Ares-I TVC- und ML-Konstruktion in der Diskussion

nasaspaceflight.com berichtete am 2. November 2008, dass die liftoff-drift-Problematik bei NASAs Ares-I nicht nur in Bezug auf bestimmte Windgeschwindigkeiten besonders zu betrachten sei, sondern generell hinsichtlich der vorgesehenen Schubvektorsteuerung (TVC) der ersten Stufe diskutiert werde. Möglicherweise müsse die Konstruktion der mobilen Startplattform (ML) geändert werden.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: nasaspaceflight.

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Ares-I und ML mit dem Crawler unterwegs (Illustration)
(Bild: NASA)

Die Düse des Feststoffmotors der ersten Stufe von Ares-I, die am Düsenhals innerhalb des Motors beweglich gelagert ist, kann von einer Schubvektorsteuerung (TVC – Thrust Vector Control) bewegt werden. Zwei Stelleinheiten greifen um 90 Grad versetzt an zwei Punkten an der Seite der Düse an, und können Nick- und Gierbewegungen auslösen bzw. solchen entgegensteuern. Der im Moment der Zündung auf die Düse wirkende Druck verforme diese ungleichmäßig, da sie im Bereich der Befestigung der Stelleinheiten andere elastische Eigenschaften habe.

Kurz nach der Zündung müsse die Ares-I auf dem Abgasstrahl des Feststoffmotors gleichsam balancieren, und die ungleichmässige Verformung der Düse könne sich dabei sehr störend auswirken. Das untere Ende der Rakete mit der Düse werde aus der Vertikalen gestoßen.

Sofort nach der Zündung und der Lösung der Haltebolzen müsse die Schubvektorsteuerung die durch die kurzzeitig verformte Düse ausgelösten störenden Bewegungen der gesamten Rakete ausregeln. Die Rakete schwinge um ihren Schwerpunkt in der Nähe des oberen Endes der ersten Stufe, der Steuerrechner werde innerhalb weniger Sekunden angemessene Kommandos an die Stelleinrichtungen schicken, und die Düse werde entsprechend bewegt, aber ob dies rechtzeitig gelingt, ohne dem Startturm gefährlich nahe zu kommen, sei zur Zeit nicht klar.

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Ares-I auf der mobilen Startplattform (Illustration)
(Bild: NASA)

Abhängig von der Windrichtung würde eine Bewegung der Rakete Richtung Startturm durch den Wind verstärkt. Der Abgasstrahl des Feststoffmotors könne abhängig von der Bewegung der Rakete den Startturm beschädigen, da er unter anderem abrasiv wirkendes Aluminiumoxid und korrodierend wirkende Salzsäure enthält und sehr heiß ist. Bei der derzeit vorgesehenen Startfolge alle sechzig Tage müssen am Startturm nötige Wartungsarbeiten im entsprechenden Zeitfenster erfolgen. Auch bei einer Beschränkung auf Starts nur bei mäßigem Wind aus Südost unter 11 Knoten (20,73 Stundenkilometer) würde der Abgasstrahl den Turm immer noch bei fünfzehn Prozent der Starts treffen.

Daher werde überlegt, den Abstand zwischen Rakete und Startturm zu vergrößern. Dies sei auf zwei unterschiedliche Arten umsetzbar. Einerseits könnte man den Startturm versetzen, was weniger Änderungen an der mobilen Startplattform (ML – Mobile Launcher) bedeute, aber insgesamt einen Zeitaufwand von sechs bis zwölf Monaten erfordere. Andererseits könnte man die Position der Rakete auf der mobilen Startplattform ändern, was aber erhebliche Änderungen der Plattform mit sich bringe.

Ein Folgeproblem eines größeren Abstands zwischen Rakete und Startturm wäre das zusätzliche Gewicht der dann längeren Versorgungs- und Zutrittsarme. Da das Gewicht von Rakete und Infrastruktur auf der mobilen Startplattform aber jetzt schon an der Obergrenze der Tragfähigkeit der Crawler liege, sei eine weitere Gewichtszunahme nicht erwünscht.

Nach den aktuellen Planungen solle in neunzig Tagen mit dem Bau der neuen mobilen Startplattform begonnen werden. Eine Konstruktionsänderung zu einem so späten Zeitpunkt könnte zusätzliche Kosten verursachen.

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