USAF startet Satellit zur Weltraumüberwachung

Nach zahlreichen Programmverzögerungen gelang es der US-amerikanischen Luftwaffe, den für den 26. September 2010 anvisierten Starttermin einzuhalten und einen Satelliten für ein SBSS genanntes System zur Überwachung von Objekten, die im All um die Erde kreisen, auf eine Umlaufbahn zu bringen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Ball Aerospace, Boeing, OSC, USAF. Vertont von Peter Rittinger.

USAF
Die Bahn der Minotaur IV am Abendhimmel über dem Pazifik
(Bild: USAF)

Entsprechend der Aufgabe des Satelliten steht die Abküzung SBSS für Space-Based Space Surveillance. Ursprünglich hätte der erste für das System vorgesehene Satellit (SBSS Block 10) bereits Mitte oder Ende 2007 gestartet werden sollen. Er wurde jetzt an der Spitze einer Minotaur-IV-Rakete vom Startplatz SLC-8 der Luftwaffenbasis Vandenberg in Kalifornien aus in den Weltraum transportiert. Die Rakete eines neuen Typs, die zum ersten Mal eine Nutzlast auf einen Erdorbit brachte, hob am 26. September 2010 um 6:41 Uhr MESZ ab, vor Ort war es 21:41 Uhr am 25. September 2010. In den ersten drei Stufen der von der Orbital Sciences Corporation (OSC) entworfenen Minotaur IV kamen Feststoffmotore, wie sie in Interkontinentalraketen des Typs MX alias Peacekeeper verwendet wurden, zum Einsatz. Nach rund fünf Flugminuten hatten die drei Stufen mit den Feststoffmotoren SR118, SR119 und SR120 ihre Arbeit getan, und es schloss sich eine rund acht Minuten dauernde Freiflugphase an. Diese endete mit dem Abwerfen der dritten Stufe und der Aktivierung des von Alliant Techsystems gebauten Feststoffmotors vom Typ Orion 38 in der vierten Stufe der Rakete. Er brannte etwas über eine Minute und besorgte so die Umwandlung der zuvor stark elliptischen Bahn in eine annähernd kreisförmige.

Boeing
SBSS-Satellit im All – Illustration
(Bild: Boeing)

Die Nutzlast wurde um 6:56 Uhr MESZ von der vierten Stufe der Rakete abgetrennt. Rund acht Minuten später stand das Entfalten der beiden Solarzellenausleger des auf der BCP-2000-Plattform von Ball Aerospace basierenden Satelliten an. Die weiteren Anlagen und Systeme an Bord des Satelliten mit einer Startmasse von 1.031 Kilogramm sollen innerhalb der nächsten 60 Tage in Betrieb genommen werden. Nach einer anschließenden Phase, in der Komponenten an Bord des Satelliten kalibiert und ihre exakte Leistungsfähigkeit ermittelt werden, folgt der Test- und Versuchsbetrieb. 210 Tage nach dem Start möchte man mit der Übergabe des Satelliten an seinen endgültigen Betreiber, das Weltraumkommando der US-Luftwaffe, beginnen. Das Air Force Space Command (AFSPC) möchte den neuen Erdtrabanten 240 Tage nach dem Start in einem annähernd kreisförmigen sonnensynchronen Orbit in rund 630 Kilometern über der Erde in den Regelbetrieb übernehmen.

Mit der in einem dreh- und schwenkbaren Gehäuse untergebrachten hochentwickelten Digitalkamera mit einer Masse von rund 227 Kilogramm soll das Raumfahrzeug andere Satelliten, Weltraumschrott und Raketen im Flug erfassen und beobachten. Gegenüber der erdbasierten Beobachtung von Objekten im Weltraum erwartet die US-Luftwaffe von der weltraumgestützen Beobachtung die Fähigkeit, Bahnen und Manöver von Objekten im All rund um die Uhr unabhängig von Wetterbedingungen mit verbesserter Genauigkeit feststellen zu können. Sieben Jahre lang soll sich der erste von Ball Aerospace in einer von Boeing als Hauptauftragnehmer angeführten Arbeitsgruppe gebaute Satellit für SBSS dazu benützen lassen.

Eine Konstellation aus vier ähnlichen, weiterentwickelten Satelliten (SBSS Block 20) könnte im US-amerikanischen Finanzjahr 2013 einsatzfähig sein.

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