Das Ende einer Ära oder ein Aufbruch in eine neue Zeit – Die 40. Tage der Raumfahrt in Neubrandenburg

Gedanken zu den 40. Raumfahrttagen in Neubrandenburg im November 2025

Bilder: A. Weise; Quelle: Veranstaltungsbesuch.

40mal „Raumfahrttage in Neubrandenburg“! Was für eine Leistung! Die Wurzeln dieser Veranstaltung reichen bis in das Ende der 70er Jahre zurück. In die Zeit, in der der Flug von Sigmund Jähn eine Welle der Begeisterung für die Raumfahrt in der damaligen DDR auslöste. Nach der Wende entwickelten sich die „Tage der Raumfahrt in Neubrandenburg“ zu einem Eldorado für Raumfahrtfans und Raumfahrtprofis, für Autogrammsammler und Briefmarkenfreunde. Nirgendwo sonst kamen so viele Kosmonauten und Astronauten regelmäßig zusammen. Legendär die Podiumsdiskussionen im Einstein-Gymnasium (mit der traditionell schlechten Akustik) oder die langen Abende, bzw. Nächte, an der Bar im ehemaligen Radisson Blue mit Dozenten und Raumfahrern. Raumfahrt buchstäblich zum Anfassen eben. Für viele waren die Raumfahrttage ein fester Bestandteil in der Jahresplanung und das Ganze dann ein richtig schönes großes Familientreffen, auf das man sich jedes Jahr freute. Möglich wurde das Alles durch ein eingeschworenes, aufopferungsvolles Team, was die Organisation immer im Griff hatte. Als Frontmann, Chef-Organisator bzw. als Gesicht der Veranstaltung fungierte, auch wenn er das nicht hören wollte, Uwe Schmaling. Mit seiner unnachahmlichen Einfühlsamkeit (Die, die ihn kennen, wissen was hier gemeint ist.) hielt er den Laden zusammen und am Laufen. Aber auch Sponsoren, die nicht nur einmal, sondern über Jahre hinweg im Hintergrund die finanzielle Absicherung der Veranstaltung sicherten, müssen hier Erwähnung finden. Denn ohne Moos nichts los.

Von der 40. Veranstaltung dieses Jahr sind mir einige persönliche Höhepunkte im Gedächtnis geblieben. Da war das Statement von Eugen Reichl in seinem Vortrag, dass es heute nur zwei wirkliche Raumfahrtnationen gibt: USA und China. Alles andere wäre nur „Hintergrundrauschen“. Armes Europa!

Blick in die Glaskugel: Was wird in 30 Jahren sein?
Links Volker Schmid (DLR), rechts Dr. Amelie Schoenenwald (ESA).

Bei der Podiumsdiskussion, unter anderem mit Reserveastronautin Dr. Amelie Schoenenwald (ESA) und Volker Schmid (DLR), wurde nach den persönlichen Plänen für die nächsten 30 Jahre gefragt. Man wolle gerne zur ISS oder zum Mond. Die Nachfrage, ob Europa in den nächsten 30 Jahren einen eigenen bemannten Zugang zum All haben werde, blieb unbeantwortet. Den letzten Vortrag bestritt traditionell Ulrich Köhler vom DLR in Adlershorf. Wie immer fesselte er sein Publikum mit dem was da draußen so los ist im All. Und er hätte noch eine Stunde drauf packen können, wenn, ja wenn man nicht zum Mittagessen gerufen hätte …. .

Ja das war‘s. Es hätte alles so schön weiterlaufen können und gerne wieder nächstes Jahr. Doch über die Jahre rückblickend gab es zwei einschneidende Ereignisse, die den geschichtlichen Verlauf dieser Veranstaltungsreihe beeinflussten. 2020 Corona und 2022 der Beginn des Ukraine-Krieges. Kontakte, speziell nach Russland, brachen sofort weg. Preise explodierten. Es wurde immer schwieriger, die Veranstaltung am Leben zu halten. Hinzu kamen, dass bei manchen Sponsoren das Geld nicht mehr so locker saß. Mit den verbliebenen, treuen Sponsoren wurde die Luft sehr dünn. Vor zwei Jahren sinnierten die Organisatoren bereits im internen Kreise, dass das die letzte Veranstaltung gewesen sein könnte. Dass man die 40 nun doch noch Voll gemacht hatte, ist einer großen Kraftanstrengung aller Beteiligten zu danken.

Seit Jahren ein Hauptsponsor: Dr. Paul Jahn

Während der Veranstaltung wurde offiziell bekannt gegeben, dass das die letzten Raumfahrttage in Neubrandenburg in der Form, wie man Sie kenne, gewesen seien. Einige schienen das schon vorab gewusst zu haben, denn beim traditionellen Tagesordnungspunkt „Grußwort der Kommune“ glänzten Stadt und Landkreis mit Abwesenheit, warum auch immer. Ob die Stadtväter eigentlich wissen, was sie an dieser Veranstaltung hatten, bzw. nun verloren haben?

Auf Grund der Dankesreden an Ihn sehr gerührt:
Organisator Uwe Schmaling

Hinzu kommt, dass die Organisatoren auch älter geworden sind. Ebenso das Publikum, was in den Jahren immer das Gleiche war. Man muss kritisch bemerken, dass es nicht gelungen war, hier neue, jüngere Interessenten in größerer Anzahl zu begeistern, die dieser Veranstaltung eine zukunftsweisende Perspektive geben würden. Eine Staffelstabübergabe war nicht ersichtlich. Auch hat mich die Reaktion des Publikums bei der Verkündung des Endes etwas geärgert. Diese war fast gleich Null. Das war‘s und Tschüss? Vielleicht glauben manche, dass man sich trotzdem wieder aufrappelt und findet. Tot geglaubte leben länger. „Uwe wird’s schon richten.“ Ich selber bin diesmal nicht so optimistisch.

Fakt ist: Es muss sich was ändern. Ob und wie es weiter geht? Zu lesen wird das laut Eugen Reichl „irgendwann“ auf den Seiten von Raumfahrt Concret. Ich selber hoffe auf eine stärkere Kooperation mit der Stadt Neustrelitz, die ja auch DLR-Standort ist. Hier scheint noch ungehobenes Potential vorhanden zu sein. Man wird sehen, wie es sich entwickeln wird.

Schön wäre ein neuer Aufbruch …und kein Ende.

….

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