Nachdem vor zwei Wochen Orion, das neue Raumschiff der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, auf seine Trägerrakete aufgesetzt wurde, haben nun zahlreiche kleinere Vorbereitungen stattgefunden, um bereit für Orions bevorstehenden Erstflug EFT-1 zu sein.
Ein Beitrag von Martin Knipfer. Quelle: NASA.
Es war ein weiterer wichtiger Schritt für Orion, das neue Raumschiff der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, auf dem langen Weg zu seinem Erstflug Exploration Flight Test 1 (EFT-1): Nachdem es sein turmförmiges Startabbruchssystem erhalten hat, wurde am 12. November das nun komplett fertiggestellte Raumschiff zu dem Startplatz SLC-37 des Weltraumbahnhofs in Cape Canaveral herausgerollt. Dort wurde Orion dann auf die Oberstufe seiner Trägerrakete vom Typ Delta IV Heavy aufgesetzt. Nachdem das Raumschiff schon seit über drei Jahren an verschiedensten Orten gefertigt, zusammengebaut und betankt wurde, werden nun die letzten Vorbereitungen getroffen, um bereit für den Erstflug am 4. Dezember zu sein.
Diese Vorbereitungen sind weit weniger spektakulär und PR-wirksam als der Rollout zum Startplatz, aber dennoch für einen reibungslosen Ablauf des Fluges unabdingbar. So wurden etwa am 20. November die Batterien installiert, die Orion während des Erstfluges mit Strom versorgen werden. Da diese Batterien nur eine begrenzte Lebensdauer haben, wurden sie so spät wie möglich montiert. Auch wurde das so genannte „Flight Readiness Review“ für Orion von der NASA und der Herstellerfirma Lockheed Martin abgeschlossen. Diese rigorose Überprüfung der Systeme des Raumschiffs, des Flugablaufs und der unterstützenden Elemente stellt sicher, dass Orion bereit für seinen Erstflug ist. Doch nicht nur an der Ostküste der Vereinigten Staaten am Cape Canaveral, sondern auch im Westen sind die Vorbereitungen auf EFT-1 im vollen Gange. Nach dem Flug wird Orion hoffentlich sanft im pazifischen Ozean landen. Zwar befindet sich bei EFT-1 noch keine Besatzung an Bord der Kapsel, dafür aber wichtige Daten, die während des Fluges von verschiedenen Instrumenten gesammelt werden. Diese machen es erforderlich, dass die Kapsel mithilfe eines Schiffes geborgen und an Land gebracht werden muss. Dieser Vorgang wurde bereits mehrmals geübt, nun bereitet man sich am Hafen von San Diego in Kalifornien auf die tatsächliche Bergung von Orion nach EFT-1 vor. Es wurde die nötige Ausrüstung, um Orion aus dem Wasser zu befördern, auf den Bergungsschiffen USS Anchorage und USNS Salvor verladen, sie sind jetzt bereit, in See zu stechen.
Auch muss natürlich vor dem Start sichergestellt werden, dass sämtliche Systeme an Bord von Orion einwandfrei funktionieren. Um das zu überprüfen, ist es der zuverlässigste Weg, Tests der einzelnen Systeme vorzunehmen. Zu diesen Systemen gehören etwa die Kommunikationssysteme des Raumschiffs, die mithilfe der TDRS-Satelliten (Tracking and Data Relay Satellite) Befehle empfangen und Daten zu den Bodenstationen senden sollen. Diese Systeme wurden am 19. November aktiviert und während des sogenannten „Live Sky Test“ getestet. Außerdem wurden am 24. November die elektrischen Systeme getestet, die die pyrotechnischen Elemente des Raumschiffes zünden sollen. Bei diesen Komponenten handelt es sich um kleine, mit Sprengstoff gefüllte Bolzen, die ausgebrannte Stufen oder Verkleidungen abwerfen sollen. Orion besitzt solche Bolzen an der Verkleidung und der Verbindung mit der Oberstufe. Des weiteren wurden inzwischen die Tore des Mobile Service Towers geöffnet, in dem die Vorbereitungen an Orion und der Delta IV Heavy stattfinden, der Start von EFT-1 ist weiterhin um 13:05 MESZ am 4. Dezember geplant.
Orion wird das neue Raumschiff der NASA sein. Während die kommerziellen Partner der NASA für den Transport von Fracht und Astronauten zur ISS im Erdorbit zuständig sind, wird das auch MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) genannte Raumschiff Astronauten zu verschiedenen Zielen jenseits des Low Earth Orbits (LEO) transportieren. So kann eine intensivere Erkundung des Weltalls als je zuvor stattfinden. Mit der Entwicklung von Orion wurde bereits im Rahmen des 2010 gestrichenen Constellation-Programms begonnen. So konnte die Entwicklung an einem Raumschiff, an dem bereits mit Hochdruck gearbeitet wurde, fortgeführt werden.
Aktuellen Planungen zufolge soll es im Dezember 2014 dann soweit sein: Orion startet auf einer Rakete des Typs Delta IV Heavy zu seinem Erstflug EFT-1. Dieser Flug beinhaltet zwei Erdumrundungen, dabei wird sich Orion bis zu 5.500 km von der Erde entfernen, und auf über 32.000 km/h beschleunigt. Eine solche Entfernung und Geschwindigkeit wurde von keinem praktisch oder theoretisch bemannbaren US-Raumschiff seit 1972 erreicht. Auf dem Flug sollen der Strahlungsschutz, der Hitzeschild, die Avionik, die Fallschirme und das Abwerfen von Verkleidungen und des Rettungssystems getestet werden. Der nächste Testflug nicht später als im November 2018, EM-1 für Exploration Mission 1 genannt, wird der Erstflug des neuen Space Launch Systems (SLS) sein, und ein unbemanntes MPCV, das mit dem neuen, auf dem ATV basierenden europäischen Servicemodul ausgrüstet sein soll, um den Mond führen.
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