Elon Musk enthüllt seine Marsvision

Gestern am 27. September 2016 hat Elon Musk, CEO von SpaceX, auf dem International Astronautical Congress (IAC) in Guadalajara seine Marsvision enthüllt. Ein riesiges Raumschiff und ein noch größerer Booster sollen dafür die Grundlage sein.

Erstellt von Tobias Willerding. Quelle: SpaceX

Überblick Interplanetares Transportsystem
(Bild: SpaceX)
Überblick Interplanetares Transportsystem
(Bild: SpaceX)

Zu Beginn seiner Rede ging Musk auf die Herausforderung ein, die Kosten für den Raumtransport zum Mars dramatisch zu senken. Für eine Marskolonie soll es seiner Meinung nach möglich sein für ein paar Hunderttausenddollar zum Mars zu fliegen. Für diese dramatische Kostensenkung um mehrere Größenordnungen sind seiner Meinung nach 4 Schlüsseltechnologien notwendig: Volle Wiederverwendbarkeit, Treibstofftransfer im Orbit, Treibstoffproduktion auf dem Mars und Methan als Treibstoff.

Konzept

Musks Konzept beruht auf einem Booster und einem Raumschiff. Beides zusammen hat er auf den Namen “interplanetares Transportsystem” getauft. Der Booster ist ähnlich der ersten Stufe der Falcon 9. Er hat aber eine Masse von fast 7.000 Tonnen und eine Höhe von 77 Metern. Der Durchmesser beträgt 12 Meter. Angetrieben wird er von 42 Raptor-Triebwerken, die jeweils über einen Schub von ca. 3 MN verfügen. Die Stufe soll genau wie die Falcon 9 wieder auf Land landen, und zwar immer direkt auf dem Startplatz. Offenbar ist man bei SpaceX zuversichtlich, dass man immer diese Genauigkeit erzielen kann.

Kohlefasertank für flüssigen Sauerstoff
(Bild: SpaceX)
Kohlefasertank für flüssigen Sauerstoff
(Bild: SpaceX)

Auf dem Booster sitzt das Raumschiff, eine klassische Oberstufe gibt es nicht. Das Raumschiff ist ein Lifting-Body-Design und hat eine Höhe von 50 Metern und 9 Raptor-Triebwerke. 6 davon haben eine längere Vakuumdüse und 3 eine kürzere Düse für die Landung auf der Erde. Das Raumschiff wiegt über 2.000 Tonnen und gibt es in einer Marsversion und in einer Tankerversion. Die Marsversion soll Platz für mindestens 100 Menschen haben. Für Musks Ziel, einer Marsstadt mit mindestens einer Million Leute, sind also 10.000 Flüge notwendig. Dies hofft er über einen Zeitraum von ein paar Jahrzehnten und mit vielen Raumschiffen zu erreichen.

Das Marsraumschiff verbrennt einen Teil seines Treibstoffes, um nach der Abtrennung vom Booster den Erdorbit zu erreichen. Dort muss es dann von mehreren Tankern wieder aufgefüllt werden. Wenn es vollgetankt ist, verfügt es über genug Treibstoff, um zum Mars zu fliegen und dort zu landen. Dort wird es dann wieder mit auf dem Mars gewonnen Treibstoff aufgetankt und kann zurück zur Erde fliegen. Für den Start vom Mars ist kein Booster notwendig, da das Gravitationsfeld des Mars schwächer als das auf der Erde ist.

Finanzierung

Zur Finanzierung machte Musk nur grobe Angaben. Die Entwicklungskosten schätzt er auf ca. 10 Milliarden Dollar, aktuell gibt SpaceX ein paar Dutzend Millionen Dollar pro Jahr für das Marskonzept aus, in den kommenden Jahren soll es mehr werden. Das Geld soll aus Einnahmen aus F9-Flügen, der Internetkonstellation, privaten Investoren und nicht zuletzt vom Staat kommen. Musk glaubt, dass das Projekt letzten Endes ein großes Puplic Private Partnership (PPP) wird.

Raptortriebwerk
(Bild: SpaceX)
Raptortriebwerk
(Bild: SpaceX)

Demonstratoren

Um das Marsprojekt vorzubereiten, arbeitet SpaceX bereits an diversen Technologien um die Entwicklung des interplanetaren Transportsystems voranzubereiten.

Das Raptor-Triebwerk ist ein Triebwerk mit “full flow staged combustion”-Zyklus, das einen spezifischen Impuls von 334 Sekunden auf Meereshöhe für den Booster liefern soll. Mit größerer Düse sind im Vakuum laut SpaceX 382 Sekunden möglich. Das Triebwerk kann außerdem auf bis zu 20% des Schubes herunterdrosseln und ist mehrfach wiederzündbar. Musk zeigt auf dem IAC ein kurzes Video von einem ersten Test. Dieser Test war aber noch nicht die finalen Version des Raptor-Triebwerkes, sondern eine schwächere Testversion.

Raumschiff auf Europa
(Bild: SpaceX)
Raumschiff auf Europa
(Bild: SpaceX)

Sowohl Booster als auch Raumschiff sollen Tanks aus einem Faserverbundwerkstoff erhalten, auf Metall soll dabei komplett verzichtet werden. Musk zeigt Bilder von einem großen Testtank, der laut seiner Aussage bereits mit flüssigem Sauerstoff gestest wurde.

Perspektive jenseits des Mars

Am Ende seiner Präsentation ging Musk noch auf Flüge ins weitere Sonnensystem ein. Er stellte dabei fest, dass mit entsprechender Tankstelleninfrastruktur das Raumschiff auch durchaus zu den Jupitermonden fliegen könnte, wenn es im Marsorbit aufgetankt wird.

Weitere Bilder in Elon Musks Präsentation:
Elon Musks Präsentation

Animation:

Rede von Elon Musk:

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