Die Raumsonde Deep Impact, auch bekannt als Mission EPOXI, hat am vergangenen Donnerstag gegen 22.00 Uhr MESZ ein kurzes Triebwerksmanöver durchgeführt. Die 71 Sekunden andauernde Zündung der Triebwerke führte zu einer Geschwindigkeitsveränderung von rund zwei Metern pro Sekunde. Durch dieses Manöver hält sich die NASA die Option offen, mit der Raumsonde im Januar 2020 einen dichten Vorbeiflug an dem Asteroiden 2002 GT durchzuführen.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, Planetary Society.
Die von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Raumsonde Deep Impact startete am 12. Januar 2005 zu dem Kometen Tempel 1, erreichte diesen knapp sechs Monate später am 3. Juli und dokumentierte dabei unter anderem die Auswirkungen des Einschlags eines zuvor von der Raumsonde ausgesetzten Impaktors, welcher größere Mengen Kometenmaterials von der Oberfläche aufwirbelte. Im Rahmen einer Missionsverlängerung setzte Deep Impact den Flug fort und passierte am 4. November 2010 den Kometen Hartley 2 (Raumfahrer.net berichtete).
Mit der Triebwerkszündung am vergangenen Donnerstag, dem 4. Oktober 2012, hält sich die NASA die Option offen, mit der Raumsonde einen weiteren kleinen Himmelskörper in unserem Sonnensystem anzusteuern und diesen dabei aus nächster Nähe zu untersuchen. Bei dem dafür ausgewählten Ziel handelt es sich um den erdnahen Asteroiden 2002 GT, welcher am 3. April 2002 durch Astronomen des Kitt Peak Nationalobservatoriums/USA entdeckt wurde.
Die Berechnung der Umlaufbahn-Parameter zeigte, dass es sich bei diesem Asteroiden um einen so genannten Erdbahnkreuzer vom Apollo-Typ handelt. Der Durchmesser von 2002 GT wird von den Astronomen derzeit mit rund 800 Metern angegeben, wobei allerdings eine Unsicherheit von einigen hundert Metern besteht. Über weitere Parameter wie die Dichte oder die chemische Zusammensetzung ist dagegen bisher noch nichts bekannt.
Allerdings wird der Asteroid die Erde am 26. Juni 2013 in einer Entfernung von lediglich 18 Millionen Kilometern passieren. Als ein potentielles zukünftiges Ziel für die direkte Untersuchung durch eine Raumsonde werden im nächsten Sommer sehr wahrscheinlich mehrere Observatorien ihre Teleskope auf den Asteroiden ausrichten und dabei weitere Daten sammeln.
Dabei ist jedoch noch nicht beschlossen, dass die Mission von Deep Impact wirklich fortgesetzt wird. Eine Missionsverlängerung bis zum Jahr 2020 ist zwar von den an der Mission beteiligten Mitarbeitern beantragt, wurde bisher jedoch noch nicht genehmigt. Sollte sich die NASA allerdings dazu entschließen, die Deep Impact-Mission auch trotz der allgemeinen schlechten finanziellen Lage fortzusetzen, so dürfen sich die an der Mission beteiligten Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit auf spektakuläre Aufnahmen freuen.
Das letzte Kurskorrekturmanöver war so ausgelegt, dass Deep Impact den Asteroiden 2002 GT am 4. Januar 2020 in einer Entfernung von voraussichtlich lediglich rund 200 Kilometern passieren wird. Die Überfluggeschwindigkeit wird dabei bei einem Wert von sieben Kilometern pro Sekunde liegen. Dies ist sowohl deutlich näher als auch langsamer, als der Vorbeiflug der Raumsonde an dem Kometen Hartley 2. Dieser wurde mit einer Geschwindigkeit von rund 12 Kilometern pro Sekunde in einer Entfernung von etwa 700 Kilometern passiert.
Deep Impact wird sich 2002 GT dabei von dessen Nachtseite aus nähern. Die besten Beleuchtungsverhältnisse für die Anfertigung von hochaufgelösten Bildern der Oberfläche ergibt sich somit erst unmittelbar nach dem Überschreiten der geringsten Entfernung zu dem Asteroiden. Größere Kurskorrekturen zum Erreichen eines besseren Anflugwinkels sind aufgrund der extrem geringen Treibstoffreserven, über welche die Raumsonde derzeit noch verfügt, sehr wahrscheinlich nicht mehr möglich.
Eine nähere Untersuchung von 2002 GT ist deshalb besonders wünschenswert, weil es sich hierbei um einen Asteroiden handelt, welcher aufgrund seiner Bahnparameter theoretisch einmal mit der Erde kollidieren könnte. Um einen solchen Impakt, welcher deutliche negative Einwirkungen auf der Erde zur Folge hätte, rechtzeitig begegnen zu können, muss im Vorfeld möglichst viel über den Aufbau und die Zusammensetzung solcher potentiell gefährlichen Himmelskörper bekannt sein. Die Raumfahrtagenturen haben zu diesem Zweck in der Vergangenheit bereits diverse Forschungsgruppen ins Leben gerufen. Über eines dieser Forschungsprojekte, NEOShield, hat Raumfahrer.net erst Anfang des Jahres berichtet.
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