Zweiter Meteoritenfund bei Neuschwanstein

Der kosmische Brocken ist Teil des Meteors vom 6. April 2002. Kameras des DLR-Feuerkugelnetzes gaben Hinweise auf die Einschlagstelle und Planetenforscher des DLR berechneten draufhin das Einschlagsgebiet bis auf einen Kilometer genau.

Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: DLR.

Zweiter Meteoritenfund bei Neuschwanstein: Das am 27.05.2003 entdeckte Fragment ist etwa faustgroß und wiegt 1,63 Kilogramm. Zum Download der hochaufgelösten Version (291 KB) bitte auf das Bild klicken.
(Foto: DLR-Institut für Planetenforschung )

Berlin/Köln – Aufgrund präziser Berechnungen deutscher Planetenforscher konnte ein weiterer Meteorit in Süddeutschland gefunden werden. Der aus dem Weltraum stammende Körper ist etwa faustgroß, wiegt 1,63 Kilogramm und hat inzwischen Rostflecken. Das wissenschaftlich wertvolle extraterrestrische Stück ist Teil des großen, etwa 300 Kilogramm schweren Himmelskörpers, der am 6. April 2002 über dem südlichen Bayern mit einem lauten Donnerschlag und weithin sichtbar als Feuerkugel in die Erdatmosphäre eindrang. Da dieses Ereignis von mehreren Spezial-Kameras des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Westeuropa fotografiert wurde, konnte das Einschlagsgebiet relativ genau berechnet werden. Bereits im Frühjahr 2002 lösten die DLR-Forscher eine systematische Suche nach Meteoritenstücken aus, in deren Folge am 14. Juli 2002 das erste Teilstück gefunden wurde. Es wurde auf den Namen „Neuschwanstein“ getauft, da sein Fundort nur sechs Kilometer entfernt von dem bekannten süddeutschen Schloss lag.

Nach Berechnungen der DLR-Planetenforscher mussten von den ursprünglich 300 Kilogramm des Meteors mehrere Fragmente – insgesamt etwa 20 Kilogramm – den Absturz überstanden und den Boden erreicht haben. Die Einschlagstelle der Hauptmasse des Meteoriten konnte auf ein Gebiet von etwa einem Quadratkilometer eingegrenzt werden; sie liegt in Süddeutschland in der Nähe von Füssen, östlich von Hohenschwangau, in gebirgigem und schwer zugänglichem Gelände.

Das neue Meteoritenfundstück, sozusagen ein „Neuschwanstein-Zwilling“, schlug etwa ein Kilometer östlich vom vorhergesagten Zielpunkt der Hauptmasse des Meteoriten ein. Es wurde am 27. Mai 2003 von zwei jungen Männern aus Oberbayern entdeckt, die mehrere Wochen im Zielgebiet mit der Suche nach Meteoritentrümmern verbracht hatten.

Das gefundene Teilstück prallte wahrscheinlich mit hoher Geschwindigkeit, etwa 250 km/h, auf die Erdoberfläche und drang in den Untergrund ein. Es musste aus einer fünf Zentimeter tiefen Mulde geborgen werden. Da das Meteoritenstück mehr als ein Jahr im feuchten Bergwaldboden lag, hat das Fundstück inzwischen rostige Flecken, was auf eisenhaltiges Material hindeutet, wie beim ersten Fundstück bereits festgestellt wurde. Die DLR-Planetenforscher aus Berlin-Adlershof wollen das extraterrestrische Fundstück nun chemisch und petrologisch, also gesteinskundlich, mit dem zuvor aufgefundenen Meteoritenteilstück „Neuschwanstein“ vergleichen.

Erste Untersuchungen, die bereits am Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik durchgeführt wurden, ergaben zweifelsfrei, dass beide Fundstücke verwandt sind und dass beide von dem Meteoreinschlag des 6. April 2002 stammen. Die räumliche Nähe beider Fundstellen bestätigt, dass die Flugbahnen der Meteor-Fragmente korrekt berechnet wurden. Die DLR-Forscher sind zuversichtlich, auch die Hauptmasse des Meteoriten auffinden zu können. Sie wird auf etwa sieben bis zehn Kilogramm geschätzt.

Mittlerweile sind die wissenschaftlichen Arbeiten am Neuschwanstein-Meteoriten, der vor über einem Jahr gefunden wurde, vorläufig abgeschlossen. Das extraterrestrische Fundstück kann nun im Rieskrater-Museum Nördlingen besichtigt werden.

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