Leben ohne Wasser möglich?

Jedes Jahr werden Milliarden von Dollar für die Erforschung des Kosmos bereitgestellt, um letztendlich eine Frage zu beantworten: Gibt es Leben auf anderen Planeten? Aber suchen wir auch an den richtigen Stellen?

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: Current Opinion on Chemical Biology, SpaceRef.com.

Professor Steven A. Benner, der unter anderem am Design der nächsten Generation von Marssonden arbeitet, glaubt an die Möglichkeit von Leben, das ohne Wasser auskommt. In der Dezemberausgabe des Wissenschaftsmagazins Current Opinion on Chemical Biology beschreiben er und seine Kollegen von der University of Florida, wie Organismen auf so exotischen Welten wie dem Saturnmond Titan überleben könnten.

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Aufnahme des Saturnmonds Titan vom 27. Oktober 2004(Quelle: NASA)

Benner und seine Kollegen haben nur zwei absolut notwendige Bedingungen für das Leben ausgemacht: zum einen ein Temperaturbereich, der chemische Reaktionen zulässt, und zum anderen eine Energiequelle, wie zum Beispiel Sonnenlicht oder Radioaktivität. Das Ergebnis der Studie unterscheidet sich von der landläufigen Meinung, dass Leben unbedingt flüssiges Wasser benötigt. Die Autoren spekulieren sogar über das Vorkommen von Leben in kalten, eisigen Umwelten wie der des Titan, der beide Bedingungen für Leben erfüllt. „Leben könnte auch unter weitaus exotischeren Umständen, wie den Gashüllen der Gasriesen Jupiter und Saturn, vorkommen,“ spekuliert Benner. Er fragt sich auch, ob wir nicht einige exotische Lebensformen hier auf der Erde übersehen haben. „Die Frage ist gar nicht so absurd, wie sie scheinen mag,“ sagt Benner. „Vor gerade mal 50 Jahren wussten wir nichts vom Leben in den Tiefen der Ozeane.“

Titan, der gerade von der Sonde Cassini besucht wurde, ist vielleicht ein idealer Platz, um nach Leben zu suchen. Die veröffentlichten Bilder und Daten zeigen ein Welt mit gelben Wolken und schwarzen, öligen Methanseen; eine Umwelt, die der der Erde vor Milliarden von Jahren ähnelt. Der rätselhafte Mond ist zu kalt, als dass große Mengen flüssigen Wassers dort existieren könnten. Und Menschen und Bakterien bestehen hauptsächlich aus Wasser, was es erschwert, sich ein Leben ohne Wasser vorzustellen. Benner glaubt, dass die Konzentration auf Wasser der Suche nach Leben unnötige Scheuklappen aufsetzt. „Warum sollte Leben nicht Kohlenwasserstoffe benutzen, die auf Titan in flüssiger Form vorhanden sind? In vielerlei Hinsicht sind Kohlenwasserstofflösungen sogar geigneter als Wasser, um eine komplexe organische Chemie zu steuern,“ spekuliert Benner.

Wir werden bald mehr wissen. Im Dezember wird die europäische Huygens Sonde von Cassini abkoppeln und im Januar auf Titan landen. „Die Huygens Mission hat enormes Potential für ein Aha-Erlebnis in Hinblick auf exotisches Leben,“ glaubt Benner.

Alles Leben auf der Erde stammt wahrscheinlich von einem Urahn ab. Eine Konsequenz davon ist, dass jeder lebende Organismus die gleiche Biochemie verwendet. Zum Beispiel verwenden alle Lebensformen Proteine, die aus den gleichen Bausteinen bestehen. Aber das muss nicht notwendigerweise die einzige Möglichkeit sein. Experimente haben sich dieser Frage in den letzten Jahren genähert. So wurden zum Beispiel andere Aminosäuren gefunden, die die Aufgaben der in der Natur vorkommenden Aminosäuren übernehmen können.

Eine führende Theorie über die Entstehung von Leben behauptet, dass frühes Leben RNA anstatt DNA verwendete, um genetische Informationen weiterzugeben. Wenn das stimmt, würde das zeigen, dass andere biochemische Organismen möglich sind.

Exotische Welten könnten also Leben beherbergen, aber Mars bleibt der wahrscheinlichste Kandidat. „Es gab zu einer Zeit Wasser auf dem Mars, als auf der Erde bereits Leben herrschte,“ betont Benner. „ Leben auf dem Mars wäre also nicht so exotisch, da es in Wasser leben würde, aber nach irdischen Maßstäben wäre es immer noch exotisch genug. “Trotz allem”, gibt Benner zu, ist “ein ’Wir wissen es nicht’ oft die ehrlichste Antwort. Bis wir außerirdisches Leben finden, werden wir keinen unabhängigen zweiten Datensatz haben. Und selbst dann ist es noch möglich, dass das außerirdische Leben den selben Ursprung hat wie wir.“

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