Anomalie an Bord von SES-Satellit AMC 9

Nach einer am Morgen des 17. Juni 2017 festgestellten Anomalie an Bord des Kommunikationssatelliten AMC 9 hat man begonnen, seinen Kunden Ersatzkapazitäten auf anderen Satelliten zur Verfügung zu stellen, meldete der Betreiber des Satelliten, SES aus Luxemburg, am 19. Juni 2017. AMC 9 driftet im Geostationären Orbit westwärts.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ILS, SES, Spacenews.

AMC 9 im All - künstlerische Darstellung
(Bild: Alcatel)
AMC 9 im All – künstlerische Darstellung
(Bild: Alcatel)

Laut SES liegt eine signifikante Störung an Bord des von Alcatel – heute Thales Alenia Space – im französischen Cannes ursprünglich für GE Americom gebauten Satelliten vor, die man zusammen mit dem Hersteller untersuche. Gemeinsam arbeite man daran, die Ursache der Störung zu ermitteln, und untersuche Maßnahmen, die eine neuerliche Inbetriebnahme des Satelliten ermöglichen könnten. Noch könne man aber die Folgen der Anomalie nicht endgültig abschätzen.

Für den Fall, dass man zu dem Ergebnis kommt, dass sich AMC 9 nicht mehr sinnvoll einsetzen lassen wird, könnte das der SES-Gruppe einen finanziellen Verlust von bis zu 20 Millionen Euro bescheren. Außerdem könnte laut SES eine einmalige außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von rund 38 Millionen Euro erforderlich werden.

AMC 9 kreist seit dem 7. Juni 2003 um die Erde und war zuletzt bei 83 Grad West im Geostationären Orbit (GEO) in durchschnittlich rund 35.768 Kilometern über der Erde eingesetzt. Nach Informationen des Branchendienstes Spacenews gab Markus Payer, Sprecher von SES, an, der Satellit drifte langsam (westwärts). Am 19. Juni 2017 bestätigte Payer den Spacenews nach Angaben von Spacenews, dass es für SES erforderlich sei, mit anderen Betreibern Geostationärer Kommunikationssatelliten Kontakt aufzunehmen.

AMC 9 (vorne) und Raketenoberstufe (hinten) bei der Vorbereitung des Starts in Baikonur
(Bild: ILS)
AMC 9 (vorne) und Raketenoberstufe (hinten) bei der Vorbereitung des Starts in Baikonur
(Bild: ILS)

Am 21. Juni 2017 räumte Payer gegenüber den Spacenews laut Spacenews ein, man habe keine Telemetrie vom Satelliten und könne ihn nicht steuern, seine Bahn sei aber stabil und vorhersagbar.

Die Auslegungsbetriebsdauer von AMC 9 war auf 15 Jahre angesetzt. Seine Leermasse lag im Bereich von 2.000 Kilogramm, seine Startmasse bei rund 4.100 Kilogramm. Das auf der Satellitenplattform Spacebus-3000B3 basierende Raumfahrzeug ist mit 24 C-Band-Transpondern mit einer Bandbreite von 36 Megahertz und 24 Ku-Band-Transpondern mit einer Bandbreite von 36 Megahertz ausgestattet. Zum Sendebetrieb im C-Band wurden Halbleiterleistungsverstärker (solid state power amplifiers, SSPAs) mit einer Leistung von jeweils 20 Watt verwendet, für Ku-Band-Ausstrahlungen Wanderfeldröhrenverstärker (traveling-wave tube amplifiers, TWTAs) mit einer Leistung von jeweils 110 Watt.

AMC 9 alias AMERICOM 9 und GE 12 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 27.820 und als COSPAR-Objekt 2003-024A.

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