Vierter Storch mit Nachschub auf dem Weg zur ISS

Gestern Abend unserer Zeit startete vom japanischen Tanegashima aus eine H-IIB mit dem vierten HTV in Richtung ISS. An Bord befinden sich neben Versorgugnsgütern auch ein Roboter und Ausrüstung für ein Außenexperiment.

Ein Beitrag von Daniel Maurat. Quelle: JAXA, NASA.

JAXA/NASA
Start der H-IIB von Tanegashima
(Bild: JAXA/NASA)

Der Start von der zweiten Startrampe des Yoshinobu Launch Complexes der Osaki-Range innerhalb des Weltraumbahnhofs Tanegashima an der Südspitze der gleichnamigen Insel im südlichen Japan erfolgte um 21.48 Uhr MESZ samstags beziehungsweise 5.48 Uhr Ortszeit am Sonntag. Die zweistufige H-IIB, die zur Startunterstützung über vier Feststoffbooster verfügte, war dabei vollkommen erfolgreich und die mit flüssigem Wasserstoff und Sauerstoff betriebene Rakete setzte ihre Nutzlast, das vierte H-II Transfer Vehicle (HTV) auf einem niedrigen Übergangsorbit aus.

Die eingesetzte Rakete, die H-IIB, ist dabei eine Abwandlung der H-IIA, die seit über 10 Jahren das Zugpferd der japanischen Raumfahrtindustrie ist. Beide Raketen unterscheiden sich vor allem in einer größeren Erststufe der H-IIB, welche auch über zwei statt einem Treibwerk verfügt. Die Zweitstufe wurde strukturell verstärkt, um das 16 Tonnen schwere HTV aufnehmen zu können. Die Feststoffbooster wiederum wurden unverändert von der H-IIA übernommen.

Das HTV-4 “Kounotori 4” (jap. für Storch) ist, wie der Name suggeriert, das vierte HTV, welches seit 2009 gestartet wurde. Das HTV zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es als Kopplungsmechanismus den Common Berthing Mechanism (CBM) verwendet, wodurch es im Gegensatz zu den russischen Raumschiffen oder dem europäischem ATV nicht aktiv ankoppeln kann, sondern zunächst einige Meter unter der Raumstation parken muss, um dann vom Roboterarm der ISS eingefangen und an den Nadir-Kopplungsadapter des Moduls Harmony angekoppelt zu werden. Dies ist nach einigen Bahnmanövern, die das Raumschiff zur ISS bringen sollen, für Freitag, den 9. August, geplant.

JAXA
Das HTV-4 vor der Integration mit der Trägerrakete.
(Bild: JAXA)

Doch man schickt das HTV nicht aus purem Jux zur Internationalen Raumstation, sondern zur Versorgung der Besatzung mit verschiedensten Nachschub. So befindet sich als druckbeaufschlagte Nutzlast im Nutzlastmodul folgendes:

  • Sauerstofftanks für die US-amerikanischen Raumanzüge
  • Freezer – Refrigerator of Stirling Cycle (FROST), ein Kühlschrank mit einer Tiefsttemperatur von -70°C für die Lagerung von Proben
  • 24 Beutel Trinkwasser
  • Verschiedene Nahrungsmittel, sowohl von NASA als auch von JAXA
  • andere Verbrauchsgegenstände wie Kleidung, Shampoo etc.
  • Verschiedene Hardware für Experimente unter anderem auch CubeSats
  • Ein kleiner Roboter namens KIROBO

Darüber hinaus wurde auch im Auftrag der ESA ein neuer DATV-Sender mit dem Namen HamTV gestartet. Mit ihm soll es möglich sein, ARISS-Funktkontakte zwischen der Besatzung der ISS und Schülern auch über Videostreaming herzustellen und somit einen Live-Einblick in das Geschehen der Raumstation zu ermöglichen. Eingebaut soll der Sender im europäischen Columbus-Modul, wobei HamTV DVB-S-Signale auf 2,4 GHz zur Erde zurückschicken soll. Die Internationale Amateur-Radio-Union (IARU) hat dem Sender bereits die Frequenzen 2.422 MHz und 2.437 MHz zugewiesen. Getestet werden soll es von ESA-Astronaut Luca Parmitano, seines Zeichens selbst Amateurfunker. Im vierten Quartal 2013 soll der Sender zum ersten Mal eingesetzt werden.
Man sieht, dass das HTV eine große Vielfalt von Nachschub in den Weltraum bringen kann. Doch eins zeichnet dieses Versorgungsraumschiff aus: es ist mit der Dragon von SpaceX zurzeit der einzige ISS-Versorger, der neben druckbeaufschlagter auch Vakuumnutzlast transportieren kann, welche dann an der ISS benutzt werden kann. Dieses Mal werden drei Nutzlasten mitgenommen:

  • eine Utillity Transfer Assembly (UTA) ist eine Untereinheit innerhalb des Solar-Alpha Rotary Joint (SARJ), welche für die optimale Positionierung der Solarzellen zur Sonne zuständig ist. Die UTA dient dabei zum Stromtransfer in die restlichen Module der ISS. Ein Ausfall eines der UTAs würde dazu führen, dass die Hälfte des Stroms des großen Truss nicht mehr zur Verfügung steht, was für die ISS sehr kritisch wäre. Die mit dem HTV gestartete Einheit dient als Ersatzteil.
  • eine Main Bus Swiching Unit (MBSU), ein Verteiler für elektrische Energie. Vier dieser MBSUs sind am S0-Truss verbaut. Diese Einheit dient, genauso wie das UTA, als Ersatzteil. Beide Teile sollen an der External Stowage Platform 2 (ESP 2) am Luftschleusenmodul Quest zwischengelagert werden.
  • Das Space Test Program – Houston 4 (STP-H4) ist eine Palette mit acht verschiedenen Experimenten, welche unter anderem Atmosphärenbeobachtung, Experimente zum Thermalhaushalt von Raumschiffen, Strahlung, Beobachtung von Phänomenen, ausgelöst durch Blitze und andere umfasst. Sie soll das STP-H3 ersetzen, welches vom HTV aufgenommen wird.

Verwandte Websites:

Diskutieren sie mit:

Nach oben scrollen