Galileo: Eine Rakete, zwei Satelliten, drei Erfolge

Das erste Paar Satelliten für das Betriebsnetz des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo kreist um die Erde. Es erreichte nach dem Start auf einer russischen Sojus-Rakete in Kourou in Französisch-Guayana den Weltraum.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA, Raumfahrer.net. Vertont von Peter Rittinger.

ESA/CNES/Arianespace/S. Corvaja
Galileo-IOV-1-Start am 21. Oktober 2011
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/S. Corvaja)

Die Mission VS01 war die erste einer in Russland gebauten Sojus-Rakete, die in Kourou von einer neu errichteten Startanlage abhob. Um 12:30 Uhr MESZ startete die Rakete mit zwei von einem Konsortium unter Führung von EADS Astrium und TAS (Thales Alenia Space) gebauten Navigationssatelliten an Bord. Alle ihre Stufen arbeiteten wie vorgesehen, und die Fregat-Oberstufe funktionierte ebenfalls wie geplant. Drei Stunden und 49 Minuten nach dem Start setzte die Oberstufe die beiden Satelliten in rund 23.222 Kilometern Höhe über der Erde aus.

Für Europa bedeutet der gelungene Start eine Menge: Zum ersten Mal wurden zwei Navigationssatelliten auf Erdumlaufbahnen gebracht, die in einem System zum Einsatz kommen sollen, das Europa im Bereich der Satellitennavigation eine Position in der Weltspitze sichern soll, sagte Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA).

Der zum Transport der Satelliten verwendete Raketengrundtyp ist längst legendär. Beim Start des ersten Erdsatelliten Sputnik, des ersten bemannten erdumkreisenden Raumschiffes Wostok mit Juri Gagarin und bei zahllosen weiteren Gelegenheiten kam er zum Einsatz. Künftige Flüge des Typs werden nun öfter auch in Kourou starten, ist sich Jean-Jacques Dordain sicher.

ESA/CNES/Arianespace/CSG
Montage der IOV-Satelliten am Dispenser der Oberstufe
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Dordain hält das historische Ereignis für ein Symbol von Zusammenarbeit, der Zusammenarbeit der ESA und ihren Partnern in Russland unter einer bedeutenden Beteiligung Frankreichs, sowie der Zusammenarbeit von ESA und der Europäischen Union, welche gemeinsam in Sachen Galileo aktiv sind.

Laut Dordain festigt der gelungene Start die zentrale Rolle Europas bei der weltweiten Zusammenarbeit in der Raumfahrt. Er wurde dank der Visionen und der Verständigung der Mitgliedsstaaten der ESA ermöglicht, so Dordain weiter.

Zum ersten Mal starte eine Sojus-Rakete nicht im kasachischen Baikonur oder im russischen Plesetsk. Mit der neuen Startanlage für die Sojus in Kourou erweitert der Betreiber Arianespace die Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit seiner Raketenflotte. Die Sojus, eine Rakete durchschnittlicher Größe für Nutzlasten im mittleren Massebereich, komplettiert das Trägerraketenangebot der ESA. Schwere Nutzlasten können wie bisher von Ariane-5-Raketen gestartet werden, leichte will man ab 2012 mit der Vega, einer neu entwickelten kleinen Trägerrakete, in den Weltraum bringen.

ESA
Galileo-IOV-Stalliten über der Erde – Illustration
(Bild: ESA)

Beim Start einer Sojus von Kourou aus führt die Äquatornähe zu einer größeren Nutzlastkapazität. Statt rund 1,7 Tonnen bei einem Start in Baikonur kann eine in Kourou startende Sojus rund 3 Tonnen Nutzlast in einen Geotransferorbit bringen, wo gewöhnlich kommerzielle Telekommunikationssatelliten ausgesetzt werden.

Die zwei jetzt gestarteten Galileo-Navigationssatelliten sind der erste Teil der IOV für In-Orbit Validation genannten Galileo-Testkonstellation, die später im aktiven Betriebsnetz von Galileo aufgehen soll.

Die Satelliten, die zunächst für intensive Tests von Weltraum- und Bodensegment von Galileo und der passenden Endgeräte gedacht sind, werden von der ESA zusammen mit der Französischen Weltraumagentur (CNES) von einem Kontrollzentrum im französischen Toulouse überwacht und gesteuert. Geplant ist, dass nach ersten grundlegenden Inbetriebnahmearbeiten Spaceopal, ein Gemeinschaftsunternehmen von Telespazio und der Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH, einer Tochter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), mit Sitz in Weßling die Kontrolle übernimmt. Anschließend ist eine 90 Tage dauernde Testphase vorgesehen, bevor die Satelliten endgültig in Betrieb gehen.

Vervollständigen werden die Galileo-Testkonstellation zwei weitere IOV-Satelliten, deren Start derzeit für den Sommer 2012 geplant ist. Danach soll die erste Tranche von Seriensatelliten, die derzeit unter der Leitung von OHB aus Bremen entsteht, bei einer Reihe von Starts ins All gebracht werden.

Raumcon:

Startaufzeichnung:

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