Während es von Mars Express gute Neuigkeiten zu vermelden gibt spürt nun auch Spirit die Folgen eines lokalen Staubsturms.
Ein Beitrag von Michael Stein
Obwohl Mars Express schon seit gut einem Jahr den Roten Planeten umkreist ist eines seiner sechs Wissenschaftlichen Instrumente bis heute noch nicht aktiviert worden: Das Langwellenradar MARSIS soll bis in einige Kilometer Tiefe nach Wasservorkommen im Marsboden suchen. Voraussetzung dafür ist allerdings das Entfalten der beiden 20 Meter langen MARSIS-Antennen, und genau da lag das Problem: Nach dem Start der Raumsonde durchgeführte Simulationen der Antennenentfaltung legten den Verdacht nahe, dass eine oder beide der ziehharmonikaförmig zusammengefalteten Antennen nach dem Entfalten gegen die Raumsonde zurückschwingen – und dabei den Orbiter beschädigen könnte.
Das gesamte Jahr 2004 über wurden vor allem beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) immer wieder neue Simulationen durchgeführt um sicherzugehen, dass von der Antennenentfaltung keine Gefahr für Mars Express ausgeht. Auf Nachfrage sagte Dr. Rudolf Schmidt, der frühere Projektleiter der Mission: „Die Chance ist groß, dass eine oder beide (Antennen-)Stangen den Satelliten während der Öffnung berühren. Wir haben daher jede eventuelle ‚Schwachstelle‘ auf der Außenhaut überprüft und nur zwei gefunden, die möglicherweise sensitiv auf eine ‚Ohrfeige‘ reagieren könnten. Das sind eine spezielle Thermalfolie und ein Hochfrequenz-Kabel.“
Eine Gefahr für die Raumsonde geht davon allen bisherigen Daten nach jedoch nicht aus, so Rudolf Schmidt weiter. Daher werde die Entfaltung der beiden MARSIS-Antennen wohl im April oder Mai erfolgen.
Intensiver wird derzeit eine andere Möglichkeit untersucht: Welchen Einfluss hätte eine sich nicht vollständig entfaltende MARSIS-Antenne auf die Lageregelung von Mars Express? „Das die Regelung mit halboffenen Stangen funktioniert steht außer Frage, wir wollen jedoch wissen ob sie die jetzige Qualität halten kann“, so Rudolf Schmidt. Gerade weil der erste europäische Mars-Orbiter bis jetzt so gut funktioniert „wollen (wir) diese Qualität natürlich nicht durch eine halb-offene (Antennen-)Stange reduzieren lassen, daher noch diese extra Studien an der Lageregelung.“
In wenigen Monaten wird MARSIS also erstmals Daten über geologische Strukturen und Wasservorkommen im Marsboden zur Erde senden – ein später, aber umso schönerer Erfolg für die erste europäische Mars-Mission.
Während es von Mars Express also außerordentlich erfreuliche Neuigkeiten zu berichten gibt sieht sich der Mars-Rover Spirit im Gusev-Krater erstmals den Folgen eines Staubsturms ausgesetzt. Ähnlich wie bei seinem Zwilling Opportunity vor einigen Wochen hat sich die Luft durch einen lokalen Staubsturm deutlich eingetrübt hat, was zu einer verstärkten Ablagerung von Staub auf den Solarzellen und zu einer reduzierten Energieproduktion geführt hat. Nichtsdestotrotz hat Spirit in den letzten Tagen weitere 20 Meter in den Columbia-Hills zurückgelegt und untersucht derzeit einen „Peace“ genannten Gesteinsbrocken.
Zur gleichen Zeit war Opportunity in der Tiefebene Meridiani Planum damit beschäftigt, den „Heat Shield Rock“ genannten Eisenmeteoriten weiter zu untersuchen. Auch in der Landeregion von Opportunity war die Luft aufgrund des Ende letzten Jahres aufgetretenen Staubsturms immer noch eingetrübt. Mittlerweile ist auch die Linse der rückwärtigen Hinderniserkennungskamera durch Marsstaub leicht verschmutzt. Dies ist allerdings wahrscheinlich nicht so sehr auf den vergangenen Staubsturm, sondern eher auf Staub zurückzuführen, der beim Fahren in der Nähe des Hitzeschildes von den Rädern des Rovers emporgewirbelt worden ist.
Nachdem die Untersuchung des Eisenmeteoriten mittlerweile abgeschlossen worden ist befindet sich Opportunity nun wieder bei seinem Hitzeschild, um mit dem Microscopic Imager hochauflösende Fotos der Bruchkanten aufzunehmen. Diese Bilder können den Ingenieuren der Herstellerfirma Lockheed Martin wertvollen Aufschluss über die beim Eintritt in die Marsatmosphäre auf den Hitzeschild eingewirkten Kräfte und Energien geben.
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