Nahaufnahme einer Nahbegegnung

Einem europäischen Team von Astronomen ist mit einem Teleskop auf der spanischen Kanareninsel La Palma, dass mit einer so genannten adaptiven Optik ausgestattet ist, eine extrem gute Aufnahme des Asteroiden 2002 NY40 gelungen, als er in nur 750.000 Kilometer Entfernung an der Erde vorbeiflog.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: The ING NAOMI Team.

Der Asteroid "2002 NY40".
(Foto: The ING NAOMI Team)
Der Asteroid “2002 NY40”.
(Foto: The ING NAOMI Team)

Vom Asteroiden 2002 NY40 wurde in der Nacht vom 17. auf den 18. August 2002 kurz vor der größten Annäherung des kosmischen Felsbrockens an die Erde mit dem 4,2 m-Teleskop des William Herschel des Roque de Los Muchachos Observatory (La Palma) eine Serie von Aufnahmen im nahen Infrarot gemacht. Dabei kam zum ersten Mal eine adaptive Optik bei der Aufnahme eines so genannten Near Earth-Asteroiden zum Einsatz, mit der Turbulenzen in der Erdatmosphäre weitgehend ausgeglichen werden können, die eine kontinuierliche Fokussierung des anvisierten Himmelskörpers während der Aufnahme verhindern. Dieses NAOMI genannte Korrektursystem wurde in Großbritannien entwickelt und gebaut und besteht aus einem System von schnell beweglichen Spiegelelementen, die in Echtzeit Darstellungsfehler aufgrund von Störungen durch die Erdatmosphäre korrigieren. Unter guten Bedingungen gelingen mit Hilfe adaptiver optische Systeme Aufnahmen von erdgebundenen Teleskopen aus, die es hinsichtlich der Schärfe mit den Bildern des Weltraumteleskops Hubble aufnehmen können.
 
Trotz der schnellen Bewegung des Asteroiden (in nur sechs Minuten legte er eine Strecke am nächtlichen Himmelszelt zurück, die dem Durchmessers der Vollmondscheibe entspricht), die eine genaue und zügige Nachführung des Teleskops während der Aufnahme erforderte, gelangen sehr gute Aufnahmen mit einer Auflösung von 0,11 Bogensekunden; die erzielte Auflösung liegt nahe beim theoretischen Limit dieses Teleskops. Bei anderen Beobachtungen wurden Helligkeitsschwankungen von 2002 NY40 festgestellt, die darauf schließen lassen, dass der Asteroid eine längliche Form hat und während seines Fluges torkelnde Bewegungen vollführt.
 
Erst Mitte Juli war 2002 NY40 entdeckt worden. Er gehört zur Gruppe der Near Earth-Asteroiden, die in regelmäßigen Abständen die Umlaufbahn unseres Planeten kreuzen und dadurch eine potentielle Gefahr darstellen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für den Aufprall eines Asteroiden auf die Erde relativ gering, der jetzt beobachtete Asteroid stellt aufgrund seiner Bahndaten mit Sicherheit keine Gefahr für die Erde dar. Doch auch wenn es unter Umständen erst in einigen Jahrtausenden passieren wird: Eines Tages wird mit Sicherheit (wieder einmal) ein größerer Asteroid die Erde treffen und schwere Verwüstungen anrichten, weshalb seit einigen Jahren Beobachtungsprogramme zur Erfassung potentiell gefährlicher Kandidaten laufen. Konkrete Mittel zur Abwehr eines für die Erde gefährlichen Asteroiden jedoch existieren bisher nur als Ideen.

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