In dieser Woche hatte die Stammbesatzung viele Transportarbeiten zu bewältigen. Es wurden das japanische Versorgungsraumschiff HTV 2 mit dem Namen „KOUNOTORI“ und der russische Versorger Progress-M 09M entladen. Das 1998 gestartete russische Sarja-Modul absolvierte heute den 70.000. Umlauf um die Erde. Neben den Stauarbeiten von Frachtgütern, Umbauarbeiten im Kibo-Labormodul und dem Ersteinsatz der „Roboterhand“ Dextre kam auch die Forschung nicht zu kurz. (Newsbild: Catherine Coleman beim Haare waschen)
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, Roscosmos. Vertont von Peter Rittimger.
Zu Beginn dieser Woche 11 der Langzeitbesatzung 26 standen diverse Entladearbeiten der neu angekommenen Transportraumschiffe HTV 2 und Progress-M 09M auf dem Aufgabenplan. Kommandant Scott Kelly und Catherine Coleman transportierten das japanische Experiment-Rack KOBAIRO vom HTV 2 in das Kibo-Labormodul. Dort wurde es an der Position F3 eingebaut und anschließend über ein Schnittstellen-Element UIP (Utility Interface Panel) mit den Stationssystemen verbunden. Alle Besatzungsmitglieder führten Transferarbeiten von kleineren Frachtartikeln durch und buchten sie in das stationseigene Inventar Management System (IMS) ein. Weiterhin wurde eine gemeinsame 15-minütige Sicherheitseinweisung zum HTV abgehalten. Geschult wurden Notfallprozeduren zum schnellen Verschließen der Luke, die Kontrolle der Dichtungen und das Kennenlernen der Hardware des Transporters.
Progress-M 09M erreichte letzten Sonntag die internationale Raumstation. Nach zweitägigem Flug koppelte der russische Transporter automatisch am Docking- und Schleusenmodul Pirs. Neben verschiedensten flüssigen und festen Versorgungsgütern befand sich die wissenschaftliche Nutzlast der Mikrosatellit „Kedr“ im Progress-Frachtmodul. Diese kleine Satellit, auch als Earth Artificial Satellite (EAS) bezeichnet, wiegt 30 Kilo und hat die Abmaße von 550 x 550 x 400 mm. Der nach dem Funkrufzeichen Juri Gagarins benannte Satellit soll während des russischen Weltraumausstieges am 16. Februar von Hand ins All ausgesetzt werden. Die anschließende Flugkontrolle wird ein Verbund von Funkamateurstationen durchführen, das Amateurfunk-Rufzeichen von „Kedr“ ist RS1S. Zum 50. Jahrestag des Erstflugs Juri Gagarins am 12. April 1961 sollen auf der Amateurfunkfrequenz 145.95 MHz an die 25 Grußbotschaften in 15 Sprachen, etliche Fotos und wissenschaftliche Daten versendet werden.
Im Verlauf der Woche wurde die im drucklosen Frachtbereich von HTV 2 transportierte Nutzlast mit seiner Transportpalette entladen. Im Vorfeld dazu führten Paolo Nespoli und Catherine Coleman an der von Scott Kelly vorbereiteten ROBoT-Station (Robotics On Board Trainer) mehrere Übungseinheiten zu den Arbeiten mit den Stationsarmen Canadarm2 und JEMRMS (Roboterarm des Kibo-Moduls) durch. Für die nachfolgenden Arbeiten begaben sich Paolo Nespoli und Catherine Coleman zum Aussichtsmodul Cupola, wo sie eine Fußhalterung zum besseren Stand montierten und die Kontrollstation des Canadarm2 aktivierten. Mit diesem zogen sie die Transportpalette (Exposed Pallet = EP) aus dem HTV 2, schwenkten sie in die Richtung des japanischen Stationsteils und übergaben sie an den japanischen Roboterarm. Mit diesem von Scott Kelly im Kibo-Modul gesteuerten Roboterarm wurde die EP an der japanischen Außenplattform (JEM Exposed Facility = JEF) für weiter Entladearbeiten temporär befestigt.
Im Wochenverlauf fanden weitere Arbeiten am japanischen Experiment-Rack KOBAIRO im Kibo-Labormodul statt. KOBAIRO enthält einen Vakuumbrennofen mit drei Heizungsblöcken, deren Positionen und Temperaturen unabhängig voneinander gesteuert werden können.
Verschiedene Temperaturprofile sollen zur Herstellung und Erforschung von qualitativ hochwertigen Kristallen genutzt werden. Catherine Coleman entfernte die Startsicherungen an der Frontplatte des Brennofens. Anschließend wurde dieser geöffnet und es konnten die mechanischen Arretierungen an den drei Heizelementen entfernt werden. Das von HTV 2 angelieferte Mehrzweck-Nutzlast-Rack (Multi-purpose Small Payload Rack = MSPR) wurde ebenfalls aus dem sogenannten Pressurized Logistics Carrier (PLC) entladen. In ihm können zukünftig mehrere kleinere Experimente betrieben werden, wobei Strom- und Datenanschlüsse im MSPR bereitgestellt werden. Die Entladearbeiten von Progress-M 09M wurden während der gesamten Woche fortgesetzt.
Vorbereitend auf das Entladen der Transportpalette an der japanischen Außenplattform wurde der Stationsarm Canadarm2 von der Bodenkontrolle gesteuert an einem Befestigungspunkt der mobilen Plattform, auch Mobile Base System (MBS) genannt, befestigt. Auf der Gitterstruktur wurde nun der mobile Transporter zur Arbeitsposition 7 bewegt und mit der kanadischen „Roboterhand“ Dextre verbunden. Unter Zuhilfenahme von Dextre, und ebenfalls von der Bodenkontrolle gesteuert, wurden die US-Ersatzteile von der EP entladen. Die Transportbox mit kleineren Ersatzteilen und ein Flex Hose Rotary Coupler (FHRC), also eine flexible Schlauch-Drehverbindung für Ammoniak-Kühlmittel der Radiatoren an der Gitterstruktur, verbleiben bis zur Befestigung auf der durch STS 133 zu liefernden Stauplattform ELC 4 an einer Arbeitsplattform von Dextre. Dextre wurde erneut am Destiny-Labormodul befestigt und vom Stationsarm gelöst. Hier werden die beide Nutzlasten über Dextre mit Strom versorgt.
Ständig werden auf der ISS etliche Experimente und Forschungsreihen durchgeführt. Oleg Skripotschka begann eine weitere Testreihe zum MedOps-SZM-MO-21-Experiment. Dabei geht es um die Erfassung von Daten zur mikrobiologische Verunreinigung der ISS-Atmosphäre. Es wurden Proben von Oberflächen der Station und sanitären Einrichtungen genommen. Die Petrischalen mit den Proben wurden dann in der KRIOGEM-03-Gefriereinheit zwischengelagert und sind bereit für die Rückkehr zur Erde, wo weitere Untersuchungen folgen werden. Paolo Nespoli führte seine 2. Sitzung an Bord mit dem MedOps-Experiment WinSCAT (Spaceflight Cognitive Assessment Tool for Windows) durch. Bei diesem monatlich stattfindenden Test ist ein Fragebogen in einem Zeitlimit auszufüllen. Dabei werden kognitive Test ausgeführt, wobei es auf Konzentration, Aufmerksamkeit, das Kurzzeitgedächtnis, räumliche Orientierung und mathematische Fähigkeiten ankommt. Weiterhin arbeitete Paolo Nespoli in den letzten Wochen mit einer neuartige 3D-Kamera der ESA. Diese ERB 2 genannte Kamera nutzt hochauflösende Optik und moderne Elektronik, um eine sehr verbesserte 3D-Videowirkung zu ermöglichen und die Station kartografisch darzustellen.
Die Mannschaft absolvierte ihr tägliches zweistündiges Trainingsprogramm mit den in der Station vorhandenen Übungsgeräten. Dieses ist nötig, um dem Muskelabbau durch die fehlende Gravitation während einer Langzeitmission entgegenzuwirken. Es gibt auf der ISS zwei Laufbänder TVIS und COLBERT, zwei Fahrradergometer VELO und CEVIS, das Fitness-Rudergerät FWED und ein Universal-Trainingsgerät mit Namen ARED. Weiter nahm sich Kommandant Scott Kelly die Zeit, mit mehreren Radiosendern über das Leben auf der ISS und das Attentat auf seine Schwägerin Gabrielle Giffords in Tucson zu sprechen. Auch die Erdbeobachtung im Rahmen der CEO (Crew Earth Observation) wurde fortgesetzt. Spezielle Ziele waren diesmal Asmara, die Hauptstadt von Eritrea, der mit Wasser gefüllte Bosumtwi-Krater in Ghana und die kleine tropische Insel Ascension im Südatlantik.
Mittlere Bahnhöhe der ISS am 03.02.2011: 352,2 km bei einem Höhenverlust von 88 Metern in den letzten 24 Stunden
Zukünftige Ereignisse:
- 09. Februar, Bahnanhebung durch Progress-M 07M
- 16. Februar, russischer Weltraumausstieg 28 von Oleg Skripotschka und Dmitri Kondratjew
- 18. Februar, Umsetzen des HTV 2 „Kounotori“ nach Harmony Zenit
- 20. Februar, Progress-M 07M verlässt die ISS
- 23. Februar, ATV-2 „Johannes Kepler“ erreicht die ISS
Raumcon: