And the Winner is … Ein deutscher Raumfahrtpreis!

Was? Warum? Von wem? Für wen? Raumfahrer.net sprach mit einem der Initiatoren des Raumfahrtpreises „Silberner Meridian“, der dieses Jahr zum ersten Mal vergeben wird.

Ein Beitrag von Andreas Weise. Quelle: Interview.

Raumfahrer.net (RN): Sehr geehrter Herr Drexler, lieber Andreas, wir kennen uns schon etwas länger, daher bleiben wir auch hier beim DU?
Andreas Drexler (AD): Natürlich.
RN: Kurz zu Deiner Person: Du bist Jahrgang 1950 und Ingenieur. Des Weiteren bist Du im Vorstand des VFR (Verein zur Förderung der Raumfahrt) ehrenamtlich tätig.

privat
Andreas Drexler (re.) und Andreas Weise (li.) im Gespräch
(Bild: privat)

AD: Ja, ich gehöre dem VFR e.V. seit 26 Jahren an und vertrete als Beisitzer unseren Verein in der Hauptstadt.
RN: Wenn man nach dem DEUTSCHEN RAUMFAHRTPREIS bei Google fragt, fällt man sofort auf die Seite vom Medienpreis Luft und Raumfahrt. Da werden junge Nachwuchsjournalisten ausgezeichnet, die sich um die Berichterstattung der deutschen Raumfahrt verdient gemacht haben. Auszeichner ist die Industrie.

Dann gibt es noch einige Preise von verschieden Vereinen und Gesellschaften, die auch mehr oder weniger mit Raumfahrt zu tun haben. Beispielhaft wäre hier die DGLR (Deutsche Gesellschaft für Luft und Raumfahrt) genannt.
Wieso brauchen wir denn noch einen Preis?

AD: Der Grundgedanke, die zündende Idee die dahinter steckt, hat Uwe Schmaling von der Zeitschrift Raumfahrt Concret erstmalig formuliert: Verdienste bei der begeisternden Verbreitung der Faszination Raumfahrt.
Wir haben da sehr lange, Uwe und ich, daran gefeilt und auch gestritten. Zuerst war angedacht, den Preis in drei Kategorien zu vergeben. Aber wir haben schnell gesehen, dass dieser Aufwand im Moment nicht zu stemmen ist.

Aber wem erzähle ich das? Du warst ja in der Startphase des Projektes selber mit beteiligt. Leider seid Ihr dann als Verein RN nicht mit eingestiegen. Sehr schade, ihr hättet da gut rein gepasst. Aber das kann ja noch werden.

RN: Ja, das stimmt. Wir drei hatten schon sehr viel Zeit und Mühe in die Idee gesteckt. Das RN nun doch nicht bei den Gründungsvätern dabei ist, liegt nicht an der guten Idee. Die wird bei uns auch gesehen. Es sind vielmehr unsere eigenen Spielräume.
Wer macht denn nun im Gründungsjahr mit?

AD: Da wäre zuerst die Initiative 2000 (Herausgeber der Zeitung Raumfahrt Concret) und der VFR (Verein zur Förderung der Raumfahrt) zu nennen. Angeschlossen hat sich der Förderverein Peenemünde e.V., der Internationale Förderkreis für Raumfahrt Hermann Oberth – Werner von Braun e.V. (IFR), das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum, die Schweizerische Raumfahrt-Vereinigung SRV und die Mars Society Deutschland e.V..

Ich hoffe, ich habe jetzt keinen vergessen.

Wir sind über die Resonanz unserer Idee sehr glücklich. Und mit den Kollegen aus der Schweiz haben wir sogar den europäischen Gedanken von Anfang an dabei.

Wir gehen davon aus, dass weitere Vereine folgen werden. So ganz nebenbei ergibt sich hierbei auch die Möglichkeit, Raumfahrtvereine aus den unterschiedlichsten Ecken nicht nur unseres Landes, sondern Europas zusammen zu bringen. Das alles ist im Sinne eines lebendigen Netzwerkes.

Wie dem auch sei: Die Grundidee des Preises ist ein wenig dem „Polarstern“, den das ÖWF (Österreichische Weltraumforum) alljährlich verleiht, nachempfunden.

Es werden Menschen geehrt, die sich um die Verbreitung des friedlichen Gedankens der Raumfahrt verdient gemacht haben. Gerade jetzt, wo es aktuelle Bestrebungen gibt, den Weltraum zu militarisieren.

Die Kandidaten können durchaus der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannte Personen sein. Vorgeschlagen kann jeder werden, der die Kriterien laut Satzung erfüllt. Das Auswahlgremium wählt dann aus der Vielzahl der Vorschläge den würdigsten Kandidaten aus. Dabei ist es unerheblich wie oft jemand vorgeschlagen wurde. Seine ganzen Freunde und Bekannten zum Vorschlagen anzustellen funktioniert also so nicht. Genaueres, wie alles funktioniert wird dann zur nächsten Verleihungsrunde für 2019 rechtzeitig bekannt gegeben.

RN: Für 2018 wird der Preis ja das erste Mal vergeben. Für eine Abstimmung wäre es zu spät. Können wir verraten, wer den Preis 2018, also den ersten „Silbernen Meridian“ bekommet?
AD: Dazu gab es von Anfang an Konsens. Das wird Sigmund Jähn sein. Er ist ein unbestrittener Preisträger, weil er genau die Inhalte und Ziele des Preises verkörpert. „Zufällig“ ist dann dieses Jahr sein 40. Flugjubiläum. Und an den ersten Preisträger sollte man sich immer erinnern dürfen. Ich denke, die Wahl ist sehr gut.

privat
Anstecknadel Meridian
(Bild: Andreas Drexler)

RN: Wie sieht denn der Preis nun aus?
AD: Wir wollten nicht einen Pokal, eine Büste, Stehle oder eine anders geartete Plastik vergeben. So etwas landet meistens im Schrank, bzw. in der Glasvitrine. Der Preisträger soll ruhig öffentlich zeigen können, was er da verliehen bekommen hat. Es ist eine hochwertige Anstecknadel. Ein Bild schicke ich Dir zu. Ja, man darf ruhig zeigen, was man verliehen bekommen hat und darauf stolz sein.
RN: Das funktioniert aber nur, wenn der Preis etabliert wird und in der Breite der Öffentlichkeit bekannt wird.
AD: Ja, natürlich. Da ist noch viel Arbeit zu leisten. Vor allem, was die Öffentlichkeitsarbeit angeht. Dieses Jahr ist alles gelaufen. Nächstes Jahr wird es dann erstmalig eine richtige Umfrage geben und dann eine entsprechende Auswahl. Da arbeiten wir jetzt schon an der Vorbereitung. Wenn am Ende die feierliche Verleihung steht, wird man vermutlich nicht sehen, wieviel Zeit und Mühe davor investiert wurde.
RN: Und Geld natürlich bestimmt auch. Wer bezahlt das Ganze eigentlich?
AD: Gute und wichtige Frage. Wir hatten von Anfang an auch diskutiert, ob es „nur“ ein ideeller Ehrenpreis im Sinne einer namentlichen Erwähnung sein könnte. Wir sind dann aber sehr schnell zu der Meinung gekommen, dass der Preis auch einen materiellen Wert verkörpern sollte.
Also: Das ganze Unternehmen kostet etwas. Um das zu finanzieren, bedarf es finanzieller Zuwendungen der beteiligten Mitglieder der Initiative. Und wenn das nicht reicht, dann müssen halt Sponsoren gewonnen werden. Die ersten haben wir auch schon gefunden. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Preisverleihung ist für 2018 ausfinanziert. Aber: Wir waren von Anfang an bemüht, diese Angelegenheit so zu gestalten, dass ein direkter Einfluss auf die Auswahl der Preisträger nicht gegeben ist. Den Preis wird man sich nicht erkaufen können.

RN: Frage zum Schluss: Wann erfolgt dieses Jahr die Preisverleihung?
AD: Die ist am 26.08.2018 im Rahmen der Festveranstaltung zum 40sten Jahrestages des Fluges des ersten Deutschen im All.
Sie findet in der Deutschen Raumfahrtausstellung Morgenröthe-Rautenkranz in Anwesenheit von Persönlichkeiten der deutschen und europäischen Raumfahrt statt. Auch wird es eine Live-Schaltung zu Alexander Gerst zur ISS geben.

Einen besseren Rahmen könnte man sich nicht wünschen. Dank dazu auch den Mitarbeitern der Deutschen Raumfahrtausstellung, die viel Mühe und Zeit in die Vorbereitung der Veranstaltung gesteckt haben.

RN: Dann bleibt nur noch viel Erfolg zu wünschen.
AD: Danke.


Das Gespräch führte Andreas Weise für RN am 16. August 2018 in Berlin.

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