Der offene Sternhaufen NGC 3532

Eine bereits am vergangenen Mittwoch von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Aufnahme des La Silla-Observatoriums zeigt den offenen Sternhaufen NGC 3532. Einige der dort befindlichen heißen und noch relativ jungen Sterne leuchten in einem bläulichem Licht, während massereichere Sterne bereits das Stadium von Roten Riesen erreicht haben und dabei in einen orangefarbenen Farbton erscheinen.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.

ESO, IAU, Sky&Telescope
Diese Karte zeigt das am Südsternhimmel befindliche Sternbild Carina mit den meisten Sternen in dieser Region, welche unter guten Beobachtungsbedingungen mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Der offene Sternhaufen NGC 3532, der auch ohne optische Hilfsmittel als lichtschwacher Fleck am Himmel zu sehen ist, wurde hier mit einem roten Kreis markiert.
(Bild: ESO, IAU, Sky&Telescope)

Einige der in unserer Heimatgalaxie angesiedelten Sterne sind mit einem Alter von mehr als 13 Milliarden Jahren nur wenige hundert Millionen Jahre jünger als das Universum, dessen Alter von den Astronomen mit einem Wert von etwa 13,8 Milliarden Jahren angegeben wird. Mit einem Alter von ‘lediglich’ rund 4,6 Milliarden Jahren handelt es sich bei dem Zentralgestirn unseres Sonnensystems somit um einen noch verhältnismäßig jungen Stern, welcher gerade einmal die mittlere Phase seines Lebens erreicht hat. Andere Sterne der Milchstraße verfügen jedoch über ein noch deutlich geringeres Alter.

Diese Sterne haben sich – in astronomischen Zeiträumen betrachtet – erst vor relativ kurzer Zeit in sogenannten Sternentstehungsgebieten entwickelt. Aus so einer H-II-Region geht in der Regel jedoch nicht nur ein einzelner, isolierter Stern hervor. Vielmehr reicht die Anzahl der sich zeitgleich in einem H-II-Gebiet bildenden Sterne von einigen Dutzend bis hin zu mehreren tausend Sternen, welche nach dem Abschluss der Sternentstehungsphase in dieser Region des Weltalls zunächst einen offenen Sternhaufen bilden.

Derartige Sternformationen sind typischerweise in den ‘Armen’ von Spiralgalaxien oder in sternreichen Regionen von irregulären Galaxien zu beobachten.

ESO, G. Beccari
Das MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium in Chile hat dieses farbenreiche Foto des Sternhaufens NGC 3532 im Februar 2013 angefertigt. Einige heiße Sterne leuchten immer noch in bläulichem Licht, während die massereicheren Sterne sich bereits zu Roten Riesen entwickelt haben und in einen satten orangefarbenen Licht erstrahlen.
(Bild: ESO, G. Beccari)

Der offene Sternhaufen NGC 3532
Bei einem der mehr als 1.000 offenen Sternhaufen, welche den Astronomen derzeit in unserer Heimatgalaxie bekannt sind, handelt es sich um den im Sternbild Carina (zu deutsch “Kiel des Schiffs”) gelegenen Haufen NGC 3532. Bei einer Entfernung von etwa 1.300 Lichtjahren zu unserem Sonnensystem verfügt dieser Sternhaufen am Nachthimmel über einen Durchmesser von knapp einem Grad. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,0 mag kann NGC 3532 von einem auf der südlichen Hemisphäre gelegenen Beobachtungsstandort aus bereits mit dem bloßen Auge beobachtet werden.

ESO, Digitized Sky Survey 2. Acknowledgement: Davide De Martin
Diese Weitwinkelaufnahme der Region um den offenen Sternhaufen NGC 3532 wurde aus fotografischem Material des Digitized Sky Survey 2 erstellt. Der Sternhaufen selbst befindet sich in der Bildmitte. Der helle Stern im unteren linken Bildabschnitt trägt den Namen x Carinae beziehungsweise V382 Carinae . Es handelt sich hierbei um einen gelben Überriesen, welcher etwa fünf mal weiter von der Erde entfernt ist als der Sternhaufen selbst. Dieser Stern, welcher zu den größten der derzeit bekannten Sternen zählt, ist zudem der am weitesten von der Erde entfernt gelegenen Stern, der mit dem bloßen Auge erblickt werden kann.
(Bild: ESO, Digitized Sky Survey 2. Acknowledgement: Davide De Martin)

Entdeckt wurde der offene Sternhaufen NGC 3532 im Jahr 1752 von dem französischen Astronomen Nicolas Louis de Lacaille während einer von Südafrika aus erfolgenden Beobachtungskampagne des südlichen Sternhimmels. Eine erste Katalogisierung erfolgte im Jahr 1755. Anschließend wurde der Sternhaufen auch in den New General Catalogue des dänischen Astronomen Johan Ludvig Emil Dreyer aufgenommen. NGC 3532 gilt als einer der eindrucksvollsten offenen Sternhaufen am gesamten Himmel. Aufgrund der Anordnung der dort befindlichen Sterne, welche entfernt an verstreute Silbermünzen am Boden eines Wunschbrunnens erinnern, wird er inoffiziell auch als “Wunschbrunnen-Sternhaufen” bezeichnet.

Der Astronom John Herschel beschrieb NGC 3532 basierend auf seiner in den 1830er Jahren ebenfalls von Südafrika aus erfolgenden Beobachtungen als einen an Doppelsternen reichen Sternhaufen. In der jüngeren Vergangenheit erreichte NGC 3532 dann noch einmal eine deutlich wissenschaftlichere Relevanz. Im Jahr 1990 stellte dieser Sternhaufen das erste Beobachtungsziel für das kurz zuvor in Betrieb genommene Weltraumteleskop Hubble dar.

NGC 3532, so die Auswertungen der bisherigen Beobachtungsdaten, verfügt über ein Alter von etwa 300 Millionen Jahren und besteht aus insgesamt etwa 400 Sternen. Somit handelt es sich hierbei um einen durchschnittlichen Sternhaufen mittleren Alters, dessen Sterne mittlerweile allerdings unterschiedliche Stadien der Sternentwicklung erreicht haben.

Die dort befindlichen Sterne, welche ihre Existenz mit eher moderaten Massen begonnen haben, leuchten immer noch hell in blau-weißen Farben. Die massereicheren Sterne haben dagegen ihren für die Kernfusion notwendigen Vorrat an Wasserstoff mittlerweile aufgebraucht und sind in das Stadium von Roten Riesen übergegangen.

Die hier gezeigte Aufnahme des Sternhaufens NGC 3532 wurde im Februar 2013 mit dem Wide Field Imager (WFI) des MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskops am La Silla-Observatorium der ESO in den nordchilenischen Anden angefertigt. Der hierbei erkennbare Himmelshintergrund beinhaltet einen dichten Bereich des Bandes der Milchstraße und ist dementsprechend mit einer Vielzahl an Sternen übersät. Konzentrationen aus rötlich leuchtenden Wasserstoffwolken und Staubpartikeln verdecken den Blick auf noch weiter entfernt gelegene Sterne.

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