Nicht während, sondern bereits drei Tage vor dem für den 22. Februar 2013 von der NASA angekündigten ersten großen Videolivechat zwischen Raumfahrtfreunden und Astronauten kam es zu einem ernsten Kommunikationsproblem mit der ISS. Was für ein Glück. Da bleibt die öffentliche Kritik wenigsten auf einen kleinen Kreis beschränkt.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: Nasa, Space.com.
Dass Software-Aktualisierungen mitunter spannend verlaufen, weiß man aus seinem privaten und häufig auch aus dem beruflichen Leben. Das ist nicht anders bei der Internationalen Raumstation ISS. So hat ein derartiges Manöver vor wenigen Tagen am 19. Februar 2013 den dort oben kreisenden Astronauten einen gut dreistündigen, fast totalen Kommunikationsausfall beschert – „fast total“ nur deshalb, weil man wenigstens beim Überflug über Russland kurze Anweisungen zur Behebung des Kommunikationsproblems geben und nachfragen konnte, ob denn sonst alles funktioniere. So war es, soviel vorweg. Gleich nach der unfreiwilligen Funkpause versicherte ISS-Kommandant Kevin Ford (USA) in einer Audiobotschaft, die Station und ihr Kurs seien völlig in Ordnung und die derzeit sechsköpfige Besatzung aus Kanada, Russland und den USA in bester Verfassung.
Doch der Reihe nach. Die Probleme begannen an besagtem 19. Februar um 15.45 Uhr MEZ (9:45 a.m. EST), als von der NASA-Bodenstation im Johnson Space Center in Houston eine Software-Aktualisierung auf den Stationsrechner der ISS aufgespielt wurde. Dieser Computer überwacht alle kritischen Funktionen der ISS. Um den Vorgang abzuschließen, wurde im Laufe der Aktualisierung laut NASA auf einen Reserverechner umgeschaltet. Dabei brach die Verbindung zu den Bahnverfolgungs- und Relaissatelliten der NASA (TDRS = Tracking and Data Relay Satellites) und damit auch die Verbindung zum Kontrollzentrum in Houston ab. Um 17.00 Uhr MEZ (11:00 a.m. EST) konnten die Amerikaner erstmals über russische Bodenstationen Kontakt mit der ISS-Besatzung aufnehmen und eine Prozedur zur Behebung des Problems übermitteln. Dazu musste ein weiterer Ausweichcomputer aktiviert werden. Der Vorgang muss dann doch etwas komplexer gewesen sein, denn erst um 18.34 Uhr MEZ (12:34 p.m. EST) war der direkte Kontakt nach Houston wieder hergestellt.
Ganz neu ist die Erfahrung nicht. Bereits 2010 kam es zu einem einstündigen Funkverbindungsausfall, als vom Hauptcomputer auf ein Reservesystem umgeschaltet werden musste. Der jetzige Vorfall wurde im Internet angesichts der 100-Mrd.-Dollar-Investition gleich mit einigem Zynismus kommentiert: typisch für einen bestimmten Softwarehersteller, ein chinesischer Hacker-Angriff, der vorbeifliegende Asteroid oder besser gleich außerirdische Invasoren seien die Ursache, zum Glück gebe es noch eine Amateurfunkstation an Bord, so lauteten einige Kommentare.
Die NASA wird am 22. Februar 2013 allen Interessierten beweisen, dass sie kommunikationstechnisch auf der Höhe der Zeit ist. Im Rahmen eines Video-Livechat mit Google+-Hangout und schriftlich über Google+, Twitter oder Facebook können ab 15.30 Uhr MEZ (10:30 a.m. EDT) für eine Stunde direkt Fragen an die beiden US-amerikanischen Besatzungsmitglieder und den Kanadier gestellt werden. Das Ganze kann passiv über Google+ oder Youtube verfolgt werden (Näheres bei der NASA hier).
Diskutieren Sie mit: