Scud, einer der bekanntesten Kurzstreckenraketen der UdSSR, Verwendung findet. Letztere Rakete bildete die Grundlage der Raketenentwicklung Nordkoreas und somit auch der des Iran.
Der Simorgh-Rakete wird eine Nutzlast von 60 Kilogramm für eine 500-Kilometer-Kreisbahn zugeschrieben. Bei dem Satelliten Tolo, auch Toloo genannt (der Name bedeutet „Morgendämmerung“), soll es sich um ein Gerät zur elektronischen und photographischen Aufklärung mit einer Masse von rund 80 Kilogramm handeln, das von der staatlichen iranischen Organisation Iran Electronics Industries (IEI) gebaut wurde. Geplant ist, es auf einer Erdumlaufbahn in rund 400 Kilometern Höhe einzusetzen, wo man es drei Jahre lang betreiben möchte.
Derzeit existiert eine bekannte Satellitenstartanlage rund 125 Kilometer östlich der Hauptstadt Teheran im Norden der Dasht-e-Kavir-Wüste in der Nähe einer Provinzhauptstadt namens Semnan. Ein Kontrollzentrum (Station Alborz) gibt es außerhalb von Mahdasht, einem Vorort der Stadt Karadsch, rund 70 Kilometer westlich von Teheran in der Provinz Alborz (dt. Elburs). Das Kontrollzentrum hatten die iranischen Behörden Ende Februar 2012 ausländischen Journalisten zugänglich gemacht.
Hinsichtlich der neuen Startanlage berichtete Vahidi außerdem, sie sei zu rund 80 Prozent fertiggestellt. Wenn man sie erst einmal in Betrieb genommen habe, könne man von dort nicht nur eigene Satelliten, sondern auch solche in den Anrainerstaaten und in der übrigen Islamischen Welt gebaute starten.
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