Das Very Large Telescope

Das VLT zählt zur Zeit zu den besten Teleskopen. Der Bau, die technischen Instrumente und die Forschungsergebnisse sprechen für sich.

Autor: Christian Ibetsberger

Gesamtüberblick des Paranalplateaus mit den vier mächtigen Teleskopen.
(Bild:ESO)

Das Paranal Observatory in der Atacamawüste (Chile) ist zur Zeit das größte und umfangreichste, erdgebundene Observatorium der Welt. Die Atacamawüste gilt als perfekter Standort für astronomische Untersuchungen. Die niedrige Bewölkung und die saubere Luft schaffen optimale Voraussetzungen für optische Beobachtungen. Auch die relativ große Höhe über dem Meeresspiegel spielte bei dem Bau des Observatoriums eine wichtige Rolle. Deshalb wurde der 2660m hohe Berg Cerro Paranal ausgewählt.

Im Jahr 1990 wurden für dieses Projekt Wort wörtlich Berge versetzt, denn um ein geeignetes Beobachtungsplateau zu schaffen, wurde der Cerro Paranal um 35 Meter „erniedrigt“ bzw. weggesprengt. Damit war die Grundlage für einen hervorragenden Beobachtungspunkt geschaffen, und es konnte mit dem eigentlichen Bau begonnen werden. Es war ein enormer logistischer Aufwand nötig, denn all das Material, das zur Fertigstellung benötigt wurde, musste Hunderte Kilometer durch die Wüste transportiert werden.

Das Paranal Observatory beherbergt das Very Large Telescope. Dies wiederum ist ein aus vier Einzelteleskopen bestehendes, astronomisches Großteleskop, dessen Spiegel zusammengeschaltet werden können. Die einzelnen Unit-Telescopes wurden in der Sprache der Mapuche-Indianer nach Antu (Sonne), Kueyen (Mond), Melipal (Kreuz des Südens) und Yepun (Venus) benannt. Das VLT ist für Beobachtungen im sichtbaren Licht bis hin zum mittleren Infrarot bestimmt. Bis zu drei VLT-Teleskope können mit Hilfe des VLT-Interferometers zur Interferometrie zusammengeschaltet werden.

Die optischen Spiegel jedes einzelnen Teleskops haben einen Durchmesser von 8,2 Meter und bilden zusammen den größten Spiegel aller Zeiten. Die Spiegel sind Spezialanfertigungen, wurden in den Jahren 1991 bis 1993 in Deutschland hergestellt und ähneln in der Bauweise einem Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop. Die Oberflächenbearbeitung der Spiegel nahm weitere zwei Jahre in Anspruch und brachte eine Oberflächengenauigkeit von einem 500.000stel Millimeter zu Tage. Am 25. Mai 1998 konnte das erste fertiggestellte Teleskop in Betrieb genommen werden.

In jedem einzelnen Teleskop verbergen sich zusätzliche astronomische Instrumente, die den jeweiligen Untersuchungsmethoden angepasst sind. Mittlerweile werden ältere Instrumente durch bessere und genauere ersetzt. Der Grundstock der Instrumente ist jedoch gleich geblieben.
Hier eine kleine Auflistung und Beschreibung der einzelnen Instrumente:

Antu (UT-1):

  • FORS 2
  • ISAAC


Kueyen (UT-2):

  • FORS 1
  • FLAMES
  • UVES


Melipal (UT-3):

  • Gastfokus
  • VIMOS


Yepun (UT-4):

  • NACO

Zusätzlich zu den vier Großteleskopen gibt es drei kleinere 1,8-Meter-Teleskope ( Auxiliary-Telescopes). Sie werden für die Interferenzteleskopie eingesetzt. 2006 wird ein viertes fertiggestellt.

Die Versorgung und Logistik innerhalb des Observatoriums spiel eine große Rolle. Alle Versorgungsgüter wie Lebensmittel und auch Wasser müssen angeliefert und gelagert werden. Zweihundert Meter unterhalb der Teleskopanlage befinden sich die Wohnanlagen des Personals. Im Jahr 2000 wurde die Residencia fertiggestellt. In ihr befinden sich Wohnungen, Verwaltungsräume, eine Kantine, Entspannungsräume, zwei Gärten und sogar ein Swimmingpool. Für medizinische Notfälle gibt es eine Unfallstation und einen Rettungswagen.

Das VLT ist eine große Bereicherung, wenn es um astronomische Beobachtung geht. Astronomen aus der ganzen Welt führen Forschungsprojekte durch, meist mit durchschlagendem Erfolg. Zudem entpuppt sich das VLT zu einer echten Alternative zum Hubble Space Telescope . Bisher wurden uns einmalige Einblicke in die Tiefen des Universums zuteil, und man kann gespannt sein, welche Entdeckungen das VLT noch machen wird.

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