Galileo-Aufbau: Sojus-Flug VS13 erfolgreich

Der Aufbau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo geht weiter. Am 17. Dezember 2015 brachte die Sojus-Rakete mit der Flugnummer VS13 von Kourou in Französisch-Guayana aus das Satellitenpaar „Andriana“ und „Liene“ für die Galileo-Navigationssatellitenkonstellation ins All.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Arianespace, DLR, ESA, Raumfahrer.net.

VS13-Start am 17. Dezember 2015 (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Zusammen mit den zuvor gestarteten Navigationssatelliten und den jetzt in den Weltraum beförderten Raumfahrzeugen mit einer Startmasse von jeweils rund 715 Kilogramm befinden sich nun 12 Satelliten für das Betriebsnetz von Galileo auf Umlaufbahnen um die Erde. Um den Aufbau des Betriebsnetzes kümmert sich die Europäische Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA) im Auftrag der Europäischen Kommission (European Commission, EC).

Eine unter der Ägide von Arianespace betriebene Rakete vom Typ Sojus 2.1b aus Russland war es, die um 12:51 Uhr MEZ (8:51 Uhr Ortszeit) vom Startzentrum in Kourou in Französisch-Guayana mit den beiden neuen Navigationssatelliten an der Spitze abhob. Sämtliche Stufen der Rakete arbeiteten wie vorgesehen. 3 Stunden und 48 Minuten nach dem Start setzte die russische Raketenoberstufe vom Typ Fregat die beiden Navigationssatelliten FOC FM08 („Andriana“) und FOC FM09 („Liene“) in rund 23.222 Kilometern Höhe über der Erde aus.

VS13-Start am 17. Dezember 2015 (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Gebaut worden waren die Satelliten von der OHB-System AG mit Sitz in Bremen. Das Unternehmen war Anfang 2010 als Hauptauftragnehmer für den Bau von zunächst 14 der von der Europäischen Union finanzierten Navigationssatelliten ausgewählt worden. Zusammen mit dem britischen Unternehmen Surrey Satellite Technology Ltd. (SSTL) hatte OHB-System an einem Bieterverfahren teilgenommen und Satelliten mit einem von OHB-System entwickelten und gebauten Satellitenbus, der mit einer von SSTL konstruierten Navigationsnutzlast ausgestattet ist, vorgeschlagen.

Gesteuert und überwacht werden die gerade gestarteten Satelliten von der ESA zusammen mit der französischen Weltraumagentur (Centre national d’études spatiales, CNES) von einem Kontrollzentrum im französischen Toulouse aus. Nach den ersten grundlegenden Inbetriebnahmearbeiten wird Spaceopal, ein Gemeinschaftsunternehmen von Telespazio und der Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH, einer Tochter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Kontrolle der Satelliten mit Stationen in Oberpfaffenhofen und dem italienischen Fucino übernehmen.

FM08 und FM09 auf Dispenser am Kran vor der Verbindung mit der Fregat-Oberstufe in Kourou (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Erste von Galileo zur Verfügung gestellte Dienste wollten die Betreiber des Navigationssatellitensystems älteren Planungen zufolge schon 2008 anbieten. Allerdings begann das Bieterverfahren für die Satelliten für des endgültige Betriebsnetz erst im September 2008. Zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit einer vollen Einsatzbereitschaft des europäischen Navigationssatellitensystems im Jahr 2016.

Nach dem Start des zweiten Satellitenpaars für die Galileo-Testkonstellation (In-Orbit Validation, IOV) dachte man, dass es möglich sein sollte, ab Ende 2014 mit Hilfe von dann 18 in der Galileo-Konstellation eingebundenen Satelliten erste Navigationsdienste für die Allgemeinheit verfügbar zu machen. Die Vervollständigung des Weltraumsegments von Galileo erwartete man seinerzeit für das Jahr 2018.

Aktuell wird erwartet, dass 2020 die volle Einsatzkapazität (Full Operational Capability, FOC) von Galileo endgültig erreicht wird. Dann sollen sich 30 Satelliten des Systems im All befinden.

Um die fehlenden Satelliten rechtzeitig in den Weltraum transportieren zu können, will die ESA künftig auch auf leistungsfähige Ariane-5-Raketen zurückgreifen. Ein erster entsprechender Start mit vier Satelliten an Bord – auf einer Sojus-Rakete können nur zwei der Navigationssatelliten untergebracht werden – ist derzeit für Oktober 2016 vorgesehen. Dann könnten die FOC-Satelliten FM07 („Antonianna“), FM10 („Danielè“), FM11 („Alizée“) und FM12 („Lisa“) Bahnen um die Erde erreichen.

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