Der Marsrover Curiosity hat die kürzlich erfolgte Sonnenkonjunktion gut überstanden und konnte seine Untersuchungen mittlerweile fortsetzen. Wie schon bereits unmittelbar vor der Konjunktion, stehen dabei derzeit die Analysen von unterschiedlichen Gesteinstypen auf dem Arbeitsprogramm der an dieser Mission beteiligten Marsforscher.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, USGS, University of Leicester. Vertont von Peter Rittinger
Der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Marsrover Curiosity landete am 6. August 2012 im Inneren des unmittelbar südlich des Marsäquators gelegenen und 154 Kilometer durchmessenden Gale-Kraters und untersucht seitdem – entsprechend seinen wissenschaftlichen Zielsetzungen – unter anderem, ob der äußere Nachbarplanet der Erde einstmals Bedingungen aufwies, welche prinzipiell die Entstehung von primitiven Lebensformen begünstigt haben könnten. In dem Zeitraum zwischen dem 30. Mai und dem 25. Juni 2015 waren die Aktivitäten des Rovers jedoch durch die diesjährige Konjunktionsstellung des Mars – unser Nachbarplanet befand sich in dieser Zeit fast direkt hinter der Sonne, was eine Kommunikation nahezu unmöglich machte – stark eingeschränkt (Raumfahrer.net berichtete).
Die an der Curiosity-Mission beteiligten Wissenschaftler und Ingenieure nahmen die Planungen für den weiteren Betrieb des Rovers schließlich am 26. Juni wieder auf, wobei zunächst eine Auswertung der zwischenzeitlich von dem Rover gesammelten Telemetriewerte erfolgte. Diese Daten zeigten keine Auffälligkeiten – Curiosity hat somit auch seine mittlerweile zweite Sonnenkonjunktion auf dem Mars gut überstanden.
Entsprechend der bereits vor der Konjunktion erfolgten Planungen der „MSL tactical operations group“ verbrachte Curiosity die ersten Tage nach der Wiederaufnahme des regulären wissenschaftlichen Betriebes damit, mit seinen verschiedenen Kamerasystemen diverse Aufnahmen der Umgebung anzufertigen. Diese Aufnahmen sollen jetzt mit Fotos der gleichen Oberflächenbereiche abgeglichen werden, welche unmittelbar vor dem Beginn der Konjunktion aufgenommen wurden. Hierdurch erhoffen sich die Wissenschaftler Hinweise auf eventuelle zwischenzeitlich erfolgte und zum Beispiel durch eine Winderosion bedingte Veränderungen der Oberfläche.
Bereits am 28. Juni, dem Missionstag Sol 1028, wurde dann auch wieder der Instrumentenarm des Rovers entfaltet. Die an diesem Arm montierte MAHLI-Kamera fertigte in den folgenden Stunden diverse Aufnahmen der unmittelbar vor dem Rover befindlichen Marsoberfläche an, wobei zum wiederholten Mal auch Nachtaufnahmen angefertigt wurden. Ebenfalls während dieser Nacht kam zudem das ebenfalls am Instrumentenarm befindliche APX-Spektrometer zum Einsatz.
Im Verlauf der jetzt zu Ende gehenden Woche setzte der Rover dann die bereits vor der Konjunktion begonnenen Untersuchungen im Bereich seines derzeitigen Standortes in der Region „Marias Pass“ fort. Dort hatten zwei unterschiedliche Gesteinsschichten, welche in Kontakt zueinander treten – helles Material trifft dort auf eher dunkle Gesteinsablagerungen – das Interesse der an der Mission beteiligten Geologen erweckt.
Das hellere Material, so die Marsforscher, konnte bereits im bisherigen Verlauf der Mission an anderen Stellen der Region „Pahrump Hills“ eingehender analysiert werden. Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um tonhaltiges Gestein. Das dunklere Material, welches einer Region namens „Stimons“ zugeordnet wird und das die Gesteine der ‚Pahrump-Unit‘ teilweise überlagert, ist dagegen neu. Hierbei scheint es sich um Sandstein zu handeln. Einige der im Bereich dieser Kontaktzone zu beobachtenden Gesteine sind zudem von verschiedenen Mineralvenen durchzogen.
Die Identifikation dieser Minerale könnte den Geologen Aufschluss über die Prozesse geben, welche vermutlich bereits vor Jahrmilliarden zu der Bildung der beiden unterschiedlichen Gesteinsschichten geführt haben. Zu diesem Zweck wurden zwei dieser Venen – die unmittelbar oberhalb beziehungsweise unterhalb der Kontaktzone gelegenen Oberflächenziele „Lemhi“ und „Lowary“ – am 29. Juni zunächst mit der ChemCam analysiert und anschließend nochmals mit der MastCam abgebildet.
Am darauf folgenden Tag, dem Sol 1030, erfolgte dann eine kurze Fahrt über eine Distanz von etwa vier Metern, durch welche der benachbarte Oberflächenbereich „Missoula“ in die Reichweite der Instrumente gelangte. Nach diesem Manöver wurden – wie bei dem Betrieb von Curiosity üblich – mit den Kamerasystemen zunächst diverse Aufnahmen der unmittelbaren Umgebung angefertigt. Diese Aufnahmen sind nötig, damit die an der Mission beteiligten Wissenschaftler und die für die Steuerung des Rovers zuständigen ‚Roverdriver‘ die weitere Vorgehensweise planen können.
Die Auswertung dieser Aufnahmen zeigte, dass sich Curiosity nach dieser Fahrt in einer optimalen Position für weitere ‚Contact Science‘-Analysen befand. Die MAHLI-Kamera wurde im Rahmen dieser Untersuchungen genutzt, um einen größeren Bereich der Oberfläche mit mehreren Einzelfotos abzubilden. Aus diesen Einzelaufnahmen kann ein Mosaik der Pahrump-Stimons-Kontaktzone erstellt werden. Zusammen mit den Daten der in den letzten Tagen ebenfalls auf die gleiche Weise eingesetzten Instrumente ChemCam und MastCam erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte dieser Region der Marsoberfläche. Dieser vertikal verlaufende Transekt wurde bewusst so gewählt, dass sich in den dabei zu gewinnenden Daten chemische und mineralogische Veränderungen im Bereich dieser Kontaktzone zeigen sollten.
Zudem wurden in den vergangenen Tagen verschiedene weitere Oberflächenziele in der unmittelbaren Umgebung – darunter auch ein unter dem Gewicht von einem der sechs Räder des Rovers zerbrochener Stein – mit mehreren der Instrumente abgebildet und untersucht. Diese Analysen von „Seeley“, so lautet der Name dieses kleinen Felsbrockens, welcher dem Rover im Weg lag, erlaubte Einblicke in ein Marsgestein, welches in der Vergangenheit nicht den direkten erosiven Auswirkungen der harschen Umgebung ausgesetzt war.
Für den morgigen 5. Juli 2015, den Missionstag Sol 1035, ist für Curiosity eine weitere Fahrt vorgesehen. Hierbei soll sich der Rover allerdings nicht in bisher unbekanntes Gelände begeben, sondern vielmehr eine etwa 30 Meter entfernt gelegene Region nordöstlich des jetzigen Standorts ansteuern, welche erstmals bereits im Mai 2015 – am Missionstag Sol 991 – erreicht wurde. Damals blieb allerdings keine Zeit für eine eingehendere Untersuchungen der dort befindlichen Oberflächengesteine.
Auf dem Weg zu diesem neuen ‚alten‘ Standort soll in erster Linie das DAN-Instrument eingesetzt werden, um in dem von dem Rover passierten Bereich den Mengenanteil und die Verteilung von wasserstoffhaltigen Molekülen im Marsboden zu ermitteln. Nach dem Erreichen seines neuen Standortes wird Curiosity am Sol 1036 zunächst einen ‚Ruhetag‘ einlegen, an dem lediglich weitere Routinemessungen mit der Wetterstation REMS vorgesehen sind.
Aufgrund der in der gesamten Region zu erwartenden hohen wissenschaftlichen Ausbeute werden vermutlich noch mehrere Wochen oder gar Monate vergehen, bevor Curiosity seine Fahrt zu dem Zentralberg „Aeolis Mons“ fortsetzt.
Bis zum heutigen Tag, dem Sol 1034 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity 10.603 Meter auf der Marsoberfläche zurückgelegt. Dabei hat der Rover mit seinen Kamerasystemen inzwischen 249.959 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.
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