Galileo-Knoten in Fucino in Betrieb genommen

Das terrestrische Nervenzentrum des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo im italienischen Fucino nahm am 20. Dezember 2010 offiziell seinen Betrieb auf.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA, Telespazio.

Antennenanlagen in Fucino (Bild: Telespazio)

Das Kontrollzentrum im 130 Kilometer östlich von Rom gelegenen Fucino wurde von Vertretern der Europäischen Kommission und der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) sowie Repräsentanten der Mitgliedstaaten feierlich dem Betrieb übergeben.

In Fucino arbeitet jetzt das zweite Galileo-Kontrollzentrum. Das zuerst aktivierte befindet sich in Oberpfaffenhofen bei München. Zusammen werden die beiden Zentren auf Erdumlaufbahnen befindliche Galileo-Navigationssatelliten und rund um den Erdball verteilte Bodenanlagen überwachen und steuern.

Die Kontrollzentren in Fucino und Oberpfaffenhofen sind völlig redundant ausgelegt. Im Regelbetrieb sind die Aufgaben auf die beiden Zentren verteilt, einzelne Aufgaben werden von jeweils einem der Zentren wahrgenommen. Im Bedarfsfall kann ein Zentrum allein alle zur Aufrechterhaltung des Betriebs notwendige Arbeiten erledigen.

Während des Aufbaus des Weltraumsegments wird man sich in Oberpfaffenhofen konzentriert der Überwachung und Steuerung der Satelliten widmen, während Fucino die Verantwortung für die Nutzbarkeit des Gesamtsystems übernimmt.

Die Zusammenstellung und Verarbeitung der von Navigationssatelliten auszustrahlenden Daten wird in Fucino erfolgen, von wo aus man auch die verschiedenen Sendeanlagen steuert, über die die Daten an die Satelliten im All geschickt werden. Außerdem will man diese von Fucino aus mit einem innerhalb des Gesamtsystems synchronen Zeitsignal versorgen.

Galileo-Navigationssatelliten im All – Illustration (Bild: ESA)

Das Galileo-Kontrollzentrum Fucino befindet sich auf dem Gelände einer der größten Satelliten-Bodenstationen der Welt. Mittlerweile über 90 Antennen gibt es auf der 1963 eröffneten, rund 370.000 Quadratmeter großen Anlage. Satellitenbetreiber wie Inmarsat nutzen die Infrastruktur in Fucino. Auch die Europäische Raumfahrtagentur unterstütze bereits zahlreichen Weltraummissionen von Fucino aus. Der Galileo-Testsatellit GIOVE-B wird von Fucino aus gesteuert.

Aufgrund des weitläufigen, ebenen Geländes, das von Bergen umgeben ist, die elektromagnetische Signale abschirmen, ist der Standort ideal zur Kommunikation mit Satelliten. Die besondere Geographie geht auf ein herausragendes Bauvorhaben der Römer zurück: Sie gruben einen Tunnel, um einen großen Teil des Sees abzulassen, der einst das Becken von Fucino füllte. 1875 wurde durch den von den Römern gebauten Tunnel schließlich auch der Rest des Sees abgelassen. Der nährstoffreiche Boden begünstigte in der Folge die landwirtschaftliche Nutzung des Areals.

Im Jahr 2007 begannen in Fucino die Bauarbeiten für das Galileo-Kontrollzentrum. Bauherr war Telespazio, Betreiber der Bodenstation. Als Betreiber des Galileo-Kontrollzentrums tritt die in München ansässige Spaceopal auf, ein Gemeinschaftsunternehmen von Telespazio und der Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbH, einer Tochter des DLR mit Sitz in Weßling.

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