Wie die amerikanisch-neuseeländische Firma RocketLab vergangene Woche mitteilte, beabsichtigt sie die Entwicklung einer neuen größeren Rakete namens Neutron, außerdem den Börsengang noch im Jahr 2021 durch Fusion mit einem bereits börsengelisteten Kapitalunternehmen.
Quelle: Peter Beck, RocketLab.
Peter Beck, seines Zeichens Gründer und CEO von RocketLab erklärte einst, dass man niemals eine größere Rakete entwickeln werde und auch nie Wiederverwendung in Betracht ziehe. Nachdem die Wiederverwendung für die Electron bereits letztes Jahr beschlossen wurde, ist nun auch das zweite „niemals“ Geschichte. Die neue Trägerrakete, die man nun ankündigte, ist mit einer geplanten Nutzlast von 8 Tonnen in einen niedrigen Erdorbit (zum Vergleich: die Electron wiegt insgesamt knapp 13 Tonnen vollgetankt) nicht nur ein deutliches Stück schwerer, sie ist auch von Anfang an als teilweise wiederverwendbar geplant. Bereits ab 2024 soll von Pad 0A, das derzeit von der Antares genutzt wird, des Mid-Atlantic Regional Spaceport in Virginia, USA, gestartet werden, wobei man die erste Stufe dann wenig später auf einer schwimmenden Plattform im atlantischen Ozean landen lassen will.
RocketLab möchte die 40 Meter hohe und 4,5 Meter durchmessende Neutron explizit als direkte Konkurrenz zur Falcon 9 platzieren und zielt insbesondere auf Kunden im Bereich der LEO-Großkonstellationen.
Während man bei der Avionik plant, zahlreiche Komponenten von der Electron zu übernehmen, soll die Struktur der Neutron aufgrund der zu erwartenden Hitzebelastung beim Wiedereintritt nicht aus Kohlefaser-Werkstoff bestehen. Den Antrieb soll ein ebenfalls neu zu entwickelndes Triebwerk besorgen. Auch hier möchte man von der bisherigen Philosophie abweichen und statt neun nur noch so viele Triebwerke einsetzen wie nötig sind, um schließlich mit einem einzelnen sicher landen zu können. Auch für mögliche Weiterentwicklungen rüstet man sich: Neutron soll technisch so ausgelegt werden, dass später auch bemannte Missionen oder Versorgungsflüge zur ISS möglich sind.
Um die Entwicklung sowie die Ausweitung der Produktion und eventuelle Zukäufe zu finanzieren, möchte das Unternehmen mit einer Bewertung von 4,1 Milliarden US-Dollar noch dieses Jahr an die Börse gehen. Dies soll über ein sogenanntes SPAC-Unternehmen (Special Purpose Acquisition Company) geschehen, das bereits an der Börse gelistet ist und mit dem man fusioniert.
SPACs sind, wie der Name schon sagt, spezielle Unternehmen, die mit dem Zweck gegründet werden, ein anderes vielversprechendes Unternehmen aufzukaufen bzw. zu fusionieren und so an die Börse zu bringen. Durch ein solches Vehikel ist bereits das Unternehmen Virgin Galactic an die Börse gegangen und auch weitere Unternehmen aus dem Raumfahrtsektor planen einen derartigen Schritt, unter anderem der direkte RocketLab-Konkurrent Astra Space. Für die Raumfahrtunternehmen hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass man deutlich schneller an die Börse kommt und sich so große Mengen an frischem Kapital besorgen kann. Im Fall von RocketLab ist die Rede von über 700 Millionen US-Dollar, die auf diese Weise in die Firma fließen sollen.
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