Stufentests, Triebwerkstest und Raketentest

Die letzten gut zwei Wochen waren weltweit erfüllt vom Dröhnen getesteter Triebwerke und Raketenstufen. Die Stationen: USA, Russland, USA und Peru.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Space Watch, NASASpaceflight, Nowosti Kosmonawtiki, Wsgljad, PressTV, Raumcon. Vertont von Peter Rittinger.

Seit dem 31. Mai testet SpaceX die erste Stufe der neuen Falcon-9-Variante, die wahlweise als 1.1 oder R bezeichnet wird. R steht dabei für reusable, also wiederverwendbar. Während einzelne Triebwerke schon in großer Zahl ihre Tauglichkeit nachgewiesen haben, fehlte bis dato ein erfolgreicher Test des Gesamtkonzepts.
Am 31. Mai wurde der Test bereits mit der Zündung computergesteuert abgebrochen. In einem Gasgenerator wurde ein Temperaturgrenzwert überschritten, der wohl “zu konservativ” eingestellt war. Am 1. Juni wurde erneut abgebrochen, diesmal nach 10 Sekunden Brenndauer, weil es erneut zu heiß wurde. Einige Tage später kam man bereits auf 112 s von geplanten 180. Beim Abschalten flogen einige strukturelle Teile aus dem Triebwerksbereich. Offenbar waren Teile der thermischen Isolierung zwischen den Triebwerken gebrochen, ebenso eine oktagonale Halterung für die äußeren 8 Triebwerke in neuer Anordnung. Der Abbruch wurde erneut wegen einer zu hohen Temperatur, diesmal im Dom unter dem Sauerstofftank initiiert. Am 13. Juni schließlich brach ein Feuer an der Außenseite des Triebwerks 9, also des mittleren, aus, wodurch der Test nach 70 s beendet war.

Nun verläuft ein Bodentest nicht wie ein Flugtest. Die Raketenstufe ist fest verankert und die Hitze der Triebwerksabgase wird teilweise wieder in den Bereich der Triebwerke reflektiert. Auch fehlt die in der Anfangsphase des Fluges noch dichte, kühlende Luft. Berücksichtigt man diese Faktoren, so kann ein Flug einer Falcon 9R durchaus erfolgreich verlaufen. Welches Risiko will man aber eingehen? Wird die Falcon 9R in ein paar Jahren für bemannte Raumflüge eingesetzt, wird man andere Sicherheitsrichtlinien erfüllen müssen. Also bleibt nur: Testen, nachbessern und wieder testen.

Zwischenzeitlich verlief am 4. Juni ein Stufentest der neuen Sojus 1, auch als Sojus 2.1w bezeichnet, offenbar erfolgreich, was einer kleinen Meldung in der Wsgljad zu entnehmen war. Die Sojus 1 verwendet im Block A ein einzelnes aufgemöbeltes NK-33-Triebwerk. Dieser Triebwerkstyp wurde in den 1960er Jahren für die russische Mondrakete N1 entwickelt, in den 1970er Jahren verbessert und anschließend in recht großer Zahl eingelagert. Mit verschiedenen Modernisierungen, vor allem neuer Steuerelektronik, versehen, steht ihm möglicherweise eine Neuauflage bevor. Modifizierte NK 33 kommen paarweise auch als AeroJet-26 in der ersten Stufe der Antares-Trägerrakete der US-amerikanischen Firma Orbital Sciences Corporation (OSC), die am 21. April erfolgreich ihren Jungfernflug absolvierte, zum Einsatz.

Bleibt noch zu bemerken: Am 11. Juni wurde das für die Sojus 1 vorgesehene Steuertriebwerk mit einem weiteren erfolgreichen Test endgültig qualifiziert. Die Rakete soll eigentlich noch in diesem Jahr ihren ersten Flug absolvieren.

Sierra Nevada Corporation
Dream Chaser-Hybridtriebwerk beim Test
(Bild: Sierra Nevada Corporation)

Ebenfalls Anfang Juni wurden zwei Tests des Hybridtriebwerks des geplanten Raumgleiters Dream Chaser der Firma Sierra Nevada Corporation (SNC) durchgeführt. Hybridtriebwerke verwenden ein Triebstoffgemisch mit einer festen und einer flüssigen Komponente. Flüssig ist in der Regel der Oxydator, im allgemeinen flüssiger Sauerstoff. Ein derartiges Triebwerk ist einfacher aufgebaut, gilt als sicherer und schneller einsatzbereit.

Ebenfalls am 11. Juni startete Peru eine kleine Rakete vom Gelände einer wissenschaftlichen Einrichtung im Pucusana-Distrikt, südlich der Haupstadt Lima. Die Paulet 1B ist ein hundertprozentig peruanisches Produkt und Resultat zwanzigjähriger Forschung und Entwicklung. Ziel bis 2020 ist die Entwicklung einer Rakete für den Start eigener kleiner Nutzlasten in eine Erdumlaufbahn.

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