Der US-Marslander Phoenix ist bereit für die detaillierte Untersuchung der ersten, am Freitag aufgenommenen Bodenprobe. Zuvor gab es aber noch einige Problemchen zu lösen.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist.
Die auf einem Bild, das kurz nach der Landung gemacht wurde, erkennbaren polygonalen Strukturen mit Abmessungen um 2 Meter entsprechen nicht den Erwartungen der Wissenschaftler auf der Erde. Die hatten eigentlich mit größeren Strukturen (um 5 Meter) gerechnet, die sie bereits aus dem Orbit gesehen hatten. Möglicherweise gibt es kleinere und größere Polygone, die bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen entstehen. Bei starkem Frost zieht sich das im Boden befindliche Eis zusammen und bildet Risse, die sich mit nachrutschendem Marsboden füllen. Wenn es wieder wärmer wird, dehnt sich das Eis aus, kann aber die bereits gefüllten Lücken nur teilweise zurück erobern. Also bilden sich zwischen den Rissen kleine Hügel.
Bereits in den Übungsproben, mit deren Entnahme eigentlich die Funktionstüchtigkeit von Schaufel und Manipulatorarm überprüft wurde, fanden sich interessante Objekte. Der sandartige Boden ist von kleinen, weißen Strähnen durchsetzt. Die hellen, kristallinen Strukturen bestehen nach Meinung der Wissenschaftler entweder aus Eis oder Salz. Handelt es sich um Eis, so würde dies mit den Klimamodellen und bisherigen Messungen aus dem Orbit übereinstimmen. Andernfalls könnte es sich um das sulfathaltige Mineral Kieserit handeln, das schon im Rahmen des Viking-Projekts in den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gefunden wurde.
Das bereits vor Tagen erwähnte Problem mit dem Kurzschluss in einem Heizelement wurde umgangen. Man will nun ausschließlich das zweite Heizelement nutzen, das erste wurde sozusagen deaktiviert. Ursache für den Kurzschluss könnte eine Verunreinigung sein. Die Heizelemente sind Bestandteile des Massenspektrometers TEGA von Phoenix, mit dem einzelne Elemente verdampfter Proben identifiziert werden können.
Das mittlerweile gelöste Kurzschlussproblem und die mehrfachen Kommunikationsunterbrechungen der Relaissonden Mars Reconnaissance Orbiter und Mars Odyssey, welche die Befehle von der Erde an den Marslander weiterleiten sollen, führten zur Verschiebung der ersten detaillierten Untersuchungen mittels TEGA (Thermal and Evolved-Gas Analyzer) und MECA (Microscopy, Electrochemistry and Conductivity Analyzer). Jetzt ist man aber bereit. Dass sich eine der beiden Klappen des ersten Probenbehälters nicht vollständig geöffnet hat, macht das Einfüllen zwar schwieriger aber nicht unmöglich. Die ersten Proben sollen von einer „Baby Bear“ genannten Oberflächenstruktur entnommen werden. Die NASA hat alle besonderen Objekte auf der Oberfläche mit Namen von Märchenfiguren benannt.
Inzwischen wurde das erste Mikroskopbild von Marsstaub veröffentlicht. Dieser Staub wurde bei der Landung aufgewirbelt und lagerte sich auf einem kleinen Schieber ab, den man später eingezogen hat. Hier wurde das feinkörnige Material durch eine Mikroskopkamera begutachtet. Zusätzlich zu den erwarteten roten Staubkörnern fanden sich auch lichtdurchlässige Partikel aus Salz oder Quartz.
Am Freitag schließlich wurde nun die erste richtige Probe entnommen und die Schaufel über dem Gasanalysator positioniert. Am Samstag soll sie die erste von acht nur einmal nutzbaren Untersuchungskammern füllen. Hier wird die Probe erhitzt und anschließend alle ausgasenden Stoffe analysiert. Diese Untersuchungen sollen etwa vier Tage dauern. Sowohl die beteiligten Wissenschaftler als auch die interessierte Öffentlichkeit wartet gespannt auf die Ergebnisse.