Apollo-Sojus-Test-Projekt

Die erste gemeinsame Mission von Russen und Amerikanern.

Ein Beitrag von Karl Urban.

Missionslogo (Bild: NASA)

Im Jahr 1972 wurde mit Apollo 17 die bis heute letzte Mondlandung durchgeführt. Danach wurden die Mittel der NASA aufgrund der enormen Investitionen für das Apollo-Programm gekürzt. Allerdings waren dafür eine Vielzahl Systeme entwickelt worden, die man noch einmal für eine Mission einsetzen wollte. Diese sollte zwar nicht auf dem Mond sondern „nur“ im Erdorbit stattfinden, aber ihre symbolische Bedeutung war umso wichtiger: Das Apollo-Sojus-Test-Projekt, kurz ASTP, das eine erste Zusammenarbeit im All der Supermächte UdSSR und USA darstellte.

Aufwändige Vorbereitungen
Am Anfang der gemeinsamen Mission standen Treffen der Führungspersönlichkeiten der NASA und der russischen Raumfahrtbehörden. Danach folgten viele Austausche von Technikern aber auch Raumfahrern, um einen reibungslosen Ablauf im All zu gewährleisten. Hierfür mussten die sowjetischen Kosmonauten englisch und die amerikanischen Astronauten russisch lernen. Die Vorbereitungen auf das Projekt erstreckten sich über mehrere Jahre.

Treffen im Dockingmodul (Bild: NASA)

Start
Die Startvorbereitungen in Cape Canaveral, USA und Tyuratam, UdSSR verliefen ohne Zwischenfälle. Am 15. Juli 1975 startete Sojus mit den Kosmonauten Alexej Leonow und Valeri Kubasow an Bord. Der Start war der erste der Sowjetunion, der weltweit übertragen wurde. Die Kapsel erreichte etwa neun Minuten später ihre Zielumlaufbahn.
Siebeneinhalb Stunden nach Sojus startete das Apollo-Raumschiff an der Spitze einer Saturn 1B-Rakete. An Bord waren Thomas Stafford, Vance Brand und Donald Slayton. Nach dem Abkoppeln von der Startstufe trennte sich die Kommandokapsel vom Dockingmodul und drehte sich um 180°, um dann wieder daran anzudocken. Dieses Manöver war auch vor jeder Mondlandung nötig, damit ein späteres Andocken möglich war.

Experimente und Rendezvous
Den zweiten Tag im All wurden an Bord des Apollo-Raumschiffs mehrere Experimente durchgeführt, die ebenfalls einen wichtigen Anteil an der Mission hatten. Um 8.01 Uhr ostamerikanischer Zeit (OAZ) des 17. Julis meldete Astronaut Brand den Sichtkontakt zur Sojus-Kapsel. Nach dem langsamen Annähern der beiden Flugkörper und den Genehmigungen der beiden Bodenstationen wurde das Rendezvous-Manöver durchgeführt.

Sojus von der Apollo-Kapsel aus fotografiert (Bild: NASA)

Aufgrund verschiedener Luftgemische an Bord der Raumschiffe, musste das Docking-Modul als Schleuse benutzt werden. Um 14.15 Uhr begaben sich Stafford und Slayton in die Sojus-Kapsel und die Mannschaften begrüßten sich. Danach führten alle gemeinsam im Docking-Modul ein internationales Schmelzofenexperiment durch. In den zwei Tagen, die die Flugkörper gekoppelt waren, wurden mehrere Besuche auf beiden Seiten durchgeführt. Nach 47 Stunden und 17 Minuten trennten sie sicher wieder. Danach wurden noch einige Experimente durchgeführt, wobei sich das Apollo-Raumschiff beispielsweise vor die Sonne schob, um den Sojus-Kosmonauten eine Sonnenbeobachtung zu ermöglichen (ähnlich wie bei einer echten Sonnenfinsternis).

Landungen
Am 21. Juli leitete die Sojus-Kapsel die Wiedereintrittsprozedur ein. Auch die Landung der Kapsel sollte ähnlich wie der Start erstmals im Fernsehen weltweit übertragen werden. So wurden zwei Hubschrauber mit Fernsehkameras ausgerüstet und in der Landungszone stationiert. Die Landung von Sojus verlief ohne weitere Zwischenfälle.

Helfer an der aufgerichteten gewasserten Apollo-Kapsel (Bild: NASA)

Nach dem Abschied von der russischen Raumkapsel blieb das Apollo-Raumschiff noch dreieinhalb Tage länger im All. So wurden weitere äußerst erfolgreiche Experimente durchgeführt. Am 23. Juli führte man in den USA die erste Pressekonferenz durch, an der Astronauten per Funk teilnahmen. Am 24. Juli um 15.44 Uhr OAZ nach 138 Erdumläufen trennte sich die Apollo-Wiedereintrittskapsel vom Servicemodul und leitete den Wiedereintritt ein. Um 16.18 Uhr landete sie nordwestlich von Honululu im Pazifik.

Allerdings verlief die Apollo-Landung nicht so reibungslos wie die der russischen Kollegen. So versagten wahrscheinlich mehrere automatische Systeme für Bremsfallschirme und mussten erst durch die Astronauten manuell ausgelöst werden. Durch diese verzögerte Öffnung der Fallschirme war der Aufprall stärker als geplant und die Kapsel kenterte nach dem Aufsetzen. Erst nach mehreren Minuten konnten sie die Ballons an der Oberseite in die richtige Lage bringen. Die Landung der Apollo-Kapsel stellte die letzte amerikanische Mission dar, deren Raumfahrzeug am Fallschirm landete. Ab 1981 wurden alle bemannten Missionen mit dem Space Shuttle durchgeführt, das wie ein Flugzeug landen kann.

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