Wissenschaftler der NASA und der Universität von Kansas meinen, dass ein Massensterben vor hunderten von Millionen Jahren durch einen sogenannten „Gamma-Ray Bursts (GRBs)“ ausgelöst wurde. Gammaray-Bursts (GRBs) sind extrem energiereiche und kurze Gammastrahlenblitze, die regelmäßig aber unsystematisch auftauchen.
24.04.2005. Autor: Markus Arens
Die Wissenschaftler haben keine direkten Beweise für Ihre Behauptung. Ihre Arbeit beruht auf Ihrem Atmosphärenmodell – eigentlich also ein „was-wäre-wenn Szenario“. Die Forschung fußt auf der -sehr gründlichen- Analyse der „Massenaussterben“ Hypothese, die diese Gruppe 2003 veröffentlicht hat.
Die Wissenschaftler errechneten, dass die Röntgenstrahlung eines relativ nahen GRB, die die Erde nur für 10 Sekunden träfe, die schützende Ozonschicht bis zur Hälfte dezimieren könnte. Eine Erholung würde bis zu 5 Jahren dauern. Ohne den Schutz der Ozonschicht, würde die ultraviolette Strahlung der Sonne sehr viel Leben an Land und in den oberen Schichten von Ozeanen und Seen töten und damit die Nahrungsketten unterbrechen.
GBRs sind in unserer Milchstraße allerdings sehr selten, aber die Wissenschaftler nehmen an, dass wahrscheinlich in der letzten Milliarde Jahren ein GBR nahe der Erde stattgefunden hat. „Eine Röntgenstrahlungsexplosion im Umkreis von 6000 Lichtjahren würde katastrophale Folgen für das Leben haben,“ sagte Dr. Adrian Mellot von der Abteilung für Physik und Astronomie von der Universität von Kansas. „Wir wissen nicht genau wann eine solche Explosion stattgefunden hat, aber wir sind ziemlich sicher, dass eine stattgefunden und Ihre Spuren hinterlassen hat. Am überraschendsten ist, dass ein 10 Sekunden GBR für Jahre verheerenden Schaden an der Ozonschicht anrichten kann.
Brian Thomas ist der führende Autor der wissenschaftlichen Arbeit die diese Entdeckung beschreibt. Thomas behauptet, das ein GBR für ein Massensterben im Ordovicium, bei dem 60 Prozent aller im Meer lebenden Wirbellosen getötet wurden, verantwortlich sei. Während dieser Zeit war das Leben weitgehend auf das Meer beschränkt, auch wenn es schon Beweise für primitive Landpflanzen gibt.
Thomas und Dr. Charles Jackman vom NASA Goddard Raumfahrzentrum berechneten den Effekt eines relativ nahen GBRs auf die Erdatmosphäre. Röntgenstrahlung kann die Molekularstruktur von Stickstoff (N2) in Stickstoffatome bewirken, die mit dem Sauerstoff zu Stickstoffoxid reagieren (NO). Stickstoffoxid widerum zerstört Ozon (O3) und produziert Stickstoffdioxid (NO2). NO2 reagiert mit atomarem Sauerstoff erneut zu Stickstoffoxid (NO), wodurch die Zerstörung der Ozonschicht beschleunigt wird. Computermodelle haben errechnet, das so bis zur Hälfte der Ozonschicht in nur Wochen zerstört werden. Auch nach fünf Jahren sind 10 Prozent immer noch nicht wiederhergestellt.
Als nächstes berechneten Thomas und Daniel Hogan, einer seiner Studenten, den Effekt den die ultraviolette Strahlung auf das Leben haben würde. Tiefseelebewesen wäre vor der Strahlung geschützt. Nahe der Oberfläche lebendes Plankton und anderes Leben würde nicht überleben. Plankton ist aber die Grundlage der marinen Nahrungskette.
Die Idee, dass ein GBR die Ursache für das große Sterben im Ordovikium verantwortlich ist, stammt von Dr. Bruce Lieberman, einem Paläontologen der Universität Kansas. Bisher geht man davon aus, dass eine Eisszeit der Auslöser für das Massensterben war, aber ein GBR könnte sowohl das Aussterben, als auch eine deutliche Verringerung der Oberflächentemperatur bewirkt haben.
„Eine unbekannte Variable ist die Stärke des GBRs,“ sagte Thomas. Die GBRs die wir jetzt entdecken sind Milliarden Jahre alt. Bei den Milliarden von Sternen in unserer Galaxie besteht eine gute Chance, dass ein massiver Stern in unserer relativen Nähe explodierte.